An- und Verkauf von Edelmetallen Wo Goldhändler knausern

Jahrelang schossen in den Städten die Goldhändler wie Pilze aus dem Boden. Was beim Kauf und Verkauf von Gold zu beachten ist, womit Kunden rechnen müssen.

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Goldschmuck liegt in einem Juwelierladen Quelle: dpa

Nicht nur die Vorweihnachtszeit lädt jetzt zum Goldkauf ein, sondern auch der niedrige Goldkurs. Zum Jahresbeginn stand der Goldpreis noch bei mehr als 1350 Euro je Feinunze. Seitdem ging es um 25 Prozent bergab. Viele Kenner des Goldmarktes glauben zudem an eine Renaissance des Edelmetalls unter Anlegern. Demnach ist es durchaus möglich, dass der Goldpreis in den kommenden Monaten wieder deutlich anzieht. Andererseits verkaufen viele Investoren ihr Gold, weil sie sich entweder mit Immobilien sicherer fühlen oder mit Aktien auf mehr Rendite hoffen.

Für Freunde von Gold war der vergangene Mittwoch ein spannender Tag. Zunächst kündigte die britische Finanzaufsicht an, auch den Referenzpreis für das gelbe Edelmetall einer Prüfung wegen möglicher Manipulation zu unterziehen. Zu allem Überdruss sorgten auch die Konsumdaten aus den USA für Unruhe am Goldmarkt. Der größte börsengehandelte Goldfonds SPDR Gold Trust stand auf der Verkaufsliste, deren Goldbestand sank auf das niedrigste Niveau seit Februar 2009. Der Goldpreis sank daraufhin im Tagesverlauf von 939,60 Euro auf weniger als 930 Euro – ziemlich viel für wenige Stunden. Zum Ende des Handelstages stand er dann nur noch bei 923,52 Euro je Feinunze – ein Minus von 1,8 Prozent. Sein Jahrestief erreichte Gold zuletzt im Sommer mit 908 Euro.

Vermutlich wäre ein anderer Tag für den Verkauf von Gold günstiger gewesen. Aber ich will den Goldhändler-Test machen und die Preise vergleichen. Mit einem goldenen Ring am Finger mache ich mich auf, um herauszufinden, wie viel das Schmuckstück einbringt, wenn ich es verkaufe. Weit muss ich dafür nicht, denn nur fünf Gehminuten vom Arbeitsplatz entfernt finden sich gleich ein knappes Dutzend potenzielle Abnehmer für den Ring.

Der Markt in Deutschland ist auf der Ankaufseite sehr stark fragmentiert. Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Geschäftsführer bei Degussa Goldhandel, dem größten Goldhändler in Deutschland, geht von tausenden Goldankäufern im Bundesgebiet aus. „Wir schätzen, dass in diesem Jahr etwa 90 Tonnen Feingold zurück in den Kreislauf kommen – und dass dafür von den Goldhändlern grob geschätzt das Doppelte an Material angekauft wurde“, sagt Wrzesniok-Roßbach. Das kleinteilige Geschäft mit Schmuck, Zahngold, Münzen und kleinen Barren macht sich für die Ladenbesitzer offenbar bezahlt. „Ich gehe davon aus, dass viele Goldankaufstellen auch als Nebentätigkeit betrieben werden.“ Ein halbes Kilo Gold im Monat sollte dann schon ausreichen, um davon zu leben.

Was beim Altgoldverkauf zu beachten ist

Für den, der Gold verkaufen will, heißt das aber auch: unbedingt vergleichen. Wer etwa alten Goldschmuck zu Geld machen will, sollte lieber genau hinschauen, denn die gezahlten Preise können erheblich auseinanderklaffen.

Weil ich im Internet gelesen habe, dass sie die höchsten Preise zahlen sollen, ist meine erste Anlaufstelle eine sogenannte Scheideanstalt. Sie kaufen Goldschmuck und anderes edelmetallhaltiges Material an und schmelzen es ein. Beim anschließenden chemischen Scheideprozess gewinnen sie reines 999er Feingold und trennen es von anderen Edelmetallen wie Platin, Palladium oder Silber. Anschließend verkaufen sie es wieder in Form von Barren oder als Granulat – Granalien genannt - an Edelmetallhändler, Goldschmiede, Industrie und Anleger.

