Börsen-Roundtable Das sind die Anlage-Empfehlungen der Star-Investoren

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Trump könnte Stimmung wieder kippen lassen

Jeff, Sie haben Trumps Wahlsieg vorhergesagt. Was erwarten Sie?

Jeff Gundlach: Trump hat für einen spektakulären Stimmungsumschwung gesorgt. Das habe ich so in meiner Laufbahn noch nie erlebt. Ich frage mich nur, ob die Stimmung nicht genauso schnell wieder kippen kann. Seine Wähler erwarten, dass ihre Löhne steigen, dass Amerika „wieder groß“ wird. Was passiert im Sommer, wenn sich bis dahin nichts geändert hat?

Oscar, haben Sie eine Antwort?

Schafer: Es gibt viele Ungewissheiten. Höhere Gewinne und höhere Zinsen sind wie Yin und Yang.

Gabelli: Wenn die Zinsen steigen, erhöht das den Abzinsungssatz für Pensionsrückstellungen, wodurch die Beiträge sinken. Für die nächsten Jahre erwarte ich, dass die Cashflows von Firmen, die ihr Hauptgeschäft in den USA machen, deutlich über den ausgewiesenen Gewinnen liegen.

Gundlach: Mitte 2016 gab es Leute, die haben behauptet, dass die Zinsen nie wieder anziehen. Wenn in unserem Geschäft das Wörtchen „nie“ fällt, passiert oft genau das Gegenteil.

Schafer: Man fürchtete Deflation.

Gundlach: Im Juli erwartete der Bondmarkt etwa 1,5 Prozent Inflation für die nächsten 30 Jahre. Das war unplausibel. Die Rohstoffpreise hatten ihre Talsohle bereits durchschritten. Gemessen an der Lohnkurve der Atlanta Fed, sind die Nominallöhne rund vier Prozent höher als vor einem Jahr. Der Ölpreis hat sich seither verdoppelt. Der Verbraucherpreisindex wird im April wohl drei Prozent höher stehen. Sobald die Rendite der Treasuries über drei Prozent geht, wird es problematisch mit dem Bewertungsargument für Aktien.

Priest: Kommt keine Steuerreform und bleibt das Wachstum aus, dann sind fallende Aktienkurse durchaus denkbar.

Schafer: Das Jahr könnte schwierig werden für die Aktienmärkte, aber gut für Stockpicker. Es wird auch große Gewinner geben.

Black: Ich stimme zu, dass es ein Jahr für Stockpicker werden wird. Man muss wertorientiert agieren. Value-Aktien werden erneut besser laufen als Wachstumswerte.

Gundlach: Jim Grant vergleicht das aktuelle Umfeld mit den Vierziger- und Fünfzigerjahren. Alle Welt ging von höherer Inflation aus, die dann aber nicht kam. Damit fand man sich ab. Dann aber kletterte die Inflation – völlig unerwartet – auf acht Prozent. Geringe Arbeitslosigkeit, steigende Löhne und ein großes Konjunkturpaket könnten die Inflation stärker steigen lassen als erwartet.

Gabelli: Ändert der starke Dollar etwas an Ihren Überlegungen?

Gundlach: Ein starker Dollar dämpft die Inflation. Er ist für den Anleihemarkt günstig. Ein Zitat von Trump aber macht mich nachdenklich. Er hat gesagt: „Ein starker Dollar hat gewisse Vorteile, aber ein starker Dollar klingt besser, als er in Wirklichkeit ist.“ Ist es wirklich sicher, dass uns Trump einen starken Dollar bringt?

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
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Zulauf: Ich gehe davon aus, dass der Dollar stark bleibt – nicht, weil die USA so stark wären, sondern weil die anderen schwach sind. Man kann sein Geld nicht in China, Europa oder Großbritannien anlegen. In den USA hat man einen wirtschaftsfreundlichen Präsidenten und einen relativ freien Markt.

Gabelli: Und Rechtssicherheit für Kapital.

Black: Die Unternehmen im S&P 500 machen 44 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Bei den Gewinnen liegt der Anteil bei 20 bis 25 Prozent. Bleibt der Dollar stark, werden die Gewinne darunter leiden.

Rogers: Jeff hat über das Risiko von Anleihen gesprochen. Risiko wird auch bei Aktien nicht richtig verstanden. Anfang 2016 war alles in Ordnung. Dann kam das Schreckgespenst „schwaches Wachstum in China“, und die Börsen sackten um zehn Prozent ab.

Gabelli: Was verstehen wir unter Risiko? Ist es mit Volatilität gleichzusetzen?

Gundlach: Nein. Die Leute unterschätzen das Risiko von Verlusten.

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