Analystenerwartungen Wie Experten das Anlagejahr 2013 deuten

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Gemischte Erwartungen an die Aktienmärkte

Die Schrecken der Anleger 2012
 Eine EU-Fahne weht am 09.04.2010 über der Akropolis in Athen. Quelle: dpa
Die Notenbanken gehen vorDie nächste Ungleichbehandlung liegt in der Bevorzugung der Notenbanken vor den Privatanlegern: „Weil sich die Notenbanken dem Schuldenschnitt  per Umcodierung ihrer griechischen Anleihen entziehen konnten, erhöhte sich auf der anderen Seite die Belastung für die verbliebenen Anleiheinhaber. Die mittlerweile eingereichten Schadensersatzklagen richten sich jedoch nicht nur gegen den griechischen Staat, sondern auch gegen die Depotbanken selbst. Führende Rechtsexperten vertreten hier die Auffassung, dass Finanzinstitute beim erzwungenen Umtausch ihre Pflichten als Verwahrer von Wertpapieren möglicherweise strafrechtlich verletzt hätten.“ Quelle: dpa
Der Libor-SkandalDer in der breiten Öffentlichkeit Aufsehen aufsehenerregendste Fall von Anlegertäuschung im abgelaufenen Börsenjahr war die aufgeflogene Manipulation des Zinssatzes Libor, zu dem sich die Banken in allen wichtigen Währungen untereinander kurzfristig Geld leihen. Geprellt wurden Kreditnehmer, die entweder zu hohe Zinsen zahlen mussten oder weniger Zinsen auf ihre Einlagen erhielten. Dass der täglich neu festgelegte Libor von einem Kartell an Banken und Zinshändlern im Zeitraum 2005 und 2009 regelmäßig manipuliert werden konnte, ohne dass jemand einschritt, ist ein Skandal. Erst in diesem Jahr wurde die als treibende Kraft identifizierte Barclays Bank zu einer Geldstrafe von umgerechnet 370 Mio. Euro verklagt. Quelle: REUTERS
Geldwäsche bei der HSBC?Neben dem Libor-Skandal trugen weitere Großbanken zum fortschreitenden Imageverlust der Finanzbranche bei. So rechnet HSBC wegen systematischer Geldwäsche für mexikanische Drogenbarone und mögliche Terrorhelfer in Saudi-Arabien mit einer Strafzahlung von mehr als 1,5 Mrd. US-Dollar. Quelle: dpa
A man walks into the JP Morgan headquarters at Canary Wharf in London Quelle: REUTERS
Der Fall EnBW - Landesregierung muss zahlenHierzulande lieferte der kostspielige Rückkauf von 45 Prozent der Anteile des Versorgers EnBW durch die ehemalige Regierung von Baden-Württemberg ein Musterbeispiel für die Verflechtung von Banken und Politik. Dabei wird gegen den ehemaligen Regierungschef von Baden-Württemberg Stefan Mappus wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Ihm wird vorgeworfen,  gegenüber dem mit ihm befreundeten Deutschland-Chef der Investmentbank Morgan Stanley in einen zu hohen Kaufpreis an den französischen Stromkonzern EdF eingewilligt zu haben, ohne dass ein Wertgutachten angefertigt wurde. Die finanziellen Kosten für die neue Landesregierung in Stuttgart sind beträchtlich. So versucht sie in einem langwierigen Schiedsgerichtsverfahren, von EdF eine Teilerstattung des Kaufpreises zu erstreiten. Darüber hinaus muss sie zusätzliche Zinszahlungen in ihrem Haushaltsbudget einplanen, weil der Kaufpreis für die EnBW-Anteile über eine neue Anleihe finanziert wurde. Dabei sollten die anfallenden Zinsen dauerhaft durch die EnBW-Dividenden getragen werden - was nach der Dividendenkürzung infolge des Gewinneinbruchs von 2011 jedoch nicht mehr möglich ist. Quelle: dpa
Geldvernichtung mit Solar-AktienDer Preisverfall in der Solarindustrie hat mittlerweile zahlreiche deutsche Unternehmen in die Insolvenz getrieben. Dabei benachteiligen die für die Sanierung eingeleiteten Kapitalmaßnahmen häufig die Alteigentümer.  So hat das frühere TecDax-Mitglied Conergy Bankkredite durch einen Kapitalschnitt in neues Eigenkapital umgewandelt und die Alteigentümer damit praktisch enteignet. Der zurzeit mit Abstand spektakulärste Fall ist die Insolvenz der Solar Millennium aus Erlangen, die sich mit Großprojekten in der Solarthermie finanziell verhoben hatte. Die Aktionäre der Gesellschaften werden vermutlich leer ausgehen. Die  Inhaber von fünf noch ausstehen Anleihen im Volumen von 220 Mio. Euro, die weiterhin auf die Ausschüttung der Insolvenzquote warten, werden ebenfalls massive Verluste ihres Investments hinnehmen müssen. Quelle: dapd

