„Unser Ziel ist, die Größe unserer Bilanzsumme dorthin zu bewegen, wo sie Anfang 2012 war.“ Um die Euro-Zone vor dem Absturz in die Deflation zu retten, erklärt Präsident Mario Draghi nun die Ausdehnung der Bilanz seiner Europäischen Zentralbank (EZB) zum geldpolitischen Ziel. Das ist neu.
Rückblick: Im März 2012 überstieg die Bilanzsumme des Euro-Systems, vereinfacht lässt sich an ihr der Prozess der Zentralbankgeldschöpfung in der Euro-Zone ablesen, zeitweise 3000 Milliarden Euro. Ihren Rekordstand erreichte sie wenige Monate später bei 3102 Milliarden Euro. Mehr Euro bei konstanter Goldmenge – diese Relation schob damals auch den Goldpreis. In Euro kostete die Feinunze Anfang Oktober 2012 in der Spitze 1386,51 Euro. Das war ein Jahr nachdem der Goldpreis in Dollar sein Rekordhoch bei 1921,17 Dollar markiert hatte.
Für den steilen Anstieg der Bilanzsumme des Euro-Systems – und des Goldpreises in Euro – gesorgt hatte Draghi vor allem mit zwei 500-Milliarden-Euro-Schüssen aus der „Dicken Bertha“. Gemeint sind die beiden dreijährigen Liquiditätsprogramme LTRO-1 und LTRO-2, die den Banken von der EZB im Dezember 2011 und März 2012 verabreicht wurden. Vor allem Banken in Spanien und Italien, die damals unmittelbar vor dem Kollaps standen, nutzten die mit 0,05 Prozent fast kostenlosen Liquiditätseinschüsse zum Kauf heimischer Staatsanleihen. So entschärften sie die Schuldenkrise ihrer Regierungen.
Im Januar und März 2015 müssen die Banken die LTRO-Gelder zurückzahlen. Während vor allem Institute in Südeuropa bis heute am LTRO-Tropf hängen, begannen andere Banken bereits im Sommer 2012 mit der Rückzahlung. Entsprechend geschrumpft ist seither die Bilanzsumme des Euro-Systems, auf aktuell 1988 Milliarden Euro. Nahezu parallel dazu fiel auch der Goldpreis in Euro wieder auf das Preisniveau vor der großen Liquiditätsflut zurück, aktuell notiert die Unze bei 950 Euro.
Wie Anleger die Geldanlage Gold beurteilen
Die deutliche Mehrheit – 76 Prozent – der Bürger ist der Meinung, dass Gold eine gute Ergänzung zu anderen Geldanlagen ist.
68 Prozent halten Gold für eine sichere Geldanlage.
58 Prozent finden, dass Gold für risikoscheue Anleger geeignet ist.
Der Aussage 'Gold ist zur Zeit eine lohnende Anlage, weil die Kurse steigen werden' stimmt knapp jeder zweite Bürger zu.
Lässt Draghi seinen Worten Taten folgen, dann wird die EZB jetzt erneut über 1000 Milliarden frische Euro in das europäische Bankensystem pumpen. Wird das Angebot an Euro derart erhöht, dann sollte auch der in Euro ausgedrückte Preis für Gold wieder steigen. Schließlich ist Gold nicht beliebig vermehrbar. Geschätzt 5600 Millionen Unzen wurden jemals auf der Welt gefördert. Gemessen an der jährlichen Minenproduktion von zuletzt rund 87 Millionen Unzen, betragen die überirdischen Goldbestände das 65-Fache der Jahresproduktion aller Goldminen. So gesehen ist es die Konstanz der Goldmenge, die Gold als Wertspeicher attraktiv macht. Während die überirdische Goldmenge jährlich nur um etwa eineinhalb Prozent wächst, will Draghi das Angebot an Euro um nahezu 50 Prozent erhöhen.
Möglicherweise dauert es aber noch etwas, bis der Goldpreis in Euro abhebt. Denn noch ist Sand im Getriebe der Euro-Pumpmaschine. Als Ersatz für LTRO dürfen sich Banken jetzt über neue längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) bis zu vier Jahre Geld in Höhe von sieben Prozent ihres Bestandes an Krediten für Unternehmen und Privathaushalte zu 0,15 Prozent von der EZB pumpen.