Anleger haben es derzeit nicht leicht: Die Krise in der Ukraine macht die Märkte nervös, was sich auch im eigenen Portfolio bemerkbar machen kann. Sogar die Krisenwährung Gold schwächelt. Seit Monaten wetten Zocker auf fallende Preise bei dem Edelmetall - und behalten Recht.
Auf dem Höhepunkt der Ukraine-Krise war der Goldpreis zwar zeitweise stark gestiegen. Doch die Mehrheit der Anleger nahm ihre Gewinne mit, Investoren zogen Bestände aus dem SPDR Gold Trust ab: Allein in der zweiten Aprilwoche betrug der Abfluss 9,3 Tonnen. Zum Vergleich: So viel war bislang in diesem Jahr insgesamt in den Gold Trust geflossen.
Zuletzt hatte sich der Goldpreis zwar wieder erholt. Das Metall verteuerte sich in der Spitze um 1,2 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 1315 Dollar je Feinunze. Dennoch bekommt das Image der vermeintlich sicheren Geldanlage erste Kratzer. Und deshalb lohnt für Anleger der Blick auf ein anderes, ebenso funkelndes Material: Diamanten.
Seit den Sechzigerjahren haben sich die Preise für Rohdiamanten verzehnfacht. Allein im Vergleich zum Vorjahr stieg ihr Wert um etwa 13 Prozent.
Das geht aus dem "Global Diamond Report 2013" von Bain & Company hervor. Die durchschnittliche Preissteigerungsrate bei Diamanten beträgt demnach jährlich 5,2 Prozent. Und auch in Zukunft dürfte der Wert der Steine steigen.
Die vier C und ein Z: Was den perfekten Diamanten ausmacht
Die Zertifikate sind wichtig, um den Wert der Steine und deren Herkunft belegen zu können. Solche Zertifikate vergeben unter anderem das Deutsche Diamanteninstitut, das Gemological Institute of America, dem International Gemological Institute, dem Hoge Raad voor Diamant oder dem Diamant Prüf Labor in Idar-Oberstein. „Da muss man sehr darauf achten, mittlerweile gibt es einen richtigen Markt für Zertifikate. Nachher ist der Stein nicht so schön, wie es auf dem Papier steht“, weiß Dieter Hahn, Inhaber der ältesten Diamantschleiferei Deutschlands, der Diamantschleiferei und –handlung Ph. HahnSöhne.
„Generell verkaufen sich die weißen Steine am besten“, sagt Diamantär Dieter Hahn. „Steine mit einem gelblichen oder bräunlichen Einschlag sind billiger, weil sie häufiger vorkommen“. Man geht davon aus das 90 Prozent aller Diamanten gelbliche Verfärbungen haben. „Dann gibt es noch die Fantasiefarben, die sogenannten fancy colours, also orange, rosa, pink. Das sind die Van Goghs, die sind sehr, sehr selten.“ Dementsprechend erzielen solche Steine astronomische Preise.
Außerdem hängt der Wert des Steins von dessen Reinheit ab. Verunreinigungen und Einschlüsse mindern den Preis. Ein lupenreiner Diamant hat dementsprechend den höchsten Wert.
Auch der Schliff spielt eine Rolle. Es gibt zehn verschiedene Schliffarten: Asscher, Brillant, Cushion, Emerald, Herz, Marquise, Oval, Prinzess, Radiant und Tropfen. Je ungewöhnlicher der Schliff, desto schlechter lässt sich der Stein wieder verkaufen. „Am besten verkaufen sich klassische, runde Stein, also der klassische Brillant in den Farben feines weiß und besser“, erklärt Diamantär Hahn.
Das Gewicht von Diamanten wird in Karat gemessen, ein Karat entspricht 0,2 Gramm. Grundsätzlich muss ein großer Stein aber nicht wertvoller sein, als ein kleiner.
Aus einem einfachen Grund: Diamanten sind nicht nur begehrt, sondern auch ein knappes Gut. "Diamanten werden in Zukunft sicher stärker nachgefragt", sagt Dieter Hahn. Er führt die älteste Diamantschleiferei Deutschlands. Besonders in China und Russland steige die Nachfrage, sagt der Chef von Ph. Hahn Söhne in Idar-Oberstein. In diesen Ländern wachse vor allem das Interesse an besserer Qualität. "Bisher werden dort eher preiswertere Steine mit Verfärbungen verarbeitet", sagt Hahn. Und mit der Nachfrage steigt nun mal der Preis.
Hinzu kommt: Die Zahl der Diamantminen sinkt, es werden kaum noch neue Minen erschlossen. Das bestätigt auch Philippe Mellier, CEO von De Beers. Der Konzern ist der weltweit größte Diamantenproduzent und -händler, er liefert etwa ein Drittel der Weltproduktion von Rohdiamanten. Mellier meint, dass man mittlerweile Tonnen von Erde bewegen muss, um nur einen einzigen Diamanten zu finden.