Besuch bei der Scheideanstalt

Die Goldpreisprognosen der ängstlichen Analysten
Goldbarren Quelle: dpa
Goldman SachsDer Goldpreis wird im kommenden Jahr wahrscheinlich um mindestens 15 Prozent sinken. Zu dieser Einschätzung kommen die Analysten von Goldman Sachs in einer Studie. Sie sehen trotz eines beschleunigten US-Wirtschaftswachstums erhöhte Abwärtsrisiken für Rohstoffe. Die Preise für Gold, Kupfer und Sojabohnen werden demnach auf das niedrigste Niveau seit 2010 sinken. Die Goldman-Sachs-Analysten gehen beim Goldpreis von einem Rückgang bis Ende nächsten Jahres auf 1050 Dollar je Unze aus. Stand: 22. November 2013 Quelle: REUTERS
Die Schweizer Bank UBS prognostiziert im Jahresdurchschnitt für 2013 einen Goldpreis von 1396 Dollar je Unze. 2014 soll dann ein Durchschnittspreis von 1435 Dollar je Unze erreicht werden. Damit nahm die Bank ihre Prognose für das laufende Jahr um neun und für das kommende Jahr um zehn Prozent zurück. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
Morgan StanleyFür 2013 geht die US-Bank nun von 1409 Dollar je Unze aus, nachdem es zuvor noch 1487 Dollar gewesen waren. Für 2014 rechnen sie mit 1313 Dollar je Unze, zuvor waren es 1563 Dollar. Für 2015 nahmen sie die Prognose von 1450 auf 1300 Dollar zurück. Stand 25. Juni 2013 Quelle: dapd
HSBCDie größte Bank der Welt senkte ihre Prognose für den Goldpreis auf einen Jahresdurchschnitt von 1396 Dollar je Unze in 2013 und 1435 Dollar für 2014. Damit senkte sie ihre alten Prognosen um neun bzw. zehn Prozent. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
RBC Capital  Prognose am 1. Januar: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 1. Januar: 1675 Dollar / Unze) Prognose am 11. April: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 11. April: 1561 Dollar / Unze)Prognose am 28. Mai: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 28. Mai: 1383 Dollar / Unze)  Alle Prognosen beziehen sich auf den erwarteten Goldpreis im vierten Quartal 2013. Quelle: Bloomberg; Stand: 28. Mai Quelle: REUTERS
Danske Bank Quelle: PR

Die Rheinische Scheideanstalt in Düsseldorf ist vergleichsweise klein, verarbeitet also geringe Edelmetallmengen. Dennoch gibt es starke Sicherheitsvorkehrungen. Massive Gitterstäbe schützen Einfahrt und Fenster. Beim Betreten der Räume habe ich zwar zunächst den Eindruck, mich in einer normalen Wohnung zu befinden, doch gibt es überall Überwachungskameras. Die Dame hinter dem Schalter wird durch dickes Glas geschützt, die Türen sind versperrt und massiv.

Ein junger Mann bittet mich, vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. 9,12 Gramm zeigt die Digitalwaage an, als er den Ring darauf legt. Da es sich um 585er Gold handelt, - der Feingoldanteil also bei 58,5 Prozent liegt – berechnet er 5,3 Gramm zu einem Börsenkurs von 29,96 Euro. Genaugenommen müssten es 5,35 Gramm sein, aber Nachkommastellen spielen offenbar keine allzu große Rolle. Abzüglich seiner Händlermarge, die er mit drei Euro pro Gramm angibt, bietet er mir insgesamt 145 Euro für den Goldring. Einen Echtheitstest führt der Mann von der Scheideanstalt noch nicht durch. 145 Euro erscheint mir recht wenig, schließlich hat der Ring vor zehn Jahren mehr als 500 Euro gekostet.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Der Goldhändler in Düsseldorf, den ich als nächsten aufsuche, betreibt in Nordrhein-Westfalen gleich acht Filialen. Im Schaufenster liegt ein wenig Goldschmuck, die Tür hat eine Klingel und zahllose Aufkleber, die auf die Videoüberwachung hinweisen. Der Laden ist winzig, lediglich ein Raum von vielleicht zehn Quadratmetern. Neben- oder Warteräume gibt es offenbar nicht. Eine schick gekleidete Dame mittleren Alters öffnet die Tür und bittet mich, zehn Minuten zu warten, sie habe noch einen Kunden im Geschäft. Als ich zehn Minuten später auf den antiken Stühlen Platz nehme, sagt sie, es sei ein aufregender Tag – mit vielen, ganz unterschiedlichen Kunden.