Ähnlich kritisch sieht der berühmte Investmentexperte Marc Faber die Entwicklung der Märkte. Erst im vergangenen Monat prognostizierte er in der WirtschaftsWoche abstürzende Börsen. Der Schweizer rechnet im nächsten Jahr nur mit einem schwachen Wachstum für die Weltwirtschaft, wenn überhaupt. Das dürfte die Gewinne der Unternehmen schmälern, vor allem der amerikanische Aktienindex S&P 500 dürfte laut Faber um mindestens 20 Prozent einbrechen.

Auch die Investmentgesellschaft Pimco erwartet Gegenwind für den weltweiten Aktienmarkt, da das schwache Marktumfeld auf die Gewinne drückt. Einer, der sich auskennen müsste mit Prognosen, sieht das anders. Max Otte präsentiert sich der Öffentlichkeit gerne in der Rolle des Propheten, seit er mit seinem 2006 veröffentlichten Buch "Der Crash kommt" die Wirtschaftskrise vorhersagte. "Die Erholung bei Aktien könnte sich fortsetzen, weil die meisten dieser Märkte auf ein sehr niedriges Niveau abgestürzt waren", sagt der Ökonom. Dies gelte insbesondere für europäische Aktien.

Europäische Aktien sind unterbewertet

"Man muss in Aktien gehen!"

Otte ist nicht der einzige Anhänger europäischer Aktien. Vor allem im Vergleich zu amerikanischen Papieren seien die europäischen deutlich günstiger bewertet, schreiben Analysten von Morgan Stanley in einer Studie. Ähnlich sehen das auch die Experten von Allianz Global Investors. Lange rechneten Investoren damit, dass die Euro-Zone über kurz oder lang auseinander brechen würde und hielten sich dementsprechend mit Investitionen in europäische Aktien zurück. Diese Angst hat sich dank des großzügigen Eingreifens der Europäischen Zentralbank (EZB) - die Notenbank hat angekündigt, unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen, wenn ein Land unter den Rettungsschirm schlüpft - mittlerweile allerdings verflüchtigt. Dennoch sind die europäischen Papiere in vielen Portfolios noch untergewichtet.

Nicht wahllos kaufen

Wer aber Renditen erwirtschaften will, sollte trotzdem nicht wahllos alles kaufen, was sich in Europa an den Märkten tummelt. "Besonders interessant sind multinationale Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen und gesunden Bilanzen", sagt Matt Siddle, Fondsmanager des amerikanischen Vermögensverwalters Fidelity. Die seien gut positioniert, um vom Konsumhunger der Emerging Markets profitieren zu können. Wer Sicherheit will, kommt also um solide Unternehmen nicht herum. Die Dividendenstrategie, bei der Anleger auf Unternehmen mit hohen, stabilen Dividenden setzen, bleibt attraktiv.

Auch DWS, die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, sieht solide Unternehmen auf dem Vormarsch. Dazu gehören unter anderem der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé, der Chemieriese BASF oder der Technologiekonzern Linde.

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