Clever Anlegen wie die Reichen "Ich würde nicht alles auf den Dax setzen"

Heinz-Werner Rapp, oberster Anlagestratege beim Vermögensverwalter FERI, hält die Leitzinssenkung für richtig, erwartet noch mehr Geld von der Europäischen Zentralbank und sieht gute Chancen für Anleger, wenn sie das tun, was er jetzt auch reichen Familien empfiehlt.

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Heinz-Werner Rapp, oberster Anlagestratege beim Vermögensverwalter FERI, im Interview mit WirtschaftsWoche. Quelle: Presse

WirtschaftsWoche Online: Herr Rapp, wie bewerten Sie die für viele Beobachter überraschende Zinssenkung der Europäischen Zentralbank?

Rapp: Das war nicht unbedingt unerwartet. Die Zinssenkung ist vor allem ein Signal, dass es noch mehr Druck seitens der Notenbanken gibt, um die Weltwirtschaft und insbesondere die Euro-Wirtschaft auf Touren zu halten. Aber die Zinssenkung als solche hat kaum Einfluss auf die Märkte. Es ist vielmehr ein Anzeichen dafür, dass bei der EZB ein neues Nachdenken beginnt.

Ein neues Nachdenken worüber?

Das Risiko, dass der Erholungskurs in Europas Wirtschaft nachlässt, abkippt und schließlich in sich zusammenfällt, ist in der aktuellen Wirtschaftslage sehr real. Deshalb ist das Signal „wir bleiben dran“ richtig. Aber wahrscheinlich wird das nicht reichen. Meine Prognose: Das war nicht der letzte Schritt der EZB. Da muss noch was Großes kommen, das direktere Wirkung entfaltet. Nach der ersten Euphorie an den Märkten macht sich jetzt der Eindruck breit, dass es bei so einem Schritt nicht gut um die Wirtschaftslage bestellt sein kann.

Aber die Euro-Zonen-Wirtschaft zeigte zuletzt doch klare Erholungstendenzen. Warum gerade jetzt die Zinssenkung?

Die Wahrnehmungen dazu sind sehr unterschiedlich. Einige kluge Leute sagen, das Timing war falsch, weil die EZB damit Hektik und Panik verbreitet – vor allem mit Blick auf die erst kurz zuvor präsentierte, sehr niedrige Inflationsrate von 0,7 Prozent im Jahr. Die Zinssenkung der EZB riecht förmlich nach Deflationsangst. Das muss aber nicht der Auslöser gewesen sein. Ich vermute, es war eine Art Rückversicherung. Denn die Entwicklung der Konjunkturindikatoren zeigte zwar auf Sicht der vergangenen zwölf Monate eine klare Verbesserung der Lage - auch unsere eigene Prognose für 2014 ist weiter positiv. Aber bei vielen Indikatoren gibt es aktuell Anzeichen, dass die Erholung etwas abebbt. Die Notenbank tut gut daran, den beginnenden Aufschwung schon jetzt weiter zu stützen.

Mit welcher großen Maßnahme der EZB rechnen Sie denn? Mit milliardenschweren Anleihekäufen wie seitens der amerikanischen Notenbank?

Staatsanleihekäufe sind für die EZB die rote Linie und höchstens im ganz großen Krisenfall denkbar. Die EZB wird das sicher etwas smarter machen und eher die unternehmensrelevanten Anleihesegmente stützen. Da sind direkte Käufe vorstellbar, um die Transmission der sehr niedrigen Zinsen etwa in die Konditionen für Unternehmensanleihen in Spanien oder Italien zu erreichen. Bisher kommt dort für die Refinanzierung der Unternehmen viel zu wenig von den niedrigen Zinsen an. Damit könnte die EZB die Realwirtschaft direkt unterstützen. Außerdem dürfen wir nicht unterschätzen, dass Mario Draghi ein sehr kreativer Mensch ist. Dem wird noch was einfallen, ganz gleich ob durch direkte Käufe, indirekte Aktionen oder durch die Verlängerung pauschaler Stützungsmaßnahmen. Die Banken hatten bereits ihre Party, jetzt ist die Realwirtschaft dran. Dort müssen die Zinsen sinken.

