Bausparzinsen Belastungsprobe für Bausparkassen

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Anbieter müssen Risiken durchspielen

Schlecht verzinst, dennoch höchst beliebt: Bausparverträge verzeichnen eine steigende Nachfrage, trotz niedriger Sparzinsen. Was für das Bausparen spricht und warum es die meisten Sparer lieber lassen sollten.
von Andreas Toller

Bestätigt sieht sich der Verband in diesem Urteil durch das Ergebnis einer umfassenden Umfrage der Bankenaufsicht zum Zinsrisiko und zur Ertragslage der Bausparkassen im Herbst 2012. Dabei wurde gefragt, welche Auswirkungen es hätte, wenn die Niedrigzinsphase noch 20 Jahre andauern würde. Gefragt wurde zudem, ob die Bausparkassen auch einen sprunghaften Anstieg der Zinsen – und zwar um fünf Prozentpunkte innerhalb von zwei Jahren – bewältigen können. Nach Angaben des Verbands wären alle Bauspar-Anbieter einem solchen Szenario gewachsen. „Trotzdem käme auch dann durch die vorhandenen Steuerungsmöglichkeiten keine Bausparkasse in wirkliche Nöte“, stellte Zehnder in einer Mitteilung klar.

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Gegen kollabierende Bausparkassen spricht auch, dass die Branche derzeit eine hohe Zahl an Neuverträgen verzeichnet. Im ersten Halbjahr 2013 stieg die Zahl neuer Bausparverträge gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um 25 Prozent. Zwar verdankten die Anbieter die steigende Nachfrage auch der Umstellung von Tarifen, doch selbst wenn man diese Sondereffekte herausrechnet, erwartet die Bausparbranche zum Jahresende noch ein signifikantes Wachstum. Zudem müssten die Bausparkassen vor Einführung neuer Tarife gegenüber der BaFin deren langfristige Tragfähigkeit durch Simulationsrechnungen unter Beweis stellen.

Zwar haben Bausparverträge als reines Anlageinstrument aufgrund der mickrigen Zinsen auf das Sparguthaben ausgedient. Doch für den Sparer mit der festen Absicht, eine Immobilie zu finanzieren, zu sanieren oder zu modernisieren haben Bausparverträge durchaus Vorteile - vor allem im Hinblick auf Planbarkeit und Finanzierungssicherheit.

Im Gegensatz zu den übrigen Banken im Privatkundengeschäft binden die Bausparkassen wie auch die Lebensversicherer ihre Kunden oft für viele Jahre und sogar Jahrzehnte. Das sorgt zumindest auf der Einnahmeseite für größere Stabilität gegenüber anders aufgestellten Banken. Die Niedrigzinsen hätten „spürbare Auswirkungen auf die Ertragssituation der Finanzinstitute“, erklärte Commerzbank-Privatkundenvorstand Martin Zielke. „Jede Bank, die im Privatkundengeschäft erfolgreich sein will, muss ihr Geschäftsmodell radikal umbauen. Nur das Schrauben an kleinen Teilen des Geschäftsmodells wird nicht mehr ausreichen.“

Somit erfährt die gesamte Finanzbranche einen Belastungsprobe. Für Sparer gibt es keinen Grund, gleich in Panik zu verfallen. Schließlich sind die Spareinlagen per Gesetz und durch zusätzliche freiwilligen Sicherungseinrichtungen der Finanzbranche zumindest bei den staatlich überwachten Instituten weitgehend geschützt.

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