Der Goldring kommt auf die Waage: wieder 9,12 Gramm. Die Dame reibt den Ring an einer Schieferplatte und bestreicht den Abrieb mit einer Säure. Damit prüft sie die Echtheit des Goldes, die Säure darf den Abstrich nicht auflösen. Mit dem Taschenrechner berechnet sie den Goldgehalt: 5,3 Gramm. Der Börsenkurs steht jetzt bei 29 Euro für ein Gramm 999er Feingold, also einen Reinheitsgrad von 24 Karat. Für meinen 585er Ring (14 Karat) bietet sie mir 138 Euro an. Auf den Börsenpreis berechnet sie somit einen Abschlag von drei Euro, also rund zehn Prozent wie schon in der Scheideanstalt.

Am nächsten Tag nehme ich drei weitere Anlaufstellen ins Visier. In der vergangenen Nacht ist der Goldpreis weiter gefallen, heute stehen die Zeichen immerhin auf Erholung. Als ich losziehe, schwankt der Preis pro Gramm um die 29,80 Euro, 928 Euro pro Feinunze.

Ernüchternde Abschläge gegenüber dem Goldkurs

Der Goldhandel der Notenbanken
Weltweite GoldreservenSeit 2009 nahmen die Goldreserven der Staaten zu – bis zum Juni 2013. Da nahmen nach Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) die aufsummierten Goldbestände der Notenbanken gegenüber dem Vormonat erstmals ab – um 310.000 Feinunzen. Bis August gingen die Reserven weltweit gegenüber Mai um 1,42 Millionen Feinunzen zurück. Aktuellere Zahlen für September gibt es erst mit zwei Monaten Verspätung. Quelle: dpa
Goldreserven steigen langsamerLaut einer Studie der Schweizer Bank UB, fragen die Notenbanken weltweit zwar weiter netto Gold nach. Aber eben nicht mehr so viel wie in den vorangegangenen vier Jahren. „Obwohl der Kauf-Appetit weiter intakt bleibt, hat sich das Tempo in diesem Jahr gewiss verlangsamt“, schreibt UBS-Analystin Joni Teves. „Die Käufe der Zentralbanken sind zwischen Januar und August 2013 40 Prozent niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.“ Die Marktbeobachter von Thomson Reuters GFMS erwarten für 2013 einen Rückgang um 34 Prozent. Goldanalysten sprechen bereits davon, dass mit den rückläufigen Käufen eine wichtiger letzter Schutzwall für den Goldpreis schwächer wird. In einem schwankungsfreudigen Markt wäre das eine bedeutsame Änderung. Quelle: dpa
Russland verkauft GoldMit seinen Verkäufen von Goldreserven geriet jüngst Russland in die Schlagzeilen. Im September stieß die russische Notenbank überraschend zwölf Millionen Unzen oder umgerechnet 373 Kilogramm Gold ab – nachdem das Land jahrelang als einer der größten und zuverlässigsten Goldkäufer war. Insgesamt hat Russland in diesem Jahr seine Goldreserven um 57,4 Tonnen aufgestockt – und bleibt damit der größte Goldkäufer unter den Staaten. Bereits im September 2012 hatte Russland zwischendurch Gold verkauft, danach seine massiven Käufe aber wieder fortgesetzt. Quelle: REUTERS
KasachstanKasachstan ist mit einem Nettozuwachs bei den Goldreserven um 21,8 Tonnen im laufenden Jahr der zweitgrößte Goldkäufer unter den Staaten. Insgesamt sind auf dem Goldmarkt aber die Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien und Mexico entscheidend für die Nachfrage. In diesen Ländern stammt der Großteil der Nachfrage von Privatpersonen und Investoren. Quelle: dpa
KoreaDie Notenbank von Südkorea hat nach UBS-Erkenntnissen im Februar ihre Goldreserven um 20,2 Tonnen aufgestockt und sich ansonsten still verhalten. Dennoch erreicht die damit die bislang drittgrößten Goldkäufe einer Notenbank im laufenden Jahr. Quelle: dapd
AserbaidschanAserbaidschan hat seinen Goldbestand bei der Zentralbank um 14 Tonnen erhöht und ist damit Nummer vier unter den staatlichen Goldkäufern. Quelle: dpa
UkraineDie Ukraine belegt mit 6,2 Tonnen den fünften Platz. Danach folgen Indonesien (plus vier Tonnen), Jordanien (plus 3,1 Tonnen), Mongolei (plus 2,1 Tonnen) und Bosnien-Herzegowina (plus eine Tonne). Aber es gibt auch Länder, die im laufenden Jahr ihre Goldreserven netto reduziert haben – sogar in Europa. Quelle: dpa

