Anleihegläubiger ausgebootet Wie Anleger in die Insolvenzfalle tappen

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Finanzielle Lage etwas entspannt

Solarworld

Inzwischen hat sich die finanzielle Lage zwar etwas entspannt. Der neue Vorstandschef Armin Burger treibt die Umstellung zahlreicher Praktiker-Märkte auf die Schwester-Marke Max Bahr voran. Ob das Experiment gelingt, ist aber offen. Wenn Praktiker am 28. März die Bilanz für 2012 präsentiert, erwarten Analysten einen Nettoverlust in dreistelliger Millionenhöhe. Geht es in diesem Tempo weiter, könnte es für das Unternehmen bald erneut eng werden.

Leidtragende wären neben den Aktionären auch die Anleiheinvestoren. Erst vor zwei Jahren hatte Praktiker einen Bond im Volumen von 250 Millionen Euro emittiert. Praktiker galt damals als breit aufgestellter Heimwerkerkonzern, der zwar Verluste schrieb, aber über die profitable Tochter Max Bahr verfügte. Anleger investierten unter diesen Vorzeichen – doch der vermeintliche Rettungsanker Max Bahr hielt nicht. Der Praktiker-Ableger wurde im vergangenen Jahr als Sicherheit für eine neue Kreditlinie verpfändet. Sollte der Konzern dereinst tatsächlich in die Pleite trudeln, bliebe den Gläubigern wohl kaum mehr als die Verwertung einer Holdinghülle.

Noch schlimmer aber sieht es bei den erneuerbaren Energien aus. Bei Windreich durchsuchte die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulation, Chef Willi Balz zahlte schon mal Gehälter aus eigener Tasche. Solaranbieter Solen will Anleger bei seiner 50-Millionen-Anleihe am 3. April um Nachlass bitten und nur 25 Prozent der Zinsen überweisen.

Der nächste große Fall bei den erneuerbaren Energien aber dürfte Solen, SiC Processing oder Siag Schaaf weit in den Schatten stellen: Im Januar, kurz bevor die Meldung aufpoppte, er habe Entertainer Thomas Gottschalk ein Schloss für über fünf Millionen Euro abgekauft, hatte Solarworld-Chef Frank Asbeck „gravierende Einschnitte“ bei Anleihen angedeutet. Am vergangenen Dienstag verschob er die Veröffentlichung seiner 2012er-Bilanz.

Es geht insgesamt um über eine Milliarde Euro Schulden, davon 543 Millionen in Anleihen und über 350 Millionen in Schuldscheindarlehen. Hedgefonds haben die Schuldscheine, die wie die Anleihen nur noch zu Preisen um die 20 Prozent gehandelt werden, längst aufgekauft.

Ähnlich wie bei SiC Processing formieren sich die Bond-Gläubiger bereits. Und Solarworld hat Anwalt Hans-Gerd Jauch von Görg engagiert, der auch Insolvenzverwalter von Arcandor ist. Es ist alles bereitet für den Sonnenuntergang.

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