Kein Wunder, gehört mit RWE auch ein Dax-Konzern zu den zehn Unternehmen, deren Aktien sich am schlechtesten entwickelten. 54 Prozent Kursverlust allein im vergangenen Jahr reichen für Platz sechs. Mit E.On folgt der nächste Energieriese gleich auf Platz 20 der Watchlist.
Und auch im Ausland leiden die Energiekonzerne. Ein Beispiel: Im britischen Leitindex FTSE 100 führt Standard Chartered mit 51 Prozent seit März 2015 die Negativliste an, zeigen Bloomberg-Daten. Direkt davor: Anglo American mit -49 Prozent, Glencore mit -46 Prozent und BHP Billiton mit -43 Prozent.
Was Anleger gutmütig stimmen kann, sind die Dividendenzahlung ihrer Unternehmen. Rutschen die Kurse ab, können zumindest stabile Dividendenzahlungen die Verluste eindämmen. So halten auch die Ölkonzerne Shell und BP an ihrer bisherigen Dividendenpolitik fest. Auch, wenn etwa im Fall BP, in diesem Jahr die frei verfügbaren Gelder (Free Cashflow) gar nicht für die Dividendenzahlungen ausreichen. BP-Chef Bob Dudley würde mit dem Konzern notfalls sogar neue Schulden aufnehmen, um die Ausschüttungen zu sichern, sagte er in einem Interview.
Dividende gleicht Kursverluste kaum aus
Marc Tüngler hält solche Pläne der Konzerne für falsch. „Der Grundsatz muss lauten: Wenn kein Gewinn zur Verteilung zur Verfügung steht, kann es auch keine Dividende geben.“
Doch die DSW-Liste zeigt: zwar zahlten 31 der 50 Unternehmen wenigstens einmal in den vergangenen Jahren eine Dividende. „Aber nur bei wenigen hat die Dividende etwas an dem fatalem Performancerückgang ändern können“, sagt Marc Tüngler. Erstmals analysierte die DSW neben dem reinen Kursverlust auch die Performance inklusive der Dividenden.
RWE schaffte es so, sich im Performanceranking einen besseren Platz zu ergattern, fiel von Platz sechs auf den achten Rang zurück.
Andere schafften es dagegen, sich mit ihrer Dividende aus dem Performanceranking komplett rauszuziehen. Zwar musste UMS United Medical Systems mit 67 Prozent Kursverlust noch Platz elf im Kursranking verkraften, taucht unter den 50 schlechtesten Konzernen nach Gesamtperformance aber nicht mehr auf. Gleiches gilt für Balda, Bilfinger, Ahlers und C.A.T. Oil.
Bei UMS sorgte allerdings der Verkauf einer Beteiligung für außergewöhnlich hohe Erträge, und der Konzern verschwand lediglich dank einer Dividende von 7,53 Euro aus dem Ranking – was einer Dividendenrendite von knapp 74 entsprach.
Trotz der fetten roten Minuszeichen vor der Kursentwicklung der Aktien auf der DSW Watchlist betont Tüngler: „Es muss nicht zwingend ein Verkaufssignal sein, wenn eine Gesellschaft auf der Liste auftaucht.“ Der Blick auf die Performance über das vergangene Jahr ließe darauf schließen, ob sich Unternehmen mit ordentlichem Geschäftsmodell auch wieder erholen können. Trotzdem bleibe es ein ernstzunehmendes Warnsignal, wenn eine der eigenen Aktien aus dem Depot auf der Watchlist auftauchen.
Anleger sollten Warnzeichen aber beim regelmäßigen Blick ins Portfolio hoffentlich früher erkennen, als erst bei Verlusten über 50 Prozent, die ihnen nach fünf Jahren auffallen.