Drei Strategien, drei Depots Mit dem Sprinter den Turbo zünden

Die Turbulenzen in den Schwellenländern sorgen an den Börsen für Unruhe – aber auch für Chancen. Den Autoren bieten sich nun attraktive Einstiegsniveaus. Außerdem versuchen sie mit Zertifikaten die Volatilität zu nutzen.

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Daniel Hupfer

Die Aktienmärkte sind mit den Verlusten der vergangenen Tage leicht angezählt. Der Dow Jones in den USA fiel sogar unter die 200 Tage Linie. Vor allem die Veröffentlichung des US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe belastete die Börsen zusätzlich mit einem deutlichen Rückgang. Hierbei stellt sich nun die Frage, in wie weit das schlechte Wetter in den USA Mitte Januar hierfür verantwortlich gemacht werden kann.

Unsere bereits erworbenen Positionen haben vor diesem Hintergrund etwas gelitten. Relativ stabil halten sich derzeit allerdings die Aktien von Vinci. Europas größter Baukonzern mit Sitz in Rueil-Malmaison nahe Paris profitiert derzeit von der Konjunkturerholung in Europa. Neben dem klassischen Baugeschäft betreibt Vinci ein großes Netz an französischen Autobahnen. Der zuletzt gemeldete Auftragsbestand lag bei über 30 Milliarden Euro. Auch wenn das Unternehmen nicht mehr günstig bewertet ist, sehen wir aufgrund einer sich erholenden europäischen Konjunktur weiteres Potenzial. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei etwa 3,7 Prozent.

Die Entwicklung der französischen Konjunktur gibt zwar Anlass zur Sorge, doch geben die jüngst veröffentlichen Frühindikatoren Hoffnung, dass der Tiefpunkt im Konjunkturzyklus durchschritten ist. Sollte sich dies bestätigen, wäre eine positive Überraschung für den französischen Aktienmarkt möglich.


Bonuszertifikate sollen Gewinne generieren

Den Dax-Rücksetzer am Dienstagmorgen unter 9100 Punkte habe ich genutzt, um meinen Bestand an Sprintzertifikaten aufzustocken (WKN: VZ19G1). Fast ein Zehntel meines Kapitals habe ich jetzt  hier investiert. Knapp unter der entscheidenden Marke für diese Anlageprodukte notiert der Dax derzeit: Oberhalb von rund 9200 Punkten schalten die Sprinter den Turbo ein. Indexgewinne darüber werden in meinem Depot um den Faktor zwei gehebelt. So, als ob ich auf einen Schlag plötzlich doppelt so viele Anteile am deutschen Leitindex besäße.

Der Clou: Fällt das Aktienbarometer unter die Sprint-Schwelle zurück, dann verschwinden meine „imaginären“ Extra-Anteile automatisch wieder aus dem Portfolio — an Verlusten werde ich also nicht überproportional beteiligt. Der Preis für das Hoch- und Runterfahren meines Aktien-Engagements bis zum Laufzeitende der Papiere Ende November dieses Jahres: Von steigenden Kursen profitiere ich maximal bis zur 9814 Zähler-Marke, die Erträge sind gedeckelt.Diese Zertifikate dienen dazu, meine eher auf Verlustvermeidung ausgerichtete Zusammensetzung des Portfolios abzurunden.

Hintergrund: Mein oberstes Anlageziel ist es, auf lange Sicht eine Gesamtrendite von im Schnitt sechs bis acht Prozent zu erreichen