Anlagestrategie Deutsche Bank warnt vor China-Aktien

Ein Anlagestratege der Deutschen Bank kritisiert den staatlichen Einfluss auf chinesische Unternehmen. Er stellt große Verwerfungen an den Börsen fest – und rät von China-Aktien ab.

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Extrem gestiegen: Tencent ist die teuerste Aktie im MSCI-China-Index mit einer Bewertung bei dem 17-fachen der Netto-Aktiva. Quelle: Reuters

Frankfurt John-Paul Smith hält nichts von staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft. Genau aus diesem Grund sieht der Anlagestratege der Deutschen Bank viele chinesische Aktien mit Skepsis. „In vielen Fällen sind die Unternehmen angeblich privat“, erklärte Smith im Interview mit Bloomberg News. „Doch wenn man sie sich genauer ansieht, ist der Staatseinfluss ziemlich groß.“

Der Experte stellt starke Verzerrungen auf dem chinesischen Aktienmarkt fest. „Es sind eher die hohen Bewertungen im Rest des Marktes als die niedrigen Bewertungen für staatliche Firmen, die ich sehr riskant finde“, sagte Smith. Investoren haben „sich in eine relativ kleine Anzahl von Aktien gedrängt“. Investoren haben zuletzt Aktien von staatlich kontrollierten Banken, Rohstoffunternehmen und Industriekonzernen verkauft, und stattdessen in Unternehmen aus der Privatwirtschaft des Landes, die vor allem Konsumgüter und Dienstleistungen anbieten.

Nicht-staatliche Unternehmen wie Tencent, die größte Internetfirma in Asien, und der Milchpulverproduzent Biostime International, haben starke Kursanstiege bei ihren Aktien erlebt. Tencent ist die teuerste Aktie im MSCI-China-Index. Dahinter folgen Biostime und der Snack-Hersteller Want Want China Holdings. Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt die Wetten der Investoren darauf, dass diese Titel besonders stark vom Umbau der chinesischen Volkswirtschaft von einer Exportorientierung hin zu einer stärkeren Binnennachfrage profitieren werden.

Smith hatte Investoren bereits im Dezember 2010 zum Verkauf von Aktien aus China geraten. Er verwies auf Bedenken zu staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft sowie auf eine drohende Konjunkturabkühlung.


Staatseinfluss ist größer als gedacht

Seither ist der Aktienindex MSCI Emerging Markets um rund 13 Prozent zurückgefallen, während der Hang-Seng-China-Enterprises-Index sogar 25 Prozent verlor. Zum Vergleich: der MSCI-World-Index für Industrienationen konnte im selben Zeitraum einen Anstieg von 35 Prozent verzeichnen.

Branchenindizes für Rohstofffirmen, Industriekonzerne und Finanzdienstleister im MSCI-China-Index gaben zwischen 22 und 42 Prozent nach - gleichzeitig ging es bei Technologieaktien um rund 150 Prozent nach oben. Das gleiche Muster lässt sich beim CSI-300-Index für Aktien in Schanghai und Shenzhen sowie beim Hang-Seng-Index ablesen.

Im Februar stieg der kombinierte Marktwert von Aktien aus den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen, Telekommunikation und Konsumgüter im CSI 300 im Vergleich zum Gesamtindex auf das höchste Niveau seit mindestens 2007. Gleichzeitig fielen Sub-Indizes für Rohstoff- und Energieunternehmen in diesem Monat auf Rekordtiefs zurück.

Mit seiner Beobachtung steht der Deutsche-Bank-Mann nicht alleine da. Ähnliches war in dieser Woche ebenfalls in einer Notiz der Analysten Hanfeng Wang, Qiusuo Li und Yutong Hou von China International Capital zu lesen. „Sektoren, die für die 'alte Wirtschaft' stehen, haben extrem geringe Bewertungen, wohingegen die Sektoren der 'neuen Wirtschaft' ihre Bewertungen ausgedehnt haben und stark von institutionellen Investoren gehalten werden“, schrieben sie.

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