Als Faustformel für machbare Renditen bei Private Equity können sich Anleger generell am Aktienmarkt orientieren. Schließlich sind die Preise für nicht börsennotierte Unternehmen bei Kauf und Verkauf an die aktuelle und transparente Preisfindung an der Börse angelehnt. Dass die Korrelation zwischen Private Equity und Börse sehr eng ist – Anleger sollten von einer Rendite vor Gebühren ausgehen, die über lange Zeiträume zu 90 Prozent mit der des Aktienmarktes korrespondiert –, zeigt auch die Entwicklung von börsennotierten Private-Equity-Gesellschaften und von Zertifikaten und Investmentfonds, die breit in diese Unternehmen investieren.
So schwankt etwa das Papier von 3i, einer etablierten, schon lange börsennotierten PE-Gesellschaft zwar stärker als der britische Vergleichsindex FTSE, in der Summe ist aber die Performance über knapp 20 Jahre betrachtet ähnlich. Unter dem Strich hat die 3i-Aktie in dem Zeitraum allerdings weniger gebracht als eine Investition in deutsche Bundesanleihen, gemessen am Index RexP (siehe Grafik).
Häufig locken Vertriebe und Makler Anleger mit dem Argument, dass sie das Geld im „oberen Quartil“ (grob: im oberen Viertel) der Finanzinvestorenindustrie anlegen würden, sprich: bei den besten Fonds. Tatsächlich schaffen Top-Fonds eine Rendite oberhalb derjenigen des Aktienmarktes. Allerdings gelingt dies nicht, wie suggeriert wird, einem Viertel aller Finanzinvestoren, sondern dauerhaft nur etwa drei Prozent aller Anbieter, wie eine Untersuchung der Zürcher Adveq, eines der größten PE-Dachfonds in Europa mit fünf Milliarden Dollar an eingesammeltem Geld, gezeigt hat. Und im Übrigen gibt es auch Aktien oder Aktienfonds, die über lange Zeiträume deutlich besser abschneiden als der Aktienmarkt im Durchschnitt und die locker selbst mit den wenigen Private-Equity-Spitzenfonds mithalten können.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Dass diese Top-Private-Equity-Fonds, deren Namen Dachfondsanbieter wie Adveq naturgemäß unter Verschluss halten, gerade auf die paar Millionen an Frischgeld von Privatanlegern aus Görlitz oder Tübingen warten, ist dabei eine gern von deutschen Vertrieblern verbreitete Mär.
Die Wahrheit ist eine andere: Finanzinvestoren brauchen das Geld der kleineren Privatanleger nicht, denn vor allem Megafonds wie Blackstone oder KKR sitzen auf viel Cash. Per Ende März verfügte die Branche über knapp 1000 Milliarden Dollar – bar auf den Konten oder abrufbereit bei Fondsinvestoren. Der größte Teil davon, rund 350 Milliarden Dollar, ist für den Aufkauf von soliden, etablierten Unternehmen reserviert (siehe Grafik). Für Nachschub ist gesorgt: Vor Monatsfrist erst schloss Warburg Pincus, einer der großen globalen Spieler, einen weiteren Megafonds mit 11,2 Milliarden Dollar. Die Londoner waren bis Ende April unter anderem an Ziggo beteiligt, dem niederländische Kabelnetzbetreiber, der gerade Telekom-Chef René Obermann verpflichtet hat. Aus dem neuen Warburg-Fonds fließt Geld etwa in das Öl-Startup Venari Resources und den Autovermieter China Auto Rental.
Die teuersten Private-Equity-Geschäfte werden in den USA verhandelt. So kaufte vor sechs Wochen eine Investorengruppe, angeführt von Bain Capital und Golden Gate Capital, den amerikanischen SAP-Konkurrenten BMC Software für rund 6,9 Milliarden Dollar. Silver Lake Partners will gemeinsam mit Unternehmensgründer Michael Dell den PC-Hersteller Dell für 24,4 Milliarden Dollar von der Börse nehmen – das wäre einer der größten Deals mit Private-Equity-Beteiligung überhaupt. In derselben Größenordnung spielt mit 28 Milliarden Dollar Wert der diesjährige Aufkauf von Heinz Ketchup durch Warren Buffetts Berkshire Hathaway und den Finanzinvestor 3G Capital.
Weil sich nahezu alle Unternehmen zurzeit günstig über Anleihen finanzieren können, haben sie es nicht nötig, fremde Investoren durch die Tür zu lassen. „Es ist in den letzten Monaten relativ ruhig geworden, das Geschäft ist nicht mehr so einfach wie früher“, sagt Andreas Schober, Chef des Mittelstandsspezialisten Hannover Finanz. Im ersten Quartal wurden in Deutschland gerade mal sieben Übernahmen von Private-Equity-Investoren abgeschlossen – so wenig Geschäft gab es zuletzt vor zehn Jahren.