"Überhitzungen in den nächsten Monaten"

Goldene Regeln für den Vermögensaufbau
Foto eines Eigenheims im Entstehen (Baustelle) Quelle: dpa
Foto Sparbuch Quelle: Fotolia
Foto eines Pappreiters "Lebensversicherung" Quelle: Fotolia
Börsenhändler vor Anzeige eines fallenden Kurses Quelle: dpa
Bild einer Rentnerin am Meer Quelle: Fotolia
Foto einer Finanzberatung Quelle: dpa
Die alte Börsenweisheit "Nicht alle Eier in einen Korb legen" stösst derzeit an Grenzen Quelle: Marcel Stahn

Über billige Kredite für Unternehmen sollen also die Investitionen zunehmen.

Ja, man kann es aber auch technischer sehen: Der ganze Geldumlauf in der Wirtschaft ist zu gering. Das kann eine Notenbank kaum direkt beeinflussen. Um den Geldkreislauf anzuregen, müsste auch der private Sektor mehr konsumieren und Kredite aufnehmen. Das wäre bei so niedrigen Zinsen normal. Aber nachdem wir aus einer Kreditblase herausgefallen sind, funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr. Weil die Banken nur sparen und ihre Bilanzen reparieren – auch wegen neuer Auflagen – fallen diese als Transmissionsriemen weitgehend aus. Das ist das Hauptproblem. Deshalb muss die Notenbank Starthilfe leisten, das Bankensystem mit einem Bypass umgehen und direkt für Konsumenten und Unternehmen was tun. Beim Konsumenten funktioniert das nur, wenn er Inflation erwartet. Das ist das japanische Modell.

Die Deflationsangst ist also übertrieben?

Im Grundsatz sind wir seit dem Ausbruch der Krise vor fünf Jahren eher in einem deflationären Szenario für die Realwirtschaft unterwegs. Inflation ist nirgendwo erkennbar. Die kann wegen der beschriebenen fehlenden Transmissionseffekte und der Verschuldung der Konsumenten derzeit auch nicht entstehen. Inflation findet momentan nur in den Anlagemärkten statt. Die Notenbanken – vor allem die US-Notenbank Fed – nehmen bewusst in Kauf, dass Immobilienmärkte und Aktienmärkte inflationiert werden. Das ist ein erklärtes Ziel der aktuellen Geldpolitik, und gleichzeitig  die Kehrseite der deflationären Tendenz in der Realwirtschaft. Eine schnelle Umkehr wird es wohl nicht geben, weil dazu die Banken erst einmal wieder in großem Umfang Kredite vergeben müssten. Das ist aber nicht in Sicht.

Sie beraten viele vermögende Familien und institutionelle Investoren. Worauf stellen Sie Ihre Kunden jetzt ein?

In den nächsten sechs bis zwölf Monaten wird sich dieser Zustand nicht ändern. Wir bleiben in einer Welt, in der die Notenbanken Dampf unterm Kessel machen. Das wird dafür sorgen, dass die liquiden Märkte ansteigen. Das sind in erster Linie die großen Aktienmärkte, so wie in den vergangenen ein, zwei Jahren. Wir müssen vor allem nach Amerika schauen, wann sich an dieser Politik etwas ändert. Aber der von Fed-Chef Ben Bernanke angedeutete Kurswechsel ist vorerst verschoben, seine designierte Nachfolgerin Janet Yellen wird wohl noch etwas länger auf dem Gaspedal stehen bleiben. So lange gilt ‚Go with the flow‘ und ‚Never fight the Fed‘. Aber: Dieses Spiel wird zunehmend sauerstoffarm.

Was bedeutet das?

Wir müssen damit rechnen, dass es in den kommenden Monaten zu Überhitzungen kommt, weil dann auch der letzte auf den fahrenden Zug aufgesprungen sein wird. Wenn dann die Weltwirtschaft immer noch nicht anspringt – was die EZB derzeit so besorgt -, kann es zu heftigen Korrekturen kommen. Realwirtschaft, die Erwartungen der Finanzmärkte sowie die Preise an den Aktienmärkten würden dann nicht mehr zusammenpassen.

