Bestsellerautoren Matthias Weik und Marc Friedrich "Uns muss das Finanzsystem um die Ohren fliegen"

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"Wir sind keine Crashproheten"

Auf so einen Crash dürften die Eliten am besten vorbereitet sein.
Wir werden alle abgeben müssen. Vor allem der Mittelstand wird einen Großteil der Zeche bezahlen. Besitzer von Sachwerten sind erfahrungsgemäß durch große Krisen immer besser gekommen als Besitzer von Papierwerten. Denn Sachwerte können zweifellos im Wert fallen, sie können jedoch nicht wertlos werden. Leider lernt der Mensch nicht aus der Vergangenheit. Denn hätten wir unseren Großeltern zugehört, wüssten wir, dass eine Lebensversicherung nicht sinnvoll ist und auch das Geld auf dem Sparbuch das Risiko des Vermögensverlustes mit sich bringt.

Bricht das System erst nach einem starken Anstieg der Inflation oder schon vorher zusammen?
Beides ist möglich. Es könnte auch durchaus sein, dass wir zuerst einen deflationären Schock erleben, bevor die große Überraschung kommt. Der Ablauf ist nicht vorhersehbar.

Warum ist die Inflation bisher ausgeblieben?

Wenn wir betrachten, wie die Inflation anhand eines Warenkorbs berechnet wird, dann können wir nur mit dem Kopf schütteln. Der Warenkorb bildet nicht die Realität ab. Dass die Inflation bisher ausgeblieben ist, kann nur jemand behaupten, der keine Wohnung, keinen Strom und keine Heizung braucht, nicht tankt und auch nichts isst. Der durchschnittliche Bundesbürger aber gibt das meiste von seinem Einkommen aus für Wohnen, Energie und Essen aus.

Viele Crashpropheten schüren Ängste unter den Bürgern. Auch Sie verdienen Sie nicht schlecht am Verkauf ihrer Bücher.

Wir sind weder Crash-Propheten noch schüren wir Ängste. Als rational denkende Ökonomen und Realisten arbeiten wir rein faktenbasiert. Und wir sind nun mal aufgrund unserer gewonnenen Erkenntnisse überzeugt, dass Schulden auf Dauer nicht mit Schulden bezahlt werden können. Zweifellos schreiben wir unsere Bücher und halten unsere Vorträge aus missionarischem Eifer. Aber es ist eine Illusion, dass man als Autor mit dem Verkauf von Wirtschaftsbüchern reich wird. Die müssen wir Ihnen leider nehmen.

Bei ihren Argumenten besteht die Gefahr, dass rechtspopulistische und anti-europäische Gruppen und Parteien Sie vor den Karren spannen.
Nein, wir sind überzeugte Demokraten und überzeugte Europäer. Der Binnenmarkt ist eine große Errungenschaft, die bewahrt werden muss. Aber der Euro spaltet Europa, anstatt es zu einen. Wer gegen den Euro ist, muss nicht gegen Europa sein.

Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten EU-Partnerländer von Deutschland. Wie sehen Sie die Lage in Frankreich?
Die wirtschaftliche Lage ist verheerend. In Frankreich ist die Staatsverschuldung inzwischen auf über 94 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen. Mehr als jeder vierte Jugendliche ist dort ohne Arbeit, die Arbeitslosenquote hat mit über zehn Prozent ein Rekordhoch erreicht. Die Industrieproduktion ist zurückgefallen auf den Stand von vor 25 Jahren. Eine von Frankreichs Schlüsselindustrien – die Automobilindustrie – liegt am Boden und produziert nur noch halb so viel Autos wie 2005. Die Zahl der PKW-Zulassungen ist niedriger als Ende der Siebzigerjahre.

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