Bitcoin-Tour in Hannover Das erste Mal mit Bitcoins bezahlen

Beim WirtschaftsWoche Club-Event konnten Teilnehmer mit Bitcoins bezahlen. Für alle das erste Mal. Im Gespräch mit Gründern und einem Fachanwalt für Kapitalmarktrecht ging es um die Frage: Was ist Bitcoin überhaupt?

Die Bitcoin-Tour startete im Coworking-Space Hafven. Dort sitzt das Start-up Pey, das in Hannover einen Zahlterminal für Bitcoins bei Händlern etabliert hat, der ähnlich einfach funktioniert wie die Zahlung mit Karte. Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
Doch wer mit Bitcoins zahlen möchte, muss sich zunächst welche besorgen. Erster Schritt: Eine Bitcoin-Geldbörse, ein sogenanntes Wallet, als App auf dem Smartphone installieren. Danach ging es mit gezückten Euroscheinen zum Bitcoin-Automaten, den das Start-up Pey im Coworking-Space aufgestellt hat. Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
Neben dem Geldschlitz sitzt am Automaten ein kleiner Scanner. Ähnlich wie man am Flughafen seinen Reisepass bei der automatisierten Passkontrolle einscannt, hält man nun seine Bitcoin-Geldbörse mit einem QR-Code an den Scanner... Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
... der liest die im QR-Code verknüpfte Kontoinformation aus und überweist den Eurobetrag umgerechnet in Bitcoin auf das Smartphone-Konto. Bei einem Kurs von 1000 Euro für einen Bitcoin gab es für zehn Euro während der Bitcoin-Tour in Hannover ungefähr zehn Millibitcoin (mBTC) aufs Konto. Was vielen Teilnehmern nicht bewusst war: Damit solche Überweisungen im Bitcoin-Netzwerk festgehalten werden, müssen sie stets eine Gebühr bezahlen. Und auch die Nutzung des Automaten kostet, ähnlich wie bei einer Bank. Bei 10 Euro betrugen die Gebühren knapp 20 Cent. Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
Dann ging es mit den aufgeladenen Bitcoin-Wallets in das benachbarte Café 24 Grad. Wer wollte, konnte seine Bitcoins hier direkt wieder auf den Kopf hauen. Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
Dabei rückten die angebotenen Kekse, Kaffee und Kuchen allerdings ein wenig in den Hintergrund. Der Star im Café war das kleine schwarze Zahlterminal von Pey (hier im Hintergrund), der die Bitcoins annahm. Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
Statt der Geldbörse zückten die Teilnehmer der Bitcoin-Tour jetzt also an der Kasse ihr Smartphone... Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
... und scannten dort die Rechnung auf dem Zahlterminal des Cafés mit ihrer Bitcoin-Wallet. Wie auch schon am Bitcoin-Automaten funktionierte das mithilfe von QR-Codes. Nach wenigen Sekunden war die Zahlung abgeschlossen. "Das war für mich jetzt ein spannender Moment", sagt einer der Teilnehmer, "endlich selbst mit Bitcoins bezahlt zu haben." Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
Bei mit Bitcoin bezahltem Kaffee und Kuchen präsentierte Radoslav Albrecht (rechts) dann sein Start-up Bitbond. Er vermittelt über die Plattform Bitcoin-Darlehen an E-Commerce-Händler weltweit. Wie auf anderen Lending-Plattformen können Investoren den Unternehmern hier ihr eigenes Geld leihen. Aus Sicht von Albrecht hat der Bitcoin klare Vorteile gegenüber klassischer Kreditvergabe der Banken: die Abwicklung der Überweisungen funktioniert weltweit viel schneller (meist innerhalb von 10 Minuten) und zu geringeren Kosten. Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
Anschließend stand Lutz Auffenberg (rechts), Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht der Frankfurter Kanzlei Winheller, für die letzte Diskussionsrunde bereit. Mit ihm wollten die Teilnehmer erörtern, was Bitcoin überhaupt ist. Eine digitale Währung, das war allen Teilnehmern schon vor Beginn der Veranstaltung klar. Sie ist deshalb aber nicht automatisch E-Geld, das etwa digital im Paypal-Konto liegt. „E-Geld kommt immer von einem zentralen Emittenten, das ist beim Bitcoin ja gerade nicht der Fall“, sagte Auffenberg. Ebenso wenig sei der Bitcoin gesetzliches Zahlungsmittel, da er unabhängig vom Staat geschaffen werde. Bitcoins sind aus Sicht der Finanzaufsicht BaFin vielmehr eine Rechnungseinheit, wie beispielsweise die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds. Und wer als Privatanleger auf steigende Bitcoin-Kurse spekuliert, für den gilt: „Wer seine gekauften Bitcoins ein Jahr lang hält, muss auf Gewinne nach dem Verkauf normalerweise keine Steuern zahlen“, sagte Auffenberg. Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
Zurück im Coworking-Space Hafven ging die Bitcoin-Tour in lockerer Runde zu Ende und bot Gelegenheit in Einzelgespräche auch Fragen nach Bitcoin-Geschäftsmodellen zu stellen. Händler müssen sich nämlich mit ganz anderen Problemen beschäftigen als Privatanleger. „Wer als Händler den Kunden Zahlungen mit Bitcoins ermöglichen will, muss darauf achten, dass er kein erlaubnispflichtiges Geschäft betreibt“, erklärte Auffenberg. Als Faustregel gelte: „Wer mehr als 25 Bitcoin-Transaktionen am Tag abwickelt, kann bei Vorliegen von weiteren Voraussetzungen aus Sicht der BaFin schon eine schriftliche Erlaubnis für den Eigenhandel mit Bitcoins benötigen.“ Das hängt jedoch vom einzelnen Geschäftsmodell ab. Wer Bitcoins nur in geringem Maße an- und wieder verkauft, braucht keine Erlaubnis. Noch findet jedes Land Europas seinen eigenen rechtlichen Umgang mit dem Bitcoin. Deutschland behandelt ihn wohl mit am restriktivsten. „Durch die strenge Regulierung waren viele Bitcoin-Geschäftsmodelle in den letzten Jahren in Deutschland nicht möglich“, sagte Auffenberg. Bitcoin-Gründer gingen mit ihren Ideen deshalb häufig ins Ausland. 2017 könnte sich durch die neue EU-Geldwäscherichtlinie der Rechtsrahmen für den Umgang mit Bitcoin in Europa etwas vereinheitlichen. Quelle: Sebastian Kirsch für WirtschaftsWoche
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