"Für Anleger ist der Aktienmarkt ein guter Platz"

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Im Jahre 2012 hatten die deutschen Bürger ein Gesamtvermögen von rund 4,94 Billionen Euro. Bis auf die Jahre 2002 und 2008 stieg das Vermögen der Deutschen stetig. Wie stark es zugenommen hat, zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 1991. Zu dieser Zeit kumulierten die privaten Haushalte ein Kapital von gerade einmal 1,9 Billionen Euro. Die Übersicht zeigt, wo sich das Geld der Deutschen befindet. Quelle: dpa
In festverzinsliche Wertpapiere wurden im vergangenen Jahr nur 238 Milliarden Euro investiert. Zwar gelten zum Beispiel Staatsanleihen aus Deutschland als besonders sicher, doch die Rendite bewegt sich oft sogar unter dem Inflationsniveau. Staatsbonds aus den Euro-Krisenländern Spanien und Italien werfen hingegen recht hohe Zinsen ab, doch das Verlustrisiko ist dementsprechend hoch. Quelle: dpa
Seit 2007 nimmt das angelegte Geld in festverzinsliche Finanzprodukte ab. 2011 lagen noch 247,1 Milliarden Euro in Staats-, Wandel, und Indexanleihen, um nur einige festverzinsliche Anlagemöglichkeiten zu nenne. Indexanleihen werden in Deutschland bisher allerdings nur selten vergeben. Emissionen solcher Anleihen erfolgen nur unter Genehmigung der Bundesbank. Quelle: dpa
Rund 259 Milliarden Euro liegen in Aktien. In Relation zum Gesamtvermögen sind das gerade einmal fünf Prozent. Anfang der 1960er-Jahre betrug der Aktienanteil noch 20 Prozent. Die Scheu, Geld in Aktien anzulegen, kann nicht mit den Renditen erklärt werden. Denn 1987 notierte der Dax noch bei 1.000 Punkten, mittlerweile hat sich der Kurs, trotz mehrfacher Rückschläge, mehr als verachtfacht. Keine andere Analagemöglichkeit bietet langfristig so hohe Renditen. Quelle: dpa
Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt aber, dass der Aktienanteil zyklischer Veränderung unterliegt. Je nach Börsengeschehen verändert sich der Anteil. Während 2007 knapp 371 Milliarden Euro in Aktien investiert waren, verringerte sich das Volumen im darauffolgenden Jahr auf 182 Milliarden Euro. Die Veränderung von 2011 auf 2012 hingegen war von 222 Milliarden auf 259 Milliarden Euro wieder eine positive. Quelle: dpa
Investmentfonds unterliegen den gleichen Schwankungen wie Aktien. Im vergangenen Jahr investierten die Deutschen rund 420 Milliarden Euro in solche Fonds und damit knapp 25 Milliarden mehr als noch 2011. Doch bereits 2007 lagerten die Bundesbürger über 467 Milliarden Euro in Investmentfonds. Quelle: dpa
Geldanlagen bei Versicherungen stehen bei den Deutschen hoch im Kurs. Rund 1,5 Milliarden Euro des Geldvermögens liegen bei den Versicherungen. Besonders beliebt sind Lebensversicherung, Pensionskassen und Versorgungswerke. Quelle: dpa

Wo genau am Aktienmarkt drohen denn Überhitzungen und Korrekturen?

Die Märkte sind schon jetzt in einem etwas angeheiterten Zustand. US-Aktien laufen schon länger sehr gut und zeigen technisch bereits eine leichte Überhitzung. Das spiegelt sich etwa in der Bewertung einiger Internetaktien wider. Wenn eine Twitter-Aktie gleich am ersten Handelstag um 75 Prozent steigt, ist zu viel Euphorie im Markt. Es gibt am US-Aktienmarkt also schon einzelne Tendenzen zur Blasenbildung. Aber die Übertreibung ist noch nicht generell und in der Breite vorhanden. Akut besteht noch keine Gefahr, aber wenn wir die 10.000 Punkte im Dax feiern, sollten Anleger vielleicht überlegen, ob sie einen Teil der Chips vom Tisch nehmen.

Für den europäischen Aktienmarkt sehen Sie noch keinen Grund zur Nervosität?

