Dax-Absicherung So wappnen Sie sich für stürmische Börsen

Die Börsenkurse haben sich erholt, doch das Risiko heftiger Rückschläge bleibt. Ob hektische Kursschwankungen oder befürchteter Crash – mit Zertifikaten können Anleger ihr Aktiendepot wetterfest machen.

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Vom Leidindex ist nichts mehr zu spüren. Nachdem der Deutsche Aktienindex (Dax) einen harten Sommer mit kräftigen Kursverlusten hinter sich hatte, ist er allein in den vergangenen drei Wochen um 1000 Punkte gestiegen. Die Aussicht auf neue Geldspritzen der europäischen Notenbank hat deutsche Aktien beflügelt, um gleich zehn Prozent stieg der deutsche Leitindex.

Dabei wären weitere Zinserleichterungen kein Zeichen von Stärke, sondern vielmehr ein Signal dafür, dass die konjunkturelle Erholung in Europa nicht so vorankommt wie erhofft und weiter Hilfe von den Notenbankern braucht. Angesichts der vagen Wirtschaftsaussichten in Europa und der Krise in den Schwellenländern könnte sich der jüngste Kursanstieg als Bärenmarktrally erweisen, als eine kräftige Erholung in einem Abwärtstrend.

Sollte dies zutreffen, dann gibt es jetzt für Anleger keine Gelegenheiten zum Neueinstieg, sondern die Chance, das Aktiendepot abzusichern oder mit Strategien zu ergänzen, die auch in schwankenden Märkten Gewinne versprechen. Entschieden ist die weitere Kursrichtung nicht, aber Investoren können jetzt recht günstig, weil zu deutlich höheren Kursen als im September, ihr Depot wetterfest machen.

Schutz für verschiedene Szenarien

Wie weit mögliche Korrekturen im Dax in den nächsten Monaten gehen könnten, dafür sind mehrere Szenarien denkbar. Seit dem Tiefpunkt in der Finanzkrise 2008 verläuft der deutsche Aktienmarkt in einem langjährigen Aufwärtstrend (siehe Chart).

Zertifikate und Optionen, die von wackligen oder sinkenden Dax-Notierungen profitieren

Wie der Rückschlag im Jahr 2011 zeigt, messen Korrekturen innerhalb dieses Trends oft die gesamte Bandbreite der bisherigen Aufwärtsbewegung aus. Sollte es jetzt wieder nach diesem Muster ablaufen, könnte der Dax in den nächsten Monaten bis in den Bereich um 8500 Punkte nachgeben. Sollte der Dax wider Erwarten sogar das Niveau um 8500 nicht verteidigen, läge das nächste Kursziel erst bei 7500 Punkten. Hier verläuft eine wichtige Unterstützungslinie, die sich durch Hochpunkte 2011 und Tiefpunkte 2013 herleiten lässt.

Das Kursbild zeigt auch, dass der Dax trotz der jüngsten Avancen noch immer unterhalb seiner diesjährigen Abwärtstrendlinie verläuft, die sich durch die Kursspitzen im Frühjahr und Sommer gebildet hat (siehe Chart). Damit bleibt als drittes, positives Szenario ein schwankungsreicher Seitwärtstrend. Wenn Aktienmärkte auf der Stelle treten, lassen sich mit Zertifikaten Jahresrenditen im mittleren einstelligen Bereich einfahren. Das klassische Anlageprodukt dafür sind Discountzertifikate.

Dax-Verlauf und mögliche Korrekturziele der nächsten Monate

„Gerade jetzt, wenn man nicht an die baldige Wiederkehr der Superhausse glaubt, sind Discounts interessant“, sagt Thomas Buckard, Vorstand der Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen aus Wuppertal. Discounts ermöglichen den Einstieg in den Aktienmarkt mit einem Abschlag (daher der Name), deckeln aber die Gewinnhöhe. Die entsprechende Grenze wird Cap genannt.

Abschlag auf den Index

„Wer etwa Schwankungen zwischen 9800 und 10.800 Punkten im Dax erwartet, kann die untere Schwelle als Cap wählen“, rät Ottmar Wolf, Vorstand des Vermögensverwalters Wallrich Asset Management aus Frankfurt. Discounts mit einer Gewinngrenze bei 9800 Punkten kosten derzeit 93 Euro. Am Ende der Laufzeit gibt es ein Hundertstel des dann aktuellen Dax in Euro zurück, höchstens jedoch 98 Euro. Diesen Maximalgewinn gibt es immer dann, wenn der Dax mindestens bei 9800 steht. Selbst wenn der Index bis dahin mehr als fünf Prozent verliert, bliebe im Zertifikat der volle Gewinn.

Sollte der Dax das Mindestziel von 9800 Punkten nicht erreichen, drückt das den Kurs des Zertifikats. Bei 9500 gäbe es 95 Euro zurück, noch gut zwei Prozent Gewinn. Verluste entstehen, wenn der Dax unter das Niveau sinkt, das dem Einstandskurs entspricht, also 9300 Punkte. Discountzertifikate sind resistent gegen kleine bis mittlere Rückschläge und bieten auch dann noch einen Mehrwert gegenüber einem Indexinvestment, wenn der Dax leicht zulegt.

Hebel macht Zertifikate effektiv

Sollte der Dax deutlicher verlieren und in Richtung 8500 Punkte abtauchen, schlägt die Stunde der Shortzertifikate. Diese spekulativen Anlagevehikel laufen entgegengesetzt zum Dax und verstärken dabei die Kursausschläge. Verliert der Index etwa in einem Monat 15 Prozent, steigen Shortzertifikate mit vierfachem Hebel um 60 Prozent.

