"Wenn die Internetkriminalität immer internationaler wird, muss auch unsere Antwort globaler und schlagkräftiger werden", sagte Manhattans Staatsanwalt Preet Bharara. Die länderübergreifende Aktion habe gezeigt, "dass Hacker und Betrüger nicht damit rechnen können, ungeschoren in der Anonymität des Internets untertauchen zu können, auch nicht über Grenzen hinweg", sagte Bharara. "Gerissene Internetkriminelle, die glauben, hinter dem angeblichen Schleier des Internets arbeiten zu können, werden trotzdem vom langen Arm des Gesetzes ergriffen."
Aber auch der angeblich größte Schlag gegen Kreditkartenbetrüger ist kein Grund zu Entwarnung. Zwei Jahre dauerten die Ermittlungen, bis der Zugriff auf die Verdächtigen erfolgte. Ein neues Internetforum starten die jungen Computer-Nerds in wenigen Stunden. Allzu vielfältig sind die Möglichkeiten der Cyberkriminellen, den Datenhandel im Internet zu organisieren. Und offenbar kennt diese Kriminellen-Szene auch keine Nachwuchsprobleme, wenn man das Alter der Inhaftierten bedenkt. Lediglich die abschreckende Wirkung der Verhaftungen dürfte einen positiven Effekt haben – vor allem, wenn es zu einer klaren Beweisführung und strengen Urteilen kommt.
Allein in Deutschland eine Million Euro geklaut
Der Markt für illegal erworbene Kreditkartendaten im Internet boomt daher trotz der Fahndungserfolge zunächst unverdrossen weiter. Einer Meldung zufolge - wenige Stunden vor den Verhaftungen im Zuge der FBI-Aktion verbreitet – hatten die Experten des IT-Sicherheitsspezialisten McAfee einen weltweit operierende Organisation von Cyberkriminellen aufgedeckt. Der Ring mit der Bezeichnung "High Roller" bestehe aus mindestens einem Dutzend Gruppen, die weltweit tätig seien, hieß es. Der entstandene Schaden wird mit 60 Millionen Euro beziffert – und hätte offenbar noch in die Milliarden gehen können. Allein in Deutschland seien 176 Konten geplündert und rund eine Million Euro entwendet worden.
Die Opfer des Betrugsrings seien Finanzinstitute aller Größenordnungen. "Bislang nahm man an, dass nur große Finanzinstitute Ziel von Cyberkriminellen sein würden, doch die jetzt entdeckten Attacken zielen auf die gesamte Finanzbranche - von Kreditanstalten über globale Banken bis hin zur kleinen Regionalbank", sagte Hans-Peter Bauer, Europa-Chef bei McAfee. Dabei gingen die Räuber äußerst geschickt vor. So würden zum Beispiel Schadprogramme eingesetzt, die eigenständig Geld auf sogenannte "Mule-Konten", transferierten. Solche Konten haben rechtmäßige Inhaber, die als Geldkuriere arbeiten.
Das Vorgehen der Betrügerbande erfordere nicht nur Erfahrung mit Schadprogrammen, so die Sicherheitsexperten von McAfee. Es seien auch tiefergehende Kenntnisse über Banktransaktionen nötig. Es zeige, dass Kreditkartenbetrüger immer gezielter vorgehen könnten, wenn sie entsprechendes Know-how und Insider-Wissen bündeln können. Die Vorteile der Kommunikation via Internet spielen sie so gnadenlos aus.
Mit Material von dpa