Angst vor Geldwäsche Schweiz will 1000-Franken-Schein aus dem Verkehr ziehen

Bargeld ist in der Schweiz so beliebter denn je. Immer mehr große Scheine sind im Umlauf. Nun fordern Politiker, dass der 1000-Franken-Schein abgeschafft werden soll. Sie fürchten Geldwäsche.

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Eine Hand hält einen 1000-Franken-Schein. Quelle: Fotolia

Schweizer Bargeld ist gefragt, besonders in großen Scheinen. Mehr als 60 Prozent des gesamten Wertes des im Umlauf befindlichen Bargelds von rund 60 Milliarden Franken wird durch die 1000-Franken-Note abgedeckt. Und das, obwohl der Schein im Alltag kaum Verwendung findet, da er als Zahlungsmittel oftmals gar nicht angenommen wird.

Die Zahl der Scheine hat vor allem in letzter Zeit noch einmal enorm zugelegt. Im Mai waren laut der Statistik der Nationalbank mit 36,4 Millionen 1000ern 26 Prozent mehr Scheine im Umlauf, als noch im Mai 2011. Die Schweizer Nationalbank schlussfolgert, dass die Noten nicht nur als Zahlungs- sondern "in erheblichem Umfang auch als Wertaufbewahrungsmittel" verwendet werden, weil durch die Finanzkrise wohl das Vertrauen ins Bankensystem verloren gegangen sei. Auch im Ausland würden die Ersparnisse in Schweizer Franken als sicherer Hafen geschätzt und so aufbewahrt.

Die Interpretation von Geldwäscheexperten fällt weniger schmeichelhaft aus: Sie vermuten, dass die Bargeldzunahme auch damit zusammenhängen könnte, dass die Bürger versuchen, das Geld verstärkt der Kontrolle der Banken zu entziehen - etwa indem sie unversteuerte Vermögen bar abziehen.

Politiker fordern nun das Aus der großen Noten. Sie befürchten, dass die 1000-Franken-Scheine vor allem dazu genutzt werden, Geld zu horten und so am Bankensystem vorbei zu schleusen. Linke Finanzpolitiker zeigten sich schockiert von dem hohen Bestand an 1000-Franken-Noten, berichtet der "Tagesanzeiger". Der hohe Wert der einzelnen Noten unterstütze illegale Praktiken, weil so der Transport großer Bargeldsummen erleichtert würde, sagte Margret Kiener Nellen, Nationalrätin der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP). Dagegen müsse etwas unternommen werden. Deshalb wolle sie in der anstehenden Revision des Geldwäschereigesetzes die Forderung einbringen, die 1000-Franken-Note abzuschaffen.

Mit der Forderung folgt die Schweiz einem internationalen Trend: Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im April vorgeschlagen, den 500-Euro-Schein abzuschaffen. In britischen Wechselstuben ist der 500er schon aus dem Verkehr gezogen, nachdem eine Untersuchung ergeben hatte, dass 90 Prozent der Nachfrage aus kriminellen Kreisen stammte. In Kanada wurde der 1000-Dollar-Schein bereits vor mehr als zehn Jahren auf Empfehlung der Polizei aus dem Verkehr gezogen, berichtet der "Tagesanzeiger" weiter.

Doch der Einfluss der politischen Bedenkenträger ist fraglich - die Stückelung ist laut einem Sprecher des Schweizer Finanzdepartements "alleinige Sache der Nationalbank", welche keinen Anlass sieht, von den aktuellen Notenwerten abzurücken. Sie begründet die Notwendigkeit eines 1000-Franken-Scheins etwa mit seiner wichtigen Funktion im Auto-Occasionsmarkt und im Viehhandel. Daher soll auch die nächste Serie wieder einen 1000-Euro-Schein beinhalten.

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