De Beers schätzt, dass die Nachfrage nach Diamanten in diesem Jahr um 4,5 Prozent steigen wird. Die Strategieberatung Bain & Company geht davon aus, dass sich die Zahl bis zum Jahr 2020 verdoppeln wird.
Um den Bedarf zu befriedigen, hat sich mittlerweile eine ganze Industrie um synthetische Diamanten gebildet. Diese sind mit dem bloßen Auge nicht von echten Steinen zu unterscheiden. Zwar sind sie nur ein Drittel so teuer wie das Original, gefährden aber nicht die Preise echter Diamanten. Aus zwei Gründen:
Zum einen haben sie nicht die gleichen Stoffeigenschaften, deshalb sind sie nicht für alle Industriezweige nutzbar. Zum anderen sind sie für die kaufkräftige Kundschaft echter Diamanten keine Alternative.
Experten kommen deshalb zu einem Schluss: Diamanten haben für Anleger echte Vorteile gegenüber Gold und Silber.
Stabile Alternative
Vor allem sind sie kein Masseninvestment wie Edelmetalle. Engpässe wie bei Gold sind deshalb eher unwahrscheinlich. Hinzu kommt: Sie sind das härteste, widerstandsfähigste Material. Deshalb haben sie einen deutlich höheren Schmelzpunkt als Edelmetalle. Die Folge: Sie sind auch für die Industrie von großem Nutzen. Forschung und Medizin setzen ebenfalls Diamanten ein.
Netter Nebeneffekt: Die Klunker sind ein mobiler Vermögenswert. Millionen-Werte lassen sich gewissermaßen in der Hosentasche transportieren. Außerdem ist ihr Wert beständig, für hochwertige Steine gibt es immer Käufer. Auch weil sich auf dem Diamantenmarkt nur wenige Akteure tummeln, das hält die Preise hoch.
Für Anleger sind Diamanten also eine stabile Alternative zum derzeit eher volatilen Gold. Allerdings eignen sich nur wenige Steine als Geldanlageobjekt - zumal sie nicht für Anleger mit kurzem Horizont taugen.
Dieter Hahn rät, zwischen Kauf und Verkauf mindestens fünf Jahre abzuwarten. Wer einen Diamanten kauft, zahlt Mehrwertsteuer. "Deshalb lohnt sich der Verkauf erst nach einer gewissen Zeit", sagt Hahn. Allerdings müssen sich potentielle Investoren gut auskennen. "Ohne einen seriösen Partner ist ein Kauf nicht empfehlenswert", heißt es beim Bundesverband der Edelstein- und Diamanten-Industrie. Für Laien ist der Diamantenkauf nicht einfach. Vor allem, weil jeder Stein einen anderen Wert hat.
Doch Diamanten sind nicht nur etwas für Anleger mit dickem Bankkonto. Manche Steine gibt es schon für ein paar hundert Euro. Faustregel: Je reiner, desto teurer.
Ein Karat eines verunreinigten Diamanten mit bräunlich gelber Färbung kostet rund einen Euro. Ein einkarätiger, transparenter und lupenreiner Diamant kann dagegen schon einen Wert um die 10.000 Euro erreichen. "Am besten verkaufen sich klassische, runde Steine", sagt Hahn, "in den Farben feines Weiß und besser. Außerdem muss der Stein lupenrein sein und ein entsprechendes Zertifikat haben."
Das gibt es unter anderem beim Deutschen Diamanteninstitut. Die Experten legen auch den Wert eines Diamanten fest.
Das ist gar nicht so leicht, denn jeder Stein ist ein Unikat. Deshalb werden sie auch nicht an der Börse gehandelt.
Wer Diamanten kaufen möchte, muss sich also direkt an einen Händler wenden. Von Online-Händlern rät Hahn aber ab: "Hier sind keine persönlichen Kontakte möglich. Und sie kaufen die Steine anders als Juweliere und Edelsteinhändler auch nicht mehr zurück."
Wer auf den Börsenhandel nicht verzichten will, kann in Diamanten-Fonds investieren oder Minenaktien kaufen - etwa die börsennotierte kanadische Mine Aber Diamond (ISIN: CA0028931057), die rund zwei Drittel ihres Umsatzes mit Industriediamanten macht. Den Rest steuert die Schmucktochter Harry Winston bei. Auch Anglo American (ISIN: GB00B1XZS820) ist für Anleger interessant. Der Bergbau- und Rohstoffkonzern besitzt seit zwei Jahren 85 Prozent am Diamantenhändler De Beers.