Benzinpreis Teures Öl ist an der Zapfsäule zweitrangig

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Vielfältiger Einfluss auf den Preis

Der Preis orientiert sich am Spotmarkt von Rotterdam Quelle: dpa

Die Tankstellenbetreiber kaufen das Benzin bei den Mineralölkonzernen, wobei sich der Preis am Spotmarkt in Rotterdam orientiert. Dort wird das zu Benzin aufbereitete, also bereits raffinierte Öl verkauft. Was dort für den Liter Super berechnet wird, zahlen die Tankstellenbetreiber an die Mineralölkonzerne. Ihr sogenannter Wareneinstandspreis liegt bei etwa 42 Prozent des Verkaufspreises, macht beim genannten Benzinpreis also rund 71 Cent aus. Darin ist der Rohölpreis, sowie Kosten für die Raffinerie und den Rohöltransport schon enthalten.

Die Benzinpreise in Rotterdam schwanken naturgemäß und sind auch abhängig vom Rohölpreis. Hinzu kommen aber auch noch der Wechselkurs vom Dollar zum Euro und natürlich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. So kostete der Liter Superbenzin Anfang Juli 2008, als die Preise an den Tankstellen in Deutschland neue Rekordstände erreichten, 0,55 Euro pro Liter. Am 1. April kostete der Liter Super in Rotterdam schon 68 Cent. Damals war noch das Rohöl deutlich teurer als heute, dafür aber auch der Euro im Verhältnis zum Dollar deutlich stärker.

Drei Prozent vom Verkaufspreis

Der Tankstellenbetreiber muss mit dem Benzinverkauf seine Kosten für Pacht, die Anlieferung des Benzins, und Instandhaltung und Wartung der Tankstelle, Verwaltungs- und Vertriebskosten sowie eventuell notwendige Institutionen oder Umrüstungen – wie etwa 2011 auf den Kraftstoff E10 – decken. Und dafür erhält der Tankwart ungefähr drei Prozent vom Verkaufspreis, aktuell etwas mehr als fünf Cent je Liter. Darin enthalten ist eine fixe Marge von durchschnittlich einem Cent je Liter, die er auf der Gewinnseite verbuchen kann, von der er aber auch Investitionen bestreiten muss.

Dementsprechend muss der Tankwart versuchen, so viel Sprit wie möglich zu verkaufen. „Wie viel der Tankstellenbetreiber verdient ist nicht abhängig vom Benzinpreis, sondern nur von der Absatzmenge“, sagt Karin Retzlaff, Sprecherin des Mineralölwirtschaftsverbands MWV in Berlin.

Die Ölmultis geben die Preise vor Quelle: dpa

Ölmultis geben die Preise vor

Den größten Posten in der Spritpreiszusammensetzung beanspruchen jedoch die Steuern für sich: Mineralölsteuer, Ökosteuer und Mehrwertsteuer machen zusammen 46 Prozent des Literpreises aus, bei 1,70 Euro für den Liter Super also gut 78 Cent.

Dass die Ölmultis willkürlich die Preise hochsetzen, weil die Marktmacht es ihnen erlaubt, mag stimmen. Aber mindestens ebenso schnell müssen sie ihre Preise auch wieder senken, wenn die Autofahrer bei der Konkurrenz ein paar hundert Meter weiter billiger tanken. Bei den großen Tankstellenketten der Ölmultis geben die Konzernzentralen die Preise auf den Anzeigentafeln vor. Die Tankwarte haben wenn überhaupt nur mittelbaren Einfluss. Sie können von der Konzernzentrale per E-Mail oder SMS eine Preissenkung zu fordern, wenn die Kunden weg bleiben.

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