Beteiligungsfonds Blaues Wunder für Private-Equity-Anleger

Mehr als elf Milliarden Euro haben Privatanleger in Unternehmensbeteiligungsfonds gesteckt. Die einst geweckten hohen Renditeerwartungen hat kein Anbieter erfüllt. Über welche Fallstricke Investoren stolpern können, wie die Branche trickst, welche Anlagen sich lohnen.

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Investoren wie HgCapital, die 2006 den Schlumpf-Hersteller Schleich kauften, steigern die Rendite auf ihr Kapital, indem sie Übernahmen zum Großteil über Schulden finanzieren. Oft muss die dann das Unternehmen abzahlen. Was genau bei den Schlümpfen lief, ist unklar. Fest steht: Die Verbindlichkeiten von Schleich stiegen nach dem Einstieg von HgCapital von gut 2,9 Millionen auf bis zu 162 Millionen Euro. Quelle: Markus Schwalenberg

Sie sollten längst eine neue Heimat gefunden haben, eigentlich: Doch Papa Schlumpf, Schlumpfine, der Dichterschlumpf und ihre Verwandten und Freunde müssen weiter ausharren in Schwäbisch Gmünd. Seit sieben Jahren sind sie ausgerechnet fest in der Hand von Gestalten, die Ex-SPD-Chef Franz Müntefering einst als Heuschrecken bezeichnete: 2006 kaufte der Finanzinvestor HgCapital gut drei Viertel an dem Spielzeughersteller Schleich, die gleichnamige Gründerfamilie aus dem Schwäbischen behielt den Rest an den weiß-blauen Freunden.

Finanzinvestoren sind keine Gefährten auf ewig. Deshalb wurden im vergangenen Herbst Investmentbanken, darunter auch Goldman Sachs, damit beauftragt, einen Käufer für den Spielwarenhersteller Schleich zu finden. Vor Monatsfrist ist dieses Projekt vorerst gescheitert. HgCapital soll 200 Millionen Euro gefordert, Interessenten schlumpfige 160 Millionen Euro geboten haben – fünf Millionen Euro weniger, als der Wert, den HgCapital noch in seiner Bilanz für seine drei Viertel an Schleich stehen hat.

Dem HgCapital-Engagement beim schwäbischen Mittelständler dürfte damit bestenfalls ein überschaubarer Erfolg beschieden sein. Und es zeigt exemplarisch, dass es für Vertreter der oft mystifizierten Private-Equity-Branche alles andere als ein Selbstläufer ist, ordentliche Renditen einzufahren. Private-Equity-Fonds stellen Unternehmen Kapital zur Verfügung. Die Kapitalanteile werden aber, anders als Aktien, nicht öffentlich an Börsen gehandelt – sind deshalb „privat“.

Die größten Buy-Outs aller Zeiten
Platz 11: DellDer Computerhersteller Dell wird durch den gleichnamigen Gründer und Chef Michael Dell übernommen. Mit am Board: Der Software-Gigant Microsoft und der Finanzinvestor Silver Lake wollen sich an dem Buyout beteiligen. Der Dell-Deal soll 24,4 Milliarden US-Dollar teuer sein. Bei einem Buy-Out übernehmen Private-Equity-Investoren Anteile oder gleich das ganze Unternehmen. Es handelt sich stets um eine fremdfinanzierte Übernahme, die auch durch den ursprünglichen Gründer erfolgen kann. Quellen: Thomson Reuters, Business Insider, eigene Zusammenstellung. Quelle: dpa
Platz 10: Hilton Hotels Corp Im Juli 2007 übernahmen die Blackstone Group LP für 26 Milliarden US-Dollar (Schulden inklusive) die Hotelgruppe. Die Investmentgesellschaft war mit einem Schlag der größte Hotelbesitzer der Welt. Quelle: Thomson Reuters Quelle: dpa/dpaweb
Platz 9: Kinder Morgan IncDie Knight Holdco LLC kaufte den Energie- und Pipelinebetreiber aus Texas im Mai 2006 für 26,5 Milliarden US-Dollar. Quelle: dpa
Platz 8: Harrah's Entertainment Inc.Im Oktober 2006 kaufte eine Investorengruppe den Spielautomaten- und Casinobetreiber für 27,4 Milliarden US-Dollar. Quelle: AP
Platz 7: Alltel Corp.Das US-amerikanische Telekommunikationsunternehmen geriet im Mai 2007 für 27,5 Milliarden US-Dollar in die Fänge der Atlantis Holding LLC, einer Holding, die aus der Goldman Sachs-Tochter GS Capital Partners and TPG Capital bestand. Quelle: AP
Platz 6: First Data CorpDas Private-Equity-Unternehmen Kohlberg Kravis Roberts & Co kaufte den Kreditkarten- und Gelddienstleister First Data Corp im April 2007 für 29,0 Milliarden US-Dollar. Quelle: REUTERS
Platz 5: BAA PLC, seit 2013 Heathrow Airport Holdings LimitedIm März 2006 übernahm die Airport Dvlp & Invest Ltd. die Betreibergesellschaft des größten britischen Flughafens für knapp 30 Milliarden US-Dollar. Quelle: Reuters

Klassische Private-Equity-Fonds wie die von HgCapital, KKR, Blackstone oder 3i sind in der Regel nur institutionellen Investoren oder Multimillionären zugänglich. Um auch durchschnittlichen Privatanlegern etwas bieten zu können, konstruieren findige Finanzvertriebe Dachfonds, die Geld einsammeln und in größeren Paketen an Private Equity (PE) weiterreichen.

Für Privatanleger stehen vier Wege für ein Investment in Private Equity zur Wahl:

  • geschlossene Fonds, meist kostenintensive Dachfonds, die erst nach Ende ihrer Laufzeit Geld zurückzahlen;
  • Investmentfonds mit Aktien von Private-Equity-Unternehmen;
  • Zertifikate und börsengehandelte Fonds (ETF) auf Aktienindizes, die Kurse von Private-Equity-Unternehmen abbilden;
  • Aktien von Private-Equity-Unternehmen selbst.

Bei Letzteren gibt es wiederum verschiedene Klassen: solche, mit denen sich Anleger direkt in die Beteiligungen an Portfoliounternehmen einkaufen (zum Beispiel die deutschen Werte Aurelius und GBK), und solche, die Erträge aus dem Management von Private-Equity-Fonds versprechen, wie etwa die Aktien der US-Größen Blackstone und KKR.

Worauf Anleger bei Private Equity-Fonds achten sollten

Wer Letztere kauft, sollte sich auf starke Schwankungen einstellen. Beteiligungen über geschlossene Fonds wiederum sind nur etwas für erfahrene Investoren, die einige Faustregeln beachten sollten. Sie bekommen die Schwankungen in den Portfolios der Private-Equity-Gesellschaften zwar nicht mit – müssen sich aber zehn Jahre oder länger gedulden, um zu sehen, ob ihre Rechnung tatsächlich aufgeht.

Denn auch ausgewachsene Heuschrecken greifen kräftig daneben. Laut einer Untersuchung des New Yorker Datenspezialisten Preqin von Mitte Juni stecken in Private-Equity-Fonds weltweit 116 Milliarden Dollar in wahrscheinlich unverkäuflichen Beteiligungen fest. Zombie-Fonds nennt Preqin diese Investments. Auch deutsche Privatanleger dürften daran beteiligt sein – wenn auch meistens wohl ohne ihr Wissen.

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