Bis zu 40 Start-ups, die schon 100 Millionen Euro verwalten, tummeln sich laut der Strategieberatung Oliver Wyman in Deutschland bereits im Segment der Robo-Advisor. Bis 2020 könnte das verwaltete Vermögen auf 30 Milliarden Euro steigen, weltweit sogar auf gut 440 Milliarden Euro, schätzt die Beratungsgesellschaft (siehe Grafik unten).
Mit seiner Lizenz als Vermögensverwalter darf Scalable Kundengelder entgegennehmen und diese investieren, ohne vor jedem Investment den Kunden zu fragen. Die Plattform muss sich also von der ersten Investition an um die Anlagen kümmern. Ansonsten dürfen das in Deutschland nur die rund 600 Vermögensverwalter und natürlich Banken mit voller Lizenz. „Die Kunden suchen einen Partner, der ihnen die Geldanlage abnimmt“, sagt Podzuweit. „Aber sie wollen jederzeit verfolgen können, was mit ihrem Geld passiert.“
Konkurrenzanbieter wie Ginmon verfolgen eine andere Strategie, sie nehmen das Geld nicht selbst entgegen. „Wir ersetzen für Kunden den Beratungsaufwand bei der Geldanlage, ohne ihm die Kontrolle über sein Geld zu nehmen“, sagt Ginmon-Gründer Lars Reiner. Entgegen einem vermögensverwaltenden Robo-Advisor stellen Vermittler und Berater wie Ginmon lediglich ihre Algorithmen bereit, um Kunden Vorschläge zu geben, die auf vorher definierten Regeln basieren.
Die Kunden erhalten keine personalisierte Beratung und müssen die Kaufentscheidung am Ende selbst treffen. Solche Robo-Berater verzichten bewusst auf eine eigene Lizenz der BaFin. Das Kundenkonto führen nicht sie, sondern eine Partnerbank (siehe Tabelle).
Depots auf Autopilot | |||||
Wo deutsche Anleger digitale Hilfe für ihre Investments erhalten | |||||
Anbieter | Minimal-Anlage* | Investmentvehikel | Grundgebühr pro Jahr(%) | Risikoklassen (Anzahl) | Konto bei |
Vaamo | 10 Euro | Indexfonds (bilden einen Referenzindex nach; Preisfeststellung nur einmal am Tag) | 0,99 ** | 3 | FFB Bank |
Cash-board | 100 Euro |
ETF (Fondsanteile mit kontinuierlichem Börsenhandel), Fonds, Aktien, Crowdfunding, Mittelstandskredite, Tagesgeld | keine *** | 3 | Ebase |
Fintego | 2500 Euro | ETF | 1,25*** * | 5 | Ebase |
Ginmon | 5000 Euro | ETF, Indexfonds | 0,39*** ** | 10 | DAB Bank |
Whitebox | 5000 Euro | ETF, Indexfonds, ETC (Anleihen, deren Wert an bestimmte Rohstoffklassen geknüpft ist) | 0,95** | 10 | BIW Bank |
Quirion | 10.000 Euro | ETF, Fonds | 0,48 | 11 | Quirin Bank |
Scalable | 10.000 Euro | ETF | 0,75 | 23 | Baader Bank |
Liqid | 100.000 Euro | ETF, Indexfonds, ETC, Fonds *** ***, Hedgefonds *** *** | 0,15 bis 0,90 *** *** * | 10 | Deutsche Bank |
* ohne Sparpläne ** bis 30 000 Euro Anlagesumme, darüber günstiger *** ab zwei Prozent Rendite Gewinnbeteiligung von 10 Prozent für den Anbieter bei Erreichen eines Allzeithochs (High Watermark) *** * bis 50 000 Euro, darüber günstiger *** ** plus 10 Prozent Erfolgsbeteiligung (High Watermark) *** *** aktive Fonds und Hedgefonds ab 250 000 Euro Anlagesumme *** *** * je nach Portfolio und Anlagesumme Quelle: Unternehmen ; Produktgebühren können jeweils zusätzlich anfallen |
In beiden Fällen – bei dem auch vermögensverwaltenden und dem nur beratenden Robo-Advisor – benötigen Anleger Vertrauen in die Technik, in die Algorithmen also. Diese „bergen die Gefahr, Zusammenhänge zu sehen, wo keine sind“, meint Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager des Münchner Vermögensverwalters Phaidros Funds.
Auch nach „20 Jahren Suche“ hat Billy Burrows von der britischen Pensionsberatung William Burrows Annuities keinen passenden Algorithmus gefunden, der menschliche Intervention überflüssig mache. „Ich glaube auch nicht, dass das möglich ist“, so Burrows. In den USA gibt es deshalb sogar Robo-Berater plus Callcenter. Dort sitzen Menschen, die bei taumelnden Kursen die Nerven ihrer Anleger beruhigen sollen.