Höchstens im ganz kurzfristigen Bereich. Das arbeitet der Markt in ein paar Tagen ab. Ich würde aber differenzieren zwischen der Dax-Entwicklung und etwa den Börsen in Italien, Spanien oder Frankreich. Die haben zuletzt Boden gut gemacht, aber für die nächsten Jahre noch ordentliches Erholungspotenzial. Wir bevorzugen deshalb diese Nachzügler. Bereits Anfang des Jahres haben wir auf Italiens Aktienmarkt gesetzt. Damals war er extrem unbeliebt, jedes ökonomische und politische Risiko war eingepreist, die Kurse am Boden. Die Strategie ging auf, im Rückblick war der italienische Markt einer der besten Performer weltweit in diesem Jahr. Jetzt ist das Potenzial zwar geringer geworden, aber immer noch erheblich.

Ist in Deutschland für Dax & Co bald das Ende der Fahnenstange erreicht?

Deutschland ist immer Gewinner einer solchen Situation und profitiert von den niedrigen Zinsen und einem schwächeren Euro. Aber deutsche Aktien sind natürlich auch schon gut gekauft worden. Ich würde deshalb nicht alles auf den Dax setzen, sondern Teile durchaus auch in den südlichen Ländern anlegen.

Womit müssen Anleger auf längere Sicht rechnen?

Ich denke, auf Sicht von drei bis fünf Jahren dürfen wir dem Aktienmarkt schon vertrauen. Für Anleger ist das ein guter Platz. Die Notenbanken werden dafür sorgen, dass die Realwirtschaft wieder anspringt und vielleicht auch echte Inflation entsteht. Für Anleger muss die Strategie daher sein, in den nächsten Jahren sachwertorientierte Investitionen zu bevorzugen. Dazu gehören neben Aktien auch Rohstoffe und Edelmetalle, aber natürlich auch Immobilien.

Sie halten Immobilen immer noch für ein zukunftsträchtiges Investment?

Um die Diskussion kommen wir nicht umhin. Wir wissen alle, wo wir da aus deutscher Sicht herkommen. Mit offenen Immobilienfonds gab es viele Katastrophen. Aber wenn Investoren bereit sind, auch in anderen Formen – zum Beispiel in Form von Direktanlagen – auf den Immobilienmarkt zu setzen, geschickt auswählen und nicht jedem heiß gelaufenen Regionalmarkt wie etwa München hinterherhecheln, ist eine Immobilienanlage nach wie vor sehr interessant. Es ist ein Substanzwert.

"Der Immobilienmarkt hat noch viel Potenzial"

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Eine Lupe vergrößert das Wort Kontoauszug Quelle: dpa

Wie investieren Sie am Immobilienmarkt für Ihre Kunden?

Vor allem Immobilien in langfristig intakten, bislang vernachlässigten B-Regionen bieten sich an. Dort finden sich Objekte, die noch nicht überteuert sind. Schon vor drei Jahren haben wir gesagt, der deutsche Immobilienmarkt hat noch viel Potenzial. Zu dieser Aussage stehe ich auch heute noch. Für unsere Kunden sind wir deshalb vor kurzem Beteiligungen in Immobilien-Pools eingegangen, wo sie direkt und transparent in bestimmte Objekte investieren können. Außerdem nehmen wir wieder verstärkt US-Immobilieninvestment in den Fokus, weil wir glauben, dass dort die Erholung gerade erst anläuft – vor allem bei Gewerbeimmobilien. Die US-Notenbank wird den dortigen Immobilienmarkt nicht nur stützen, sondern sogar anfeuern. Die Preise dort haben jedenfalls noch Platz nach oben.

Wie gewichten Sie denn die verschiedenen Anlageklassen für ihre vermögenden Kunden?

Der Aktienanteil ist schon ziemlich hoch. Im durchschnittlichen Portfolio mit ebenso durchschnittlichem Risiko sind es schon 45 bis 50 Prozent Aktien. Die Schwerpunkte liegen dabei auf europäischen Aktien, vor allem mittelgroße, MDax-ähnliche Werte. Daran halten wir zunächst fest und sichern die Positionen ab, wenn wir Überhitzungen sehen. Ansonsten sind es 10 bis 20 Prozent Immobilien. Außerdem versuchen wir Private Equity-Investments stärker aufzubauen. Dort ist jetzt das Umfeld auf Sicht von vier bis fünf Jahren sehr vorteilhaft. Geringe Anteile, also weniger als 15 Prozent, investieren wir im Rentenmarkt - was sich von selbst versteht, weil dort wenig zu holen ist. Das sind eher taktische Manöver. Je nach Präferenz können auch fünf bis zehn Prozent in Hedgefonds liegen. Daneben gibt es eine atmende Rohstoff-Edelmetall-Gold-Quote. Anfang des Jahres hatten wir diesen Bereich reduziert, er war fast ganz verschwunden. Nachdem die Preise sehr stark gefallen sind, sehen wir vor allem die Industrierohstoffe wieder zunehmend positiv.

