Besonders beliebt bei Anlegern sind etwa Garantie-Produkte. Aber obwohl eine Garantie suggeriert, der Investor könne kein Geld verlieren, ist ein Totalverlust grundsätzlich möglich. Sasa Perovic, Analyst bei der Zertifikate-Ratingagentur Scope, weist daher besonders auf ein Risiko hin, das den meisten Neulingen auf dem Zertifikatemarkt nicht hinreichend bewusst ist: „Auch wenn Anleger etwa ein Kapitalschutzzertifikat kaufen, sollten sie sich immer darüber im Klaren sein, dass bei einem Zertifikat der Kapitalschutz nicht gegeben ist. Der Anleger hat immer ein Emittentenrisiko. Wird die Bank, die das Zertifikat ausgegeben hat, insolvent, ist der Anleger auch sein investiertes Geld los.“ Bei Zertifikaten handelt es sich nämlich grundsätzlich um Inhaberschuldverschreibungen der Bank, die weder durch eine gesetzliche Einlagensicherung oder den Staat geschützt sind. Bei der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers verloren auch hierzulande viele Anleger mit Lehman-Zertifikaten viel Geld. Dem Image der Zertifikate-Branche hat das nachhaltig geschadet – auch wenn der Markt allmählich wieder steigende Anlagevolumina registriert.
Fragwürdiger Kapitalschutz
Bei den Garantien steckt der Teufel im Detail. „Wenn ein Zertifikateprospekt eine Garantie auf Rückzahlung des eingesetzten Kapitals verspricht, bezieht sich diese also nur auf die Auszahlungsstruktur, nicht aber auf den Emittenten“, erläutert Perovic. „Zudem muss man wissen, dass sich die Garantien in der Regel nur auf die Auszahlung zum Ende der Laufzeit beziehen.“ Wer sein Zertifikat vorher im Minus verkauft, realisiert seine Verluste. Auch Ausgabeaufschläge sorgen nicht selten gleich zu Beginn der Haltedauer für Verluste, oftmals zwei bis drei Prozent. Eine Rückzahlung dieser Provision sehen die Garantien nicht vor. Zudem kann in den Produkteigenschaften festgelegt sein, dass bei einem Verkauf des Zertifikats vor dem Laufzeitende nicht die vollen hundert Prozent zur Auszahlung kommen, sondern zum Beispiel nur 90 Prozent. Der volle Kapitalschutz greift dann nur zum Laufzeitende. Somit müsste der Investor zunächst zwölf bis 13 Prozent Verlust ausgleichen, bevor er bei vorzeitigem Verkauf darauf hoffen kann, zumindest seinen Kapitaleinsatz zurück zu bekommen. Beispiele dafür sind laut Perovic etwa die „Euro Stoxx 50 Protect Anleihe“ von Barclays Capital oder die LBBW „Safe-Anleihe mit Cap“.
Riskante "Anleihen"
Der Begriff Anleihe findet sich ohnehin in vielen Zertifikate-Bezeichnungen. Aber meist führt er in die Irre. „Sie haben eine Couponzahlung und einen Schuldner, der dafür gerade steht. Insofern kann man von Anleihen sprechen“, sagt Perovic von Scope. „Entscheidend ist dann aber wie auch bei Staats- oder Unternehmensanleihen die Bonität des Schuldners“, so Perovic. Die Bonität lässt sich etwa an den Prämien für Kreditversicherungen ablesen, den so genannten Credit Default Swaps. Je höher deren Kurs ist, desto ausfallgefährdeter ist der Emittent. Morgan Stanley ist zum Beispiel ein großer Emittent von Zertifikaten, hat aber aktuell eine CDS-Prämie von 379 Basispunkten. Perovic rät Anlegern deshalb, immer auf die Bonität zu achten „379 Punkte ist ein hoher Wert und somit ist Morgan Stanley ein vergleichsweise ausfallgefährdeter Emittent.“ Zum Vergleich: Die Deutsche Bank liegt bei 211, die DZ Bank hat als Top-Institut der Sparkassen eine 111 und die Bundesrepublik Deutschland bekommt als Schuldner nur 58 Basispunkte am CDS-Markt für eine Ausfallversicherung über fünf Jahre. Diese Daten zur Bonität stellt sogar der Deutsche Derivate Verband auf seiner Homepage öffentlich zur Verfügung.
Laut Perovic sind viele Zertifikate, die sich mit dem Begriff „Anleihe“ oder „Aktienanleihe“ schmücken oder als sogenannte Teilschutzzertifikate verkauft werden, in Wahrheit etwas anderes, nämlich Bonuszertifikate.