Ähnlich kritisch sieht der berühmte Investmentexperte Marc Faber die Entwicklung der Märkte. Erst im vergangenen Monat prognostizierte er in der WirtschaftsWoche abstürzende Börsen. Der Schweizer rechnet im nächsten Jahr nur mit einem schwachen Wachstum für die Weltwirtschaft, wenn überhaupt. Das dürfte die Gewinne der Unternehmen schmälern, vor allem der amerikanische Aktienindex S&P 500 dürfte laut Faber um mindestens 20 Prozent einbrechen.
Auch die Investmentgesellschaft Pimco erwartet Gegenwind für den weltweiten Aktienmarkt, da das schwache Marktumfeld auf die Gewinne drückt. Einer, der sich auskennen müsste mit Prognosen, sieht das anders. Max Otte präsentiert sich der Öffentlichkeit gerne in der Rolle des Propheten, seit er mit seinem 2006 veröffentlichten Buch "Der Crash kommt" die Wirtschaftskrise vorhersagte. "Die Erholung bei Aktien könnte sich fortsetzen, weil die meisten dieser Märkte auf ein sehr niedriges Niveau abgestürzt waren", sagt der Ökonom. Dies gelte insbesondere für europäische Aktien.
Europäische Aktien sind unterbewertet
"Man muss in Aktien gehen!"
Otte ist nicht der einzige Anhänger europäischer Aktien. Vor allem im Vergleich zu amerikanischen Papieren seien die europäischen deutlich günstiger bewertet, schreiben Analysten von Morgan Stanley in einer Studie. Ähnlich sehen das auch die Experten von Allianz Global Investors. Lange rechneten Investoren damit, dass die Euro-Zone über kurz oder lang auseinander brechen würde und hielten sich dementsprechend mit Investitionen in europäische Aktien zurück. Diese Angst hat sich dank des großzügigen Eingreifens der Europäischen Zentralbank (EZB) - die Notenbank hat angekündigt, unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen, wenn ein Land unter den Rettungsschirm schlüpft - mittlerweile allerdings verflüchtigt. Dennoch sind die europäischen Papiere in vielen Portfolios noch untergewichtet.
Nicht wahllos kaufen
Wer aber Renditen erwirtschaften will, sollte trotzdem nicht wahllos alles kaufen, was sich in Europa an den Märkten tummelt. "Besonders interessant sind multinationale Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen und gesunden Bilanzen", sagt Matt Siddle, Fondsmanager des amerikanischen Vermögensverwalters Fidelity. Die seien gut positioniert, um vom Konsumhunger der Emerging Markets profitieren zu können. Wer Sicherheit will, kommt also um solide Unternehmen nicht herum. Die Dividendenstrategie, bei der Anleger auf Unternehmen mit hohen, stabilen Dividenden setzen, bleibt attraktiv.
Auch DWS, die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, sieht solide Unternehmen auf dem Vormarsch. Dazu gehören unter anderem der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé, der Chemieriese BASF oder der Technologiekonzern Linde.