Ob die DKB Seidl ins Verfahren geholt habe, wollte die Bank nicht sagen. Das seien „Angelegenheiten des Aufsichtsrates“, die der „Geheimhaltungspflicht“ unterlägen. Fest steht: Die DKB und Seidl sind alte Bekannte. 2009 begleitete Seidl die Insolvenz der ae group, eines Metallverarbeiters aus dem Portfolio der DKB-Tochter MVC.
2012 arbeiteten Seidl und die DKB im Verfahren um die Frühstücksflockenfirma Dailycer Hand in Hand.
Dort gab es einen Heidenkrach, weil die DKB einen überlebenswichtigen Kredit an die Person Seidl geknüpft hatte. In einem Brief der DKB heißt es, dass das „gewährte Massedarlehen“ unter der Bedingung stünde, dass Seidl Sachwalter bleibe. Ein Massekredit dient dazu, den Geschäftsbetrieb trotz Insolvenz aufrechtzuerhalten. Im Gegenzug wird das Geld später vor anderen Forderungen bedient.
Da Seidl nun per Richterbeschluss raus war, schrieb die DKB, dass sie gezwungen gewesen sei, „den Massekredit für die Dailycer Deutschland Produktions GmbH fällig zu stellen“. Die Bank sieht darin kein Problem. Sie habe bei Abschluss des Kreditvertrages eine gängige Klausel vereinbart und später ausgeübt.
Mittlerweile wurde vom Gericht ein Sonderinsolvenzverwalter eingesetzt, der das Geflecht durchleuchtet und dem Vernehmen nach nun einen Millionenbetrag von der DKB fordern will. Die DKB sieht allerdings nach „erster vorläufiger juristischer Einschätzung gegenwärtig keine ausreichende Anspruchsgrundlage“. Ein Gutachten des ehemaligen Vorsitzenden des Bundesgerichtshofes, Gerhard Ganter, auf das sich der Sonderinsolvenzverwalter stützt, kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis.
Die Bank gewinnt
Fest steht: Über den Aufsichtsrat kam bei Siag der DKB-nahe Anwalt Seidl als Sanierungsvorstand in die Schlüsselposition. Er durfte den Insolvenzplan schreiben, in dem festgelegt wird, wie das Unternehmen saniert werden soll. Laut Plan verzichtet die Bank zwar auf zwei Drittel ihrer Forderungen. 8,6 Millionen Euro aber soll die neue Siag Industrie GmbH der Bank noch zurückzahlen – und das, obwohl knapp sieben Millionen davon bei der Siag Schaaf AG genauso wenig besichert waren wie die Anleihen.
Die DKB wehrt sich gegen den Vorwurf, die Bank sei bessergestellt worden als Anleihegläubiger. Sie verfüge „über Sicherheiten bei den Tochtergesellschaften“. Und Seidl rechtfertigt, die DKB sei wirtschaftlich ins Risiko gegangen und habe den laufenden Betrieb trotz Insolvenz finanziert. „Besserstellung der sanierungsbereiten Gläubiger gibt es in fast sämtlichen Insolvenzplanverfahren“, sagt Seidl.