Bill Gross, Felix Zulauf, Marc Faber "Wir befinden uns auf der Titanic"

Die Investmentlegenden Bill Gross, Marc Faber und Felix Zulauf diskutieren Aussichten für Aktien, Anleihen, Währungen und Edelmetalle. Warum das Potenzial von US-Aktien beschränkt ist und Gold bald wieder steigen könnte.

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Börsen-Roundtable mit den Investmentlegenden Felix Zulauf, Marc Faber und Bill Gross. Quelle: Brad Trent

WirtschaftsWoche: Felix, geht es mit der Konjunktur global aufwärts, oder stagniert sie?

Zulauf: Die Konjunktur entwickelt sich weltweit verhalten und wird sich nicht beschleunigen, aber sie wird auch nicht komplett einbrechen. Die USA können in diesem Jahr zwei Prozent Wachstum schaffen, Europa hat leicht angezogen, teilweise dank niedriger Ölpreise und reduzierter Sparmaßnahmen, etwa in Spanien vor den Wahlen. Diese Dynamik könnte aber vom dritten Quartal an wieder verebben. Gestützt vom schwachen Yen, geht es der japanischen Wirtschaft gut. In China aber kühlt die Konjunktur weiter ab. Die Chinesen lockern die Geldpolitik, der Immobilienmarkt verschlechtert sich weiter, und der handelsgewichtete Renminbi steht so hoch wie noch nie, was den Exporten schadet. Das schwache Wachstum in China und der schwache Yen belasten das Wachstum auch in anderen asiatischen Staaten wie Südkorea, Taiwan und Singapur.

Die Investmentideen der Anlagegurus

Stimmen Sie zu, Marc?

Faber: China war ein wichtiger Wachstumsmotor für die Schwellenländer, aber das ist jetzt vorbei. In Brasilien haben wir eine Rezession, Asien stagniert, ebenso die globalen Exporte, die teilweise gar leicht fallen.

Für die Börse sind Sie sind ungewohnt optimistisch.

Faber: Börsen mögen schlechte Wirtschaftsdaten. Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen nicht stark steigen. Ich sage schon länger, dass die Fed die Zinsen im Juni oder September nicht anheben wird, obwohl die Anleiherenditen, speziell in Europa, zuletzt scharf gestiegen sind. 2,37 Prozent Rendite für zehnjährige US-Treasuries sind eine Alternative zu Bargeld.

Warum steigen die Renditen?

Zulauf: Das hatte zu tun mit den lächerlichen Bewertungen – wie in Deutschland – und der exzessiven Verschuldung. Die Bund-Rendite fiel von zwei Prozent Anfang 2014 auf praktisch null. Beim Rückgang im Januar zogen die Renditen anderer europäischer oder US-Staatspapiere nicht mehr mit nach unten. Die Deflationsangst klang ab. Investoren begannen, Anleihen zu verkaufen oder auf fallende Kurse zu setzen. Das führt in illiquiden Märkten zu scharfen Rendite-Anstiegen.

Investmentideen von Bill Gross

Wie geht es weiter?

Zulauf: Die Renditen könnten weiter steigen, werden aber wahrscheinlich im dritten Quartal ein Hoch erreichen und dann wieder fallen. Die 30-jährige US-Staatsanleihe könnte sich zu einem attraktiven Trade entwickeln, sollte ihre Rendite auf 3,3 Prozent klettern. Der säkulare Abwärtstrend der Renditen aber ist vorbei. Wir könnten jetzt eine mehrjährige Bodenbildung sehen. Anleihen kann man traden, aber nicht mehr langfristig kaufen. Die Renditen steigen so lange, bis die Aktienkurse stark einbrechen und eine Bereinigung stattfindet. Die dürfte im Sommer starten und in den Herbst hineinreichen. In den letzten Jahren gab es keine starken Korrekturen, weil es keine Alternativen zu Aktien gab. Höhere Anleiherenditen aber schaffen eine Alternative.

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