Ich versuche mein Glück bei einem Juwelier an Düsseldorfs Königsallee. Ein Plakat im Schaufenster macht darauf aufmerksam, dass hier auch Gold angekauft wird. Eine Sicherheitskraft im Anzug öffnet mir die verschlossene Ladentür. Die Mitarbeiterin hinter dem Tresen sucht mit einer Lupe den Stempel im Ring und fragt mich nach meinen Vorstellungen. Ich sage, mir sei klar, dass ich die 500 Euro, die der Ring mal gekostet hat, sicher nicht wiederbekommen werde. Ohne ihn zu wiegen, sagt sie, ich bekäme vielleicht 115 bis 120 Euro für den Ring. Ich solle ihn lieber wieder einstecken.

Das mache ich und trage ihn zu Pro Aurum, einem der größten Goldhändler in Deutschland, der nur ein paar Gehminuten entfernt eine Filiale betreibt. Dort komme ich ohne Klingel und Sicherheitsmann in das Geschäft. Alles wirkt sehr edel und geschmackvoll, die Mitarbeiter tragen alle Anzug und Krawatte. Der Berater, in dessen Büro ich mich setze, begrüßt mich mit festem Händedruck. Den Echtheitstest mit Schieferplatte und Säure macht er als erstes. Dann erst wird gewogen, wieder stehen 9,12 Gramm auf der Anzeige. Ich bin erstaunt, dass diese Waagen offenbar alle präzise geeicht sind und selbst an der zweiten Stelle nach dem Komma keine Abweichungen zeigen.

Der Berater spricht allerdings nur von neun Gramm brutto und einem Feingoldanteil von fünf Gramm. Den Börsenpreis gibt er auf Nachfrage mit 29 Euro für das Gramm an. Er bietet mir 25,48 Euro pro Gramm, insgesamt 127,80 Euro für den Ring. Gemessen an meinem Börsenkurs ist das ein Abschlag von 4,32 Euro oder 15 Prozent. Außerdem hat der Händler offenbar nur mit 5 Gramm statt mit 5,3 Gramm kalkuliert. Lege ich 5,3 Gramm zugrunde steigen die Abzüge des Händlers gegenüber dem Börsenkurs auf mehr als 19 Prozent. Bislang das schlechteste Angebot, wenn man die grobe Schätzung beim Juwelier ausklammert.

HändlerTest
Echt-
heit
Gewicht
lt. Waage
Fein-
gold-
anteil lt.
Händler
genannter
Börsen-
kurs / g.
tatsächl.
Börsen-
kurs / g
(Uhrzeit)
Händler-
marge
in € u. %
Ankaufs-
kurs /g.
Angebots-
preis
Rheinische
Scheideanstalt
nein9,12 g5,3 g29,96 €29,96 €
(15 Uhr)
3 € / g.
10 %
27,36 €145 €
Gold Haegerja9,12 g5,3 g29 €29,12 €
(16 Uhr)
3 € / g.
10,3 %
26 €138 €
Juwelier
Fine Art
nein - -- k.A.k.A.k.A.115 bis
120 €
pro aurumja9,12 g5 g29 €29,80 €
(12:30 Uhr)
4,52 €
15,6 %*
(19,4 %)**
25,48 €*
(24,03 €**)
127,40 €
Exchange
Leihhaus
k.A.k.A.k.A.-29,80 €
(13:00 Uhr)
4,33 €
14,5 %
25,47 €135 €
Angeboten wurde ein Ring von 9,12 Gramm, 585er Gold (14 Karat), entsprechend Feingoldanteil von 5,3 Gramm. Getestet wurden die Händlerangebote am 20. und 21. November. Stand: 21. November, Börsenkurse von vwd.; k.A.=keine Angabe; * laut Händlerangabe; ** rechnerisch für 5,3 g Feingoldanteil