Diese Power hat ihren Preis. Zum einen funktioniert der Hebel auch in die andere Richtung – gewinnt der Dax fünf Prozent, entstehen 20 Prozent Verlust. Zum anderen kommt es zum Totalverlust bei diesen Zertifikaten, wenn der Dax wider Erwarten in einem schnellen Anstieg den Basispreis der Zertifikate erreicht oder überschreitet. Der Basispreis ist die Schwelle, ab der sich der Wert eines Zertifikats berechnet.

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Diesen Ausgangspunkt richtig zu wählen ist entscheidend für den Erfolg des Zertifikats. Orientieren können sich Anleger am Dax selbst. Am 10. April dieses Jahres erreichte der Index bei 12.391 Punkten sein bisheriges Hoch. Wer für Shortzertifikate also einen Basispreis von 12.500 wählt, würde selbst bei einem nochmaligen Anstieg bis zum alten Hoch keinen Totalverlust erleiden. Welches Potenzial in den schnellen Papieren steckt, zeigt eine Rechnung. Der Wert eines Shortzertifikats ergibt sich aus Basispreis minus aktuellem Dax. Steht der Dax bei 10.800 Punkten, ergibt das eine Differenz von 1700. Da sich 100 Zertifikate einmal auf den Index beziehen, ist jedes einzelne Zertifikat 17 Euro wert.

Vollkaskosschutz ist teuer

Sinkt der Dax nun auf 8500, starten die Shortzertifikate durch. Der Index verliert bei einem Rückgang von 10.800 auf 8500 Punkte 21 Prozent; Shortzertifikate aber gewinnen viel mehr. Gerechnet von der Basis bei 12.500, ergibt sich eine Differenz von 4000 Punkten, also 40 Euro Kurswert für jedes Zertifikat. Bei einem Kaufkurs von 17 Euro wären das 135 Prozent Gewinn. Der Gewinn ist etwa sechsmal so hoch wie die gleichzeitigen Verluste im Dax. Dieser Hebeleffekt macht Shortzertifikate zu effektiven Absicherungsinstrumenten.

18 Aktien für Anlage-Rebellen

Der Grundgedanke jeder Absicherungsstrategie ist einfach: Die eingesetzten Zertifikate sollten den drohenden Verlust des Aktiendepots ausgleichen. Das ermöglicht es Anlegern, mit ihren Aktien durch ein heikles Börsenumfeld zu steuern, beim langfristigen Aufwärtstrend aber dabeizubleiben. Wenn der Dax um 21 Prozent sinkt, erleidet ein Aktiendepot aus Standardwerten im Volumen von 50.000 Euro immerhin 10.500 Euro Kursverlust. Idealerweise müssten die Gewinne aus den Zertifikaten also 10 500 Euro einspielen. Wenn jedes Zertifikat wie beschrieben von 17 auf 40 Euro steigt, also 23 Euro gewinnt, wären für eine Komplettabsicherung 457 Zertifikate notwendig. Allerdings hat eine solche Vollkaskoversicherung ihren Preis.

„Um ein Depot vollständig oder zu einem großen Teil abzusichern, ist ein unverhältnismäßig hoher Kapitaleinsatz erforderlich“, sagt der Frankfurter Vermögensverwalter Ottmar Wolf. 457 Shortzertifikate kosten bei einem Dax-Stand von 10.800 Punkten immerhin 7769 Euro, fast ein Sechstel des gesamten Depotwerts. Dieser Aufwand lässt sich verringern, indem man Zertifikate mit höherem Hebel wählt. Bei Papieren mit zehnfachem Hebel etwa genügen schon 5000 Euro Einsatz zur Komplettabsicherung.

Das Problem: Der Basispreis solcher Shortzertifikate liegt bei etwa 11.900 Punkten. Die Gefahr, damit bei einer starken Dax-Erholung Totalverlust zu erleiden, ist größer geworden. Im Grunde bleiben zwei Auswege: entweder sich beim Einsatz von Shortzertifikaten mit einer Teilabsicherung zu begnügen oder zu Finanzvehikeln zu greifen, die in jedem Fall über eine festgelegte Zeit im Rennen bleiben – Verkaufsoptionen (Puts). Puts bieten bis zur Fälligkeit das Recht, eine Aktie oder einen Index zu einem festgelegten Preis zu verkaufen.

Put-Optionen für den Crash

„Wer in den nächsten Monaten mit einem scharfen Kurseinbruch im Dax rechnet, kann durchaus Puts mit einer etwas niedrigeren Basis wählen, derzeit etwa bei 9500 Punkten“, sagt Dirk Heß, Derivateexperte der Citigroup. Einen effektiven Schutz bis ins Frühjahr hinein bieten Puts mit Laufzeit bis Mitte 2016. Wie stark 9500er-Puts im Fall eines scharfen Kursrückgang steigen, zeigt eine Hochrechnung: Kracht der Dax zum Beispiel bis Ende November dieses Jahres unter hektischen Schwankungen von 10.800 auf 7500 Punkte, können die Kurse der Puts wegen der dann deutlich erhöhten Volatilität von 2,80 Euro auf bis zu 22 Euro steigen. Das wären gut 19 Euro Gewinn je Put. Um dann 15.300 Euro Verlust aus Dax-Aktien auszugleichen, wären 805 Puts im Wert von derzeit 2254 Euro notwendig.

Extreme Kursgewinne bei Puts gibt es aber nur, wenn der Dax wieder zum Leidindex mutiert, es also wieder richtig kracht. Denn sollten die Aktienkurse nur langsam sinken, fällt der Anstieg der Puts nur verhalten aus.

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