Dax-Absicherung So wappnen Sie sich für stürmische Börsen

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Hebel macht Zertifikate effektiv

Sollte der Dax deutlicher verlieren und in Richtung 8500 Punkte abtauchen, schlägt die Stunde der Shortzertifikate. Diese spekulativen Anlagevehikel laufen entgegengesetzt zum Dax und verstärken dabei die Kursausschläge. Verliert der Index etwa in einem Monat 15 Prozent, steigen Shortzertifikate mit vierfachem Hebel um 60 Prozent.

Diese Power hat ihren Preis. Zum einen funktioniert der Hebel auch in die andere Richtung – gewinnt der Dax fünf Prozent, entstehen 20 Prozent Verlust. Zum anderen kommt es zum Totalverlust bei diesen Zertifikaten, wenn der Dax wider Erwarten in einem schnellen Anstieg den Basispreis der Zertifikate erreicht oder überschreitet. Der Basispreis ist die Schwelle, ab der sich der Wert eines Zertifikats berechnet.

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Diesen Ausgangspunkt richtig zu wählen ist entscheidend für den Erfolg des Zertifikats. Orientieren können sich Anleger am Dax selbst. Am 10. April dieses Jahres erreichte der Index bei 12.391 Punkten sein bisheriges Hoch. Wer für Shortzertifikate also einen Basispreis von 12.500 wählt, würde selbst bei einem nochmaligen Anstieg bis zum alten Hoch keinen Totalverlust erleiden. Welches Potenzial in den schnellen Papieren steckt, zeigt eine Rechnung. Der Wert eines Shortzertifikats ergibt sich aus Basispreis minus aktuellem Dax. Steht der Dax bei 10.800 Punkten, ergibt das eine Differenz von 1700. Da sich 100 Zertifikate einmal auf den Index beziehen, ist jedes einzelne Zertifikat 17 Euro wert.

Vollkaskosschutz ist teuer

Sinkt der Dax nun auf 8500, starten die Shortzertifikate durch. Der Index verliert bei einem Rückgang von 10.800 auf 8500 Punkte 21 Prozent; Shortzertifikate aber gewinnen viel mehr. Gerechnet von der Basis bei 12.500, ergibt sich eine Differenz von 4000 Punkten, also 40 Euro Kurswert für jedes Zertifikat. Bei einem Kaufkurs von 17 Euro wären das 135 Prozent Gewinn. Der Gewinn ist etwa sechsmal so hoch wie die gleichzeitigen Verluste im Dax. Dieser Hebeleffekt macht Shortzertifikate zu effektiven Absicherungsinstrumenten.

18 Aktien für Anlage-Rebellen

Der Grundgedanke jeder Absicherungsstrategie ist einfach: Die eingesetzten Zertifikate sollten den drohenden Verlust des Aktiendepots ausgleichen. Das ermöglicht es Anlegern, mit ihren Aktien durch ein heikles Börsenumfeld zu steuern, beim langfristigen Aufwärtstrend aber dabeizubleiben. Wenn der Dax um 21 Prozent sinkt, erleidet ein Aktiendepot aus Standardwerten im Volumen von 50.000 Euro immerhin 10.500 Euro Kursverlust. Idealerweise müssten die Gewinne aus den Zertifikaten also 10 500 Euro einspielen. Wenn jedes Zertifikat wie beschrieben von 17 auf 40 Euro steigt, also 23 Euro gewinnt, wären für eine Komplettabsicherung 457 Zertifikate notwendig. Allerdings hat eine solche Vollkaskoversicherung ihren Preis.

„Um ein Depot vollständig oder zu einem großen Teil abzusichern, ist ein unverhältnismäßig hoher Kapitaleinsatz erforderlich“, sagt der Frankfurter Vermögensverwalter Ottmar Wolf. 457 Shortzertifikate kosten bei einem Dax-Stand von 10.800 Punkten immerhin 7769 Euro, fast ein Sechstel des gesamten Depotwerts. Dieser Aufwand lässt sich verringern, indem man Zertifikate mit höherem Hebel wählt. Bei Papieren mit zehnfachem Hebel etwa genügen schon 5000 Euro Einsatz zur Komplettabsicherung.

Das Problem: Der Basispreis solcher Shortzertifikate liegt bei etwa 11.900 Punkten. Die Gefahr, damit bei einer starken Dax-Erholung Totalverlust zu erleiden, ist größer geworden. Im Grunde bleiben zwei Auswege: entweder sich beim Einsatz von Shortzertifikaten mit einer Teilabsicherung zu begnügen oder zu Finanzvehikeln zu greifen, die in jedem Fall über eine festgelegte Zeit im Rennen bleiben – Verkaufsoptionen (Puts). Puts bieten bis zur Fälligkeit das Recht, eine Aktie oder einen Index zu einem festgelegten Preis zu verkaufen.

Put-Optionen für den Crash

„Wer in den nächsten Monaten mit einem scharfen Kurseinbruch im Dax rechnet, kann durchaus Puts mit einer etwas niedrigeren Basis wählen, derzeit etwa bei 9500 Punkten“, sagt Dirk Heß, Derivateexperte der Citigroup. Einen effektiven Schutz bis ins Frühjahr hinein bieten Puts mit Laufzeit bis Mitte 2016. Wie stark 9500er-Puts im Fall eines scharfen Kursrückgang steigen, zeigt eine Hochrechnung: Kracht der Dax zum Beispiel bis Ende November dieses Jahres unter hektischen Schwankungen von 10.800 auf 7500 Punkte, können die Kurse der Puts wegen der dann deutlich erhöhten Volatilität von 2,80 Euro auf bis zu 22 Euro steigen. Das wären gut 19 Euro Gewinn je Put. Um dann 15.300 Euro Verlust aus Dax-Aktien auszugleichen, wären 805 Puts im Wert von derzeit 2254 Euro notwendig.

Extreme Kursgewinne bei Puts gibt es aber nur, wenn der Dax wieder zum Leidindex mutiert, es also wieder richtig kracht. Denn sollten die Aktienkurse nur langsam sinken, fällt der Anstieg der Puts nur verhalten aus.

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