Anlagestrategie Goldman empfiehlt China-Aktien

Verkehrte Welt bei Goldman Sachs: Obwohl chinesische Aktien im vergangenen Jahr stark nachgaben, rät die US-Bank zum Kauf der Titel. Ein kurzfristiges Zocken, wie Experten vermuten.

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Die chinesischen Aktien laufen schlecht. Doch Goldman Sachs rät zum Kauf der Wertpapiere. Quelle: Reuters

Frankfurt Goldman Sachs rät zum Kauf chinesischer Aktien. Dabei haben die Titel dieses Jahr so stark nachgegeben wie die keines anderen Landes. Die Empfehlung der US-Bank erfolgte, nachdem die Bewertungen der chinesischen Aktien im Vergleich zu Konkurrenzmärkten auf das niedrigste Niveau seit einem Jahrzehnt gefallen sind.

„Angesichts der Kurs-Korrektur und der Bewertungen denken wir noch immer, dass wir bei chinesischen Aktien von einem positiven Fall ausgehen können”, erklärte Goldman-Analyst Kinger Lau. Er prognostiziert, dass der Hang Seng China Enterprises Index, der die wichtigsten chinesischen Aktiengesellschaften zusammenfasst, über die kommenden zwölf Monate auf 12.000 Punkte steigen wird. Das wäre ein Plus von rund 24 Prozent im Vergleich zum Schlussstand der vergangenen Woche. Im Dezember vergangenen Jahres hatte Goldman Sachs für Ende 2014 sogar noch einen Stand von 13.600 Zählern vorausgesagt.

Der Index chinesischer Aktien in Hongkong hat in diesem Jahr bis Ende vergangener Woche rund 10 Prozent eingebüßt. Das ist der höchste Rutsch unter 93 weltweiten Benchmark-Indizes, die von Bloomberg News beobachtet werden.
Hinter dem Einbruch stehen nicht zuletzt Konjunkturdaten zum Gewerbe, die auf eine Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft hindeuten. Hinzu kamen Ängste, dass mehr Unternehmen Probleme bei der Rückzahlung ihrer Verbindlichkeiten bekommen können. Erst am 7. März kam es zum ersten Ausfall eines Festland-Bonds: Die Shanghai Chaori Solar Energy Science & Technology war vergangene Woche nicht in der Lage gewesen, die Zinszahlungen auf ihre Anleihe voll zu bedienen.


Kurzfristiges Zocken oder langfristiges Vertrauen?

Der Index wird im Vergleich zum MSCI All-Country World Index mit einem Abschlag von 45 Prozent gehandelt. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Die politische Führung der Volksrepublik versucht derzeit, ein Gleichgewicht zwischen der Eindämmung der Schattenbanken- Branche und der Verschuldung lokaler Regierungen auf der einen Seite und Maßnahmen zur Stützung des Wirtschaftswachstums auf der anderen Seite zu finden.

„Jede deutliche Maßnahme im Umgang mit Schattenbanken- Krediten und Schulden lokaler Regierungen wäre wahrscheinlich ein positiver Katalysator für Banken”, sagte Lau. „In den Bewertungen der Banken ist bereits ein sehr signifikantes Krisen-Szenario eingepreist.” Gut auf chinesische Aktien könnte sich seinen Worten zufolge auch eine Verbesserung des konjunkturellen Ausblicks der Weltwirtschaft auswirken. Konkrete Namen von Aktien wollte Lau allerdings nicht nennen.

Ein Einkaufsmanager-Index von HSBC Holdings und Markit Economics war zuletzt auf ein Sieben-Monats-Tief gefallen, wie die Unternehmen Anfang März erklärten. Ein ähnlich angelegter Index der Regierung hatte sich ebenfalls auf den tiefsten Wert sei Juni abgeschwächt.

Auch die Exporte nach Übersee waren im Februar unerwartet um 18,1 Prozent gefallen - verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Die Erzeugerpreise fielen laut jüngster Veröffentlichung um zwei Prozent und damit so stark wie seit Juli nicht mehr. All das trug zur Skepsis der Investoren gegenüber chinesischen Aktien bei.

Vor allem für ausländische Anleger sei eine Bestellung chinesischer Einzelwerte fast unmöglich und nicht empfehlenswert. In Shanghai und Shenzhen gibt es immer noch zwei Kategorien von Aktien: A-Aktien für Inländer, die in Yuan gehandelt werden, und B-Aktien, die in Dollar notiert sind. „Um die Liquidität der B-Aktien ist es aber nicht sonderlich gut bestellt“, warnt Anlageexperte Guo. Die Kurse der A-Aktien seien allerdings eher spekulativ getrieben. „Fürs langfristige Halten sind sie nicht gut geeignet.“ Es bleibt also die Wahl: Kurzfristig zocken – oder langfristig mit einem Fonds auf das Wachstum der chinesischen Wirtschaft vertrauen.

Die positive Prognose von Goldman Sachs ist Teil einer Handels-Strategie, bei der die Bank Investoren zum Kauf von chinesischen Aktien beim gleichzeitigen Verkauf von Kupfer rät. Dahinter steht die Einschätzung, dass Rohstoffe der Rally am Aktienmarkt hinterherhinken werden. Der Finanzkonzern nannte dies seine viertwichtigste Empfehlung für 2014.

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