10 Tipps für Börseneinsteiger

Wenn die nächsten drei bis fünf Jahre besser prognostizierbar sind, sollten Anleger das auch als ihren Anlagehorizont wählen?

Die drei bis fünf Jahre sollten die Basis bilden. Worauf man achten sein sollte, das sind die wahrscheinlichen Überhitzungen und Korrekturen der nächsten sechs bis zwölf Monate. Dann sollten Anleger nicht stur an ihrer Grundstrategie festhalten, sondern intensiver hinschauen und ihr Aktieninvestment kurzfristig absichern oder sogar reduzieren. Wenn wir dann durch diese Phase gegangen sind, sich die Notenbankpolitik wieder normalisiert und die Konjunkturampeln auf Grün stehen, werden Anleger mit einer ausgewogenen Portfoliomischung gut zurechtkommen.

Wie schätzen sie jetzt Gold ein?

Gold sehen wir wieder etwas positiver. Nach dem starken Verfall setzen wir darauf, dass die Notenbanken doch noch länger und stärker Liquidität in die Märkte geben. Dann kann Gold nochmal positiv überraschen. Für taktische Anleger wird Gold wieder interessanter.

"Gold kann noch einmal positiv überraschen"

Das sind die Todsünden bei der Geldanlage
Nicht an später denkenEiner der größten und häufigsten Fehler bei der privaten Geldanlage ist, gar nicht damit anzufangen. Viele Anleger machen sich nämlich keine Gedanken über ihre altersvorsorge und geben Erspartes lieber für andere Dinge aus. Quelle: Fotolia
Jagd nach der RenditeMit einer der größten Fehler von Anlegern ist aber die Jagd nach dem schnellen Geld: Sobald von einer Kursrakete, einem totsicheren Tipp oder sonstigem die Rede ist, stürzen sich Investoren darauf, als gäbe es kein Morgen mehr. Der größte Fehler ist, dass Anleger sich in Produkte oder Anlageklassen verrennen, die sich erst kurzfristig gut entwickelt haben und die langfristige Entwicklung mitunter völlig außer Acht lassen. Deshalb sollten sich Investoren darüber im Klaren sein, dass es kein Geldanlagevehikel gibt, dass sich nur gut entwickelt. Auch nicht, wenn seit Wochen und Monaten überall nur Gutes davon zu hören und zu lesen ist. Selbst Gold kann fallen. Da ist es wenig ratsam, das gesamte Vermögen auf einmal in Gold zu tauschen. Quelle: dpa
Unverständliche Produkte kaufenDas Problem, das Anleger ihr Geld auch in Produkte stecken, die sie nicht so recht verstehen, ist mit der Finanzkrise leider nicht ausgelöscht worden. Gerade Börsenneulinge überschätzen ihre Kenntnisse gerne. Deshalb kann es nicht schaden, die eigene Anlagestrategie von jemandem überprüfen zu lassen. Ob es jetzt ein Finanzberater, Investmentclub oder ein guter Freund ist, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Hauptsache, die Idee wird gründlich durchdacht. Quelle: Fotolia
Kosten übersehenGenauso häufig übersehen Anleger Kosten, beispielsweise Verwaltungsgebühren bei Fonds. Aus Faulheit wird das Kleingedruckte nur überflogen oder die Gesamtkostenquote schlicht übersehen. Nachher ist dann die Überraschung groß, wenn sich das vermeintliche Schnäppchen als überteuerter Fonds entpuppt. Quelle: Fotolia
Der Herde folgenEin bekanntes Phänomen ist der Herdentrieb der Anleger. Derzeit fliehen Investoren massenweise aus Anleihefonds - obwohl es keinen offensichtlichen Grund dafür gibt. Es reicht, wenn sich ein Großinvestor oder eine kritische Masse von einem Anlageprodukt abwenden. Schon herrscht die allgemeine Meinung "da stimmt etwas nicht" und die Mehrheit verkauft. Den Anleihefonds hat der Herdentrieb allein seit Juli Mittelabflüsse in Höhe von 11,7 Milliarden Dollar eingebracht. Quelle: dpa
Elitäre ZirkelDas Gegenteil des Herdentriebes ist der Wunsch, einem elitären Zirkel anzugehören. Sobald ein Finanzprodukt strenger limitiert ist, wie es beim Madoffschen Schneeballsystem ebenfalls der Fall war, stürzen sich Investoren darauf, ohne genau hinzusehen, was sie da eigentlich kaufen. Das Bedürfnis, zu einer kleinen Gruppe zu gehören, die unermesslich reich wird, ist zu groß. Quelle: Fotolia
Fehler nicht eingestehenMindestens genauso falsch ist es, sich seine Fehlentscheidungen nicht einzugestehen. Dieses Verhalten lässt sich bei jedem Aktiencrash beobachten: Anleger halten an abstürzenden Papieren fest, in der Hoffnung, der Kurs werde sich doch wieder erholen. Wer eine Aktie für 30 Dollar kauft und dann jahrelang ihren Sinkflug beobachtet und nicht verkauft, kann sich offenbar nicht eingestehen, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Nur wer das erkennt, kann Verluste begrenzen. Quelle: Fotolia

