Anleihegläubiger ausgebootet Wie Anleger in die Insolvenzfalle tappen

Seite 6/9

Operativ profitabel

Gefährliche Mittelstands-Anleihen an der Börse
Mehrere Pakete des alkoholischen Getränks Underberg liegen auf einem Haufen Quelle: Creative Commons-Lizenz
Hemden des Herstellers Seidensticker Quelle: PR
Produkte des Nahrungsmittelherstellers Zamek Quelle: PR
Schalkes-Fans feuern den FC Schalke 04 an Quelle: dpa
Katjes Yoghurt Gums Quelle: dpa/dpaweb

Er dürfte für die Bank trotzdem einen guten Deal herausgeschlagen haben. Sie bekommt über ihre Tochter MVC ein um 100 Millionen Euro entschuldetes Unternehmen, das operativ profitabel arbeitet. Und ihre verbliebenen Kredite sind nach Abschütteln der anderen Gläubiger nun sicherer geworden.

Verlierer könnten, neben den Anlegern, auch die Steuerzahler sein: Die Nord/LB in Hannover hat die Siag-Tochter Nordseewerke in Emden mit rund 70 Millionen Euro finanziert. Für 50 Millionen davon bürgt das Land Niedersachsen, zudem hat die Bank 95 Prozent der Anteile an den Nordseewerken als Sicherheit bekommen. Die Werke sollen nun für rund 20 Millionen Euro an die Schweizer DSD Steel verkauft worden sein. Für die noch offenen 50 Millionen Schulden aber könnte Niedersachsen in die Bresche springen müssen. Das Finanzministerium in Hannover will das nicht kommentieren.

Ebenfalls unter den Schutzschirm des neuen Gesetzes geschlüpft, aber ein deutlich größerer Brocken als Siag, ist SiC Processing. Das Unternehmen, das Flüssigkeit (Sägesuspension) aus der Fotovoltaik- und Halbleiterindustrie aufbereitet, hat gut 82 Millionen Euro bei Anleihegläubigern ausstehen. Vor Weihnachten beantragte SiC ein Insolvenzverfahren nach neuem Recht – und verkündete, danach stehe man „unter Gläubigerschutz und müsste die Anleihezinsen zum 1. März nicht bedienen“. Der Scheck fiel aus, Anleger warten auf rund 5,7 Millionen Euro Zinsen. „Die Gesellschaft will das Verfahren nutzen, um sich von den Anleihegläubigern zu verabschieden“, sagt Frank Günther von der Münchner Beratung Günther & Partner.

SiC Processing

Hohe Forderungen im Millionenbereich

Günther & Partner haben nach eigenen Angaben Forderungen „im hohen zweistelligen Millionenbereich“ angemeldet. Vergangene Woche hat Günther eine vorgezogene Gläubigerversammlung beim Insolvenzgericht beantragt. „Auf der wollen wir darüber entscheiden, ob die Insolvenz in Eigenverwaltung aufrechterhalten bleiben soll“, sagt er. Alternative wäre eine herkömmliche Insolvenz mit einem unabhängigen Insolvenzverwalter. Ob die Anleihegläubiger die durchbekommen, ist nicht klar. Günther sieht für die von ihm vertretenen Gläubiger, darunter mehrere hundert Privatanleger, aber eine „solide Mehrheit“ auf der Gläubigerversammlung.

SiC wird von dem skandinavischen Finanzinvestor Nordic Capital kontrolliert, der Vorsitzende des Beirats von SiC sowie der „Chief Restructuring Officer“ und Allein-Geschäftsführer sind Skandinavier. Letzterer trat im November an die Stelle der zwei alten Vorstände, denen er den Abschied aus der ersten Führungsebene versüßte. Ihre Verträge wurden bis Ende 2015 verlängert, als „Gesamtprokuristen“ dürfen sie im Unternehmen bleiben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%