Etwas ernüchtert über die doch deutlichen Abschläge gegenüber dem Goldkurs wage ich einen letzten Versuch beim Pfandleiher. Das Pfandleihaus Exchange nahe am Düsseldorfer Hauptbahnhof beleiht ausschließlich Schmuck, Edelmetallbarren und Münzen sowie hochwertige Uhren. Außerdem kauft das Unternehmen auch Gold an. Ich frage, was ich für Beleihung oder Verkauf des Ringes bekommen würde. Das Ergebnis überrascht: 130 Euro für die Leihe, 135 Euro für den Verkauf. Der Preis ist tatsächlich höher als beim großen etablierten Goldhändler. Angesichts des niedrigen Goldkurses wäre ein Beleihung sogar in doppelter Hinsicht lukrativ: Mehr Bargeld als bei Pro Aurum oder beim Juwelier, dafür aber die Chance, den Ring zurückzunehmen und zu verkaufen, wenn der Goldpreis wieder gestiegen ist. Allerdings ist die Pfandleihe auch mit spürbaren Kosten verbunden. Monatlich fallen 3,50 Gebühren an sowie ein Prozent Zins auf den Darlehensbetrag. Für den Ring wären das insgesamt 4,80 Euro, die monatlich zu zahlen sind. Nach drei Monaten kann der Besitzer des Pfandscheins dann das Pfand wieder auslösen oder die Leihe verlängern.

Achtung beim Online-Handel

Taugt Gold als Krisenwährung?
1980Zu Beginn des Jahres 1980 steigt der Goldpreis erstmalig auf 850 US-Dollar (inflationsbereinigt 2.100 US-Dollar). Steigende Ölpreise und die damit verbundene hohe Inflation, der sowjetische Einmarsch in Afghanistan und die Revolution in Iran sorgen weltweit für Verunsicherung.Goldpreis am Ende des Jahres: 589,8 US-Dollar 392,4 Euro 119.823,1 Yen 246,7 Pfund 1.047,8 Schweizer Franken Quelle: ap
1997Die Finanz- und Wirtschaftskrise der Tigerstaaten von 1997-1998 (Asienkrise) ließ einen Großteil Asiens in eine Rezession verfallen. Gründe für die Krise waren exzessive Kreditaufnahme und maßlose Investitionen der Tigerstaaten. Die asiatischen Banken nahmen Kredite in US-Dollar auf und vergaben Kredite in inländischen Währungen. Das ging aber nur so lange gut, so lange der Dollar gegenüber dem Yen und anderen asiatischen Währungen schwach war. Als der Dollar ab 1995 anfing aufzuwerten, hatten die asiatischen Institute Probleme ihre Schulden zurückzuzahlen. Als die Gläubiger dies witterten zogen, sie ihr Kapital im großen Stil aus Asien ab, was wiederum die asiatischen Währungen schwächte. Eine sich selbst verstärkende Kapitalflucht ließ die Wirtschaft der Tigerstaaten einknicken.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,2 US-Dollar 266,1 Euro 37.733Yen 176,4 Pfund 423,3 Schweizer Franken Quelle: ap
1998Wirtschaftliche Probleme kamen in Russland bereits nach der Asienkrise 1997 auf. Doch als dann 1998 massiv Kapital, unter anderem auch von asiatischen Investoren, abgezogen wurde, brach die Wirtschaft Russlands endgültig ein. Der Rubel geriet massiv unter Druck und Unternehmen konnten ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, weil sie für die Waren kein Geld mehr bekamen. Der Großteil der Bürger konnte keine Steuern mehr zahlen. Folge: Russland wurde zahlungsunfähig. In den USA erholt sich dagegen die Wirtschaft und die Inflation des US-Dollars lässt nach. Dies drückte in den vorangegangenen Jahren den Goldpreis deutlich nach unten.Goldpreis am Ende des Jahres: 287,8 US-Dollar 245,1 Euro 32.463,8 Yen 173,0 Pfund 395,3 Schweizer Franken Quelle: Reuters
1999Gordon Brown verkaufte von 1999 bis 2002 systematisch einen Großteil der Goldbestände Großbritanniens - und das obwohl der Goldpreis bei einem 20-Jahres-Tief lag. Zu der Zeit war er noch Schatzkanzler. Als er später Premierminister wurde, holte ihn die Vergangenheit ein: er erntete viel Kritik wegen der Goldverkäufe. Doch eine Schädigungsabsicht konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Großbritannien sind durch die Auktionen, verglichen mit dem heutigen Goldpreis, mehr als sieben Milliarden Dollar entgangen -der Goldpreis hat sich seit dem vervierfacht Brown wird deshalb vorgeworfen Großbritannien bewusst geschädigt zu haben. Zumal er die Verkäufe im Vorfeld ankündigte, was den Preis bereits vor der Auktion fallen ließ und ihm eine schlechte Verhandlungsposition einräumte. Es gibt Gerüchte, dass Brown vor der Einführung des Euro mithelfen wollte den Goldpreis zu drücken. Diese These konnte aber bisher niemand beweisen. Insgesamt verkaufte Gordon Brown 395 von 715 Tonnen. Die Zeit wird in England als „Gordon Bottom“ bezeichnet. Bis heute ist dieses Kapitel nicht endgültig durchleuchtet - die Motivation Browns bleibt damit ein Rätsel.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,3 US-Dollar 289,6 Euro 29.708 Yen 180,1 Pfund 464,6 Schweizer Franken Quelle: dapd
2000Im März des neuen Jahrtausends platzte die Dotcom-Blase. Anleger waren die Jahre zuvor nahezu versessen in Aktien von Internetunternehmen. Firmen mit nur einem PC und einem Büro hatten plötzlich einen höheren Börsenwert, als Firmen mit ganzen Lagerhallen, die materielle Güter produzierten. Grund war die Annahme, dass ein neues Zeitalter angebrochen sei: die New Economy. Man dachte, dass Produktion und Material weniger wert würden und Ideen das Gut der Zukunft seien. Aktien von Internet-Start-Ups waren deshalb teurer, als die von Traditionsunternehmen. Doch der Irrtum flog auf, als die ersten Internetfirmen Insolvenz anmeldeten und Anleger scharenweise aus Internetaktien flüchteten und die Blase zum platzen brachten. Der Goldpreis fiel in den Neunzigerjahren stetig. Vor allem wegen der guten wirtschaftlichen Entwicklung (auch dank der New Economy) der USA von 1994 bis 2001. Anleger misstrauten Aktien nach der Dotcom-Blase und begannen in ein altbewährtes Gut zu investieren: Gold. Der Goldpreis wird seitdem rapide steigen.Goldpreis am Ende des Jahres: 274,5 US-Dollar 292,3 Euro 31.342 Yen 183,7 Pfund 444,7 Schweizer Franken Quelle: ap
2001Am 11. September 2001 stürzten wegen eines Terroranschlags die Zwillingstürme des World-Trade-Centers ein. Die westliche Welt wurde grundlegend erschüttert und das Sicherheitsgefühl vieler Menschen zerstört. Die wachsende Unsicherheit schlug sich auch im Goldpreis nieder, der seit 2001 nur noch eine Richtung kannte: aufwärts. Für den ständig ansteigenden Goldpreis ist auch die Geldpolitik der USA verantwortlich, die mit ihrer Politik des billigen Geldes seit 2000 die Finanzmärkte mit Geld überflutete. Grund war der Versuch das Leistungsbilanzdefizit durch eine Entwertung des Dollars zu reduzieren. Folge des billigen Geldes war, dass Finanzinstitute exzessiv (Immobilien-)Kredite vergaben und diese Privatschulden schließlich an Investoren weiterverkauften - die perfekte Blase wuchs und wuchs, bis sie schließlich 2007 platzte.Goldpreis am Ende des Jahres: 276,5 US-Dollar 310,5 Euro 36.238 Yen 190 Pfund 459,1 Schweizer Franken Quelle: dpa
2008Am 15.September 2008 beantragte die US-Bank Lehman Brothers das Insolvenzverfahren. Da die US-Regierung vorher bereits drei großen Banken geholfen hatte, tat sie dies bei Lehman nicht mehr. Die Pleite blieb nicht ohne Folgen: Banken fingen an sich gegenseitig kein Geld mehr zu leihen, Anleger zogen ihr Geld von Banken ab. Die Finanzkrise, die 2007 als Immobilienkrise begann, spitzte sich daraufhin weiter zu.Goldpreis am Ende des Jahres: 869,8 US-Dollar 625,7 Euro 78.842 Yen 604,9 Pfund 925,7 Schweizer Franken Quelle: dapd

Wer Gold kaufen will, hat es ungleich leichter einen fairen Preis zu erzielen. „Deutschland ist im europäischen Vergleich ein ungemein transparenter Markt mit starkem Wettbewerb und einem großen Informationsangebot“, sagt Degussa-Chef Wrzesniok-Roßbach. Etwa 120 Tonnen Feingold werden nach seiner Schätzung in diesem Jahr in Deutschland für Anlagezwecke verkauft. Knapp zwei Drittel davon entfallen auf Barren, der Rest auf Münzen. Der Preisaufschlag beim Goldkauf, im Fachjargon Aufgeld genannt, fällt hierzulande mit rund zehn Prozent bei kleinsten Mengen und deutlich weniger bei größeren Barren moderat aus. Wettbewerb und Transparenz haben entsprechend dazu geführt, dass die Margen für die Goldverkäufer in Deutschland relativ gering sind. „Zwei Prozent Nettoverdienst ist hier schon viel“, sagt Wrzesniok-Roßbach. Lediglich in Österreich schätzt er die Konkurrenz noch härter ein. „In anderen Märkten Europas dürften die Margen eher doppelt so hoch sein.“

Der Goldkauf ist letztlich Vertrauenssache. Vor allem im Online-Handel wird Gold gegen Vorkasse angeboten. Da sollten sich Käufer auf Qualität, Service und zügige Lieferung verlassen können. Beim Kauf von Gold kommt es daher weniger auf einen Preisvergleich an, solange sich Anleger an etablierte Adressen halten. Denn das sind neben der Handvoll Goldhändler, die über ein Niederlassungsnetz verfügen, vor allem die Banken. Auch wenn sich einige kleinere Institute aus dem Goldhandel verabschiedet haben, sind sie doch für viele Anleger beim Goldkauf die erste Anlaufstelle. Nachteilig ist aber, dass die Banken in der Regel keine Goldvorräte vorhalten, sondern nach Kundenwunsch bestellen. Größere Goldhändler haben hingegen typische Abnahmemengen immer griffbereit. Eine schnelle und zuverlässige Abwicklung des Geschäfts in jedem Fall unerlässlich.

Skepsis ist vor allem im Online-Handel angebracht. Ungefähr 180 Goldhändler soll es im deutschsprachigen Internet geben. Zwar tummeln sich auch hier längst die etablierten und zuverlässigen Goldhändler wie Degussa, Westgold oder Pro Aurum und viele andere, aber dazwischen tauchen auch immer wieder zweifelhafte Angebote auf, die Kunden mit Niedrigstpreisen abspeisen wollen. Tests haben gezeigt, dass die Preise durchaus um 20 Prozent und mehr abweichen können. Da Goldmünzen oder Barren nur gegen Vorkasse verschickt werden, sollten Kunden die Anbieter unbedingt auf Vertrauenswürdigkeit prüfen, etwa durch das Lesen von Kundenkommentaren in Internetforen.

Wer sein Gold nicht ganz dringend verkaufen muss, tut gut daran, auf bessere Kurse zu warten. Alten Goldschmuck zunächst zu beleihen und später wieder auszulösen, scheint da eine wirtschaftliche sinnvolle Alternative. Denn dann ließe sich der Schmuck womöglich zu einem höheren Kurs verkaufen.
Wer alten Goldschmuck zu Geld machen will, darf sich nicht der Illusion hingeben, er bekäme mehr als den reinen Materialwert. Dazu bräuchte es auf der Käuferseite schon einen Liebhaber, der an den Schmuckstücken ein besonderes Interesse hat. Die Suche nach so einem Käufer ist allerdings ungleich aufwendiger, als die nach einem der mehreren hundert Goldhändler, die in Deutschlands Innenstädten anzutreffen sind.

Der Ring bleibt erst einmal in meiner Tasche. Lieber verkaufe ich meine alte Stereoanlage und kaufe mir dafür eine Goldmünze. Denn so billig wie jetzt war Gold schon lange nicht mehr.

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