Sehen Sie die Möglichkeit, dass Investoren in der Breite wieder auf Gold umschwenken?

Potenziell ja. Dazu muss man verstehen, was den Goldmarkt bewegt. Das deflationäre Bild ängstigt die Investoren. Deflation ist für den Goldpreis in der Regel eher schlecht, Inflation stützt den Goldpreis hingegen. Weil die Notenbanken - insbesondere die EZB - nun aber erneut dafür sorgen müssen, dass die Realzinsen sinken und der Liquiditätszufluss zunimmt, könnte das Gold noch einmal ein kleines überraschendes Revival bescheren. Das ist am Goldmarkt derzeit noch nicht eingepreist.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Können Anleger mit kleinerem Anlagevolumen Ihre Anlagestrategie für betuchte Familien überhaupt kopieren?

Das kleinere Anlagevolumen hat natürlich den Nachteil, dass diese Strategie bei Immobilien und im Bereich von Private Equity sowie Hedgefonds nicht so einfach abbildbar ist. Da brauchen Privatanleger eine Alternative. Aber das lässt sich abstrahieren – im Zweifel über Aktieninvestments. Kreativität ist da gefragt. Zum Beispiel können Wandelanleihen ein brauchbares Instrument sein, ebenso immobilienähnliche und liquide Investments wie Aktien von Immobiliengesellschaften. Aktienähnliche Investments mit begrenztem Risiko könnten zum Beispiel Hedgefonds ersetzen. Teilweise gibt es auch im kleinteiligen Fondsbereich Hedgefonds-Lösungen. Und last but not least gibt es gute vermögensverwaltende Fonds ab relativ geringen Einstiegsbeträgen. Da lässt sich also definitiv was finden.

Beliebt bei Privatanlegern sind derzeit vor allem börsengehandelte Fonds, die sogenannten ETFs, mit eingebautem Schutz vor Währungsrisiken. Rücken die Währungsrisiken wieder in den Fokus?

Einen großen Teil der Währungsrisiken haben wir in den vergangenen zwölf Monaten schon gespürt. Japan etwa war in unserer Anlagestrategie ein wichtiges Element, aber nur mit Währungsabsicherung. Das hat hervorragend funktioniert, denn der Währungseffekt betrug in der Spitze etwa 30 Prozent. In den Schwellenländern ist kürzlich ähnliches passiert, aber auch das liegt eher schon hinter uns.

Der Euro wird tendenziell schwächer, was für Euro-Zonen-Anleger bedeutet, dass Anlagen in Fremdwährungen wieder attraktiver werden, etwa in Dollar oder britischen Pfund. Im Moment würde ich jedenfalls keine so großen Währungsrisiken an die Wand malen. Eine Absicherung ist höchstens beim japanischen Yen und für einige Schwellenländer nötig.

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