In welchen Fällen lagen Sie auch schon mal daneben?
Wir waren beispielsweise in Sino-Forest investiert.
Der chinesische Waldplantagenbetreiber steht im Verdacht, seine Bilanz in Bezug auf die Größe der Waldflächen geschönt zu haben. Die Aktie stürzte um mehr als 90 Prozent ab.
Wir haben nicht bemerkt, dass da von vorne bis hinten betrogen wurde. Dagegen kann sich ein Anleger nur mit einer guten Diversifikation schützen. Aber eben leider auch nicht immer. Da hilft dann nur aufstehen, Hosen abklopfen und weitermachen.
Welche Aktien und Branchen halten Sie noch für spannend?
Spannend? Wir bevorzugen lieber langweilige, dafür aber günstige Unternehmen. Nehmen Sie zum Beispiel Telekomunternehmen. Seit etwa Mitte des Jahres entdecken wir hier immer mehr Unternehmen, die uns attraktiv bewertet erscheinen. Natürlich muss man sich die Verschuldung genauer anschauen und darauf achten, ob und inwiefern ein Zinsanstieg diese Unternehmen beeinflussen könnte. Nichtsdestotrotz sind wir der Meinung, dass es genügend Titel gibt, die man sich ins Portfolio legen sollte. Ein Beispiel wäre da das Unternehmen China Mobil mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zehn, einer Dividende von +plus vier Prozent, hoher Cash-Position und stabilen Cashflows. Ein stabiles Unternehmen, das dem Anlegerinteresse entgegenkommt und auch noch günstig bewertet ist.
Wir finden auch eine Menge unterbewerteter Aktien im IT-Bereich in den USA. Noch vor zehn Jahren schien so ein Investment für jeden Value-Investor völlig absurd. Aber Unternehmensbeteiligungen wie zum Beispiel Intel bieten eine günstige Bewertung, verfolgen eine anlegerfreundliche Unternehmenspolitik und sind breit genug aufgestellt, um dem Anleger mittel- bis langfristig eine solide Renditechance zu bieten.
Auf welche Branchen schauen Sie besonders?
Sie werden lachen: Finanztitel. Seit August 2007 hatte ich diese komplett ausgeschlossen, auch wenn sie billig aussahen. Wir haben den Zahlen einfach nicht mehr getraut. Derzeit sind wir in Finanztiteln sogar leicht übergewichtet. Dabei sind wir nach wie vor misstrauisch gegenüber europäischen Banken, finden aber in Asien das eine oder andere unterbewertete Papier.
Sind Sie noch immer kein Freund von Gold als Stabilitätsanker im Depot?
Vor einer Woche habe ich bei einer Bank einen Vortrag gehalten, da sagte der Vorstandsvorsitzende, dass von dem Herrn Lingohr das Zitat stamme: 'Gold ist nur was für Psychopathen und alte Männer.' Jetzt bin ich selbst ein alter Mann, aber Gold habe ich noch nicht. Ich fühle mich dafür noch zu jung. Nur bei den privaten Depots mischen wir es auf Wunsch des Kunden bei. Bei den institutionellen Depots sind es nur Minenaktien, aber kein physisches Gold.
Machen Sie sich Sorgen, wenn es heißt, dass der Goldpreis von einigen Großbanken manipuliert sein könnte?
Ich freue mich, dass die Finanzbehörden aktiv werden und den Fall prüfen. Wir sind von solchen Nachrichten in den vergangenen Jahren ja nicht unbedingt verschon geblieben. Es ist gut, wenn sie die Leute erwischen.
Welche Rolle spielt die Geldpolitik der Notenbanken in Ihrer Investment-Strategie?
Ich bin jetzt seit 35 Jahren im Geschäft und habe so ein Umfeld in dieser Form noch nicht erlebt. Ich bin aber der Meinung, dass wir mit Aktienanlagen eine relative Sicherheit gegenüber anderen Anlagen genießen, vor allem mit einer Value-Strategie. In unsicheren Zeiten muss man sich vor Aktien mit hoher Bewertung in Acht nehmen, da man nicht immer vom bestmöglichen Ende ausgehen kann. Hingegen bieten Unternehmen, die produzieren, investieren und Geld verdienen größtmögliche Absicherung in turbulenten Zeiten. Mit apokalyptischen Vorstellungen komme ich nicht weiter. Ich habe immer die Erfahrung gemacht, dass ich kaufen muss, wenn ich Existenzangst habe. Man muss zwar eine Menge Schmerzen aushalten, aber es ist der richtige Weg.