Bill Gross, Felix Zulauf, Marc Faber "Wir befinden uns auf der Titanic"

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Schwellenländer werden geshortet

Warum?

Zulauf: Die Bewertungen sind noch nicht überzogen. Ich agiere mittelfristig. Derzeit setze ich auf einen fallenden Dax, weil der Euro, der Ölpreis und die Renditen steigen. Ich shorte auch Schwellenländer. Asien wird mit Ausnahme von Japan weiter enttäuschen und letztlich auch dem Club der Nullzinsregionen beitreten. Zinssenkungen werden die lokalen Währungen schwächen. Ich wette gegen den mexikanischen Peso, den brasilianischen Real und den südafrikanischen Rand. Eine Verkaufsposition auf türkische Lira stellte ich glatt, nachdem die Regierungspartei nach den Wahlen die Mehrheit eingebüßt hatte, aber ich werde die Lira wohl bald wieder leer verkaufen.

Die stärksten Börsen 2014
Moskau Quelle: imago images
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Börse Frankfurt Quelle: dpa

Gross: Ich würde den mexikanischen Peso kaufen, er ist um 15 Prozent gegenüber dem Dollar gefallen und unterbewertet. Anleger haben den Peso im Zuge der Dollar-Hausse zu Unrecht in einen Topf mit Währungen anderer Schwellenländer geworfen. Mexiko wächst rascher als die USA.

Faber: Die Schwellenländer bieten mehr Wert, aber zunächst dürften sie nach unten tendieren. Wir befinden uns auf der Titanic.

Wo sind die Rettungsboote?

Faber: Der russische Markt ist seit Dezember um 50 Prozent geklettert und steht jetzt vor einer Korrektur. Aber Russland ist besser in Form, als viele glauben. Das Embargo des Westens funktioniert nicht wie gedacht. Russland ist umgeben von Schmugglerländern, die dieses Geschäft seit Jahrhunderten verstehen. Ich würde mir russische Aktien nach einer Korrektur ansehen, ebenso russische Unternehmensanleihen in Dollar und Euro.

Sind Sie noch optimistisch für Gold?

Faber: Gold könnte bald seine Talsohle erreichen. Ich favorisiere Goldminenaktien, aber auch Platin. Wenn es in Südafrika Probleme gibt oder Russland die Lieferungen einstellt, wird das Platin-Angebot knapp.

Zulauf: Wir besitzen physisches Gold, sichern uns aber bei Bedarf am Terminmarkt ab. Gold wird steigen, wenn wieder systemische Risiken auftreten und der deflationäre Trend ein Ende findet. Den Ausschlag dazu könnte die Abwertung des Renminbi geben. Noch können die Chinesen nicht abwerten, weil sie den Renminbi als Reservewährung einführen wollen. 2016 könnte Peking aber eine kontrollierte Abschwächung um 20 bis 25 Prozent zulassen. Das reicht, um eine globale Kriseloszutreten. Bis dahin gehen aber noch vier bis sechs Quartale ins Land.

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