Der Aufsichtsrat musste die Emission absegnen. Zwei der sechs Aufsichtsräte waren Banker: DKB-Vorstand Rolf Mähliß und DKB-Direktor Mario Hotz, zuletzt bei Siag sogar Aufsichtsratschef. Die DKB sagt, es unterliege der „Geheimhaltungspflicht“, ob die DKB-Leute im Aufsichtsrat für die Anleihe gestimmt hätten. Dass sie sich gegen das für Anleger selbstmörderische Papier gewehrt haben, ist unwahrscheinlich – standen doch bei Siag Kredite der DKB im Feuer, zuletzt 27,6 Millionen Euro. Die Einnahmen aus der Anleihe seien dann auch auf ein Konto bei der DKB geflossen, beteuert Ex-Siag-Chef Rüdiger Schaaf.
Die DKB stellte bei Siag nicht nur zwei Aufsichtsräte und war Gläubigerin des Millionenkredits, sie hielt über ihre Beteiligungstochter MVC auch gut 23 Prozent der Anteile. Trotzdem erkannte die Bank nicht, dass die Schulden für Siag zu hoch waren – oder die DKB nahm das eben in Kauf. Acht Monate nach der Emission, im März 2012, reichte Siag den Insolvenzantrag ein.
Zunächst nach altem Recht – das neue ESUG war gerade erst ein paar Tage alt. Als vorläufigen Insolvenzverwalter setzte das Amtsgericht Montabaur Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner ein. Mitte April aber beschloss der Siag-Aufsichtsrat offenbar, das Verfahren selbst in die Hand zu nehmen. Siag stieg von einem herkömmlichen Insolvenzverfahren in eines in Eigenverwaltung um. Plathner wurde zum Sachwalter degradiert. Auf die Schlüsselposition des Sanierungsvorstands – der alte Vorstand war mittlerweile abberufen – setzte der Aufsichtsrat den Dresdner Rechtsanwalt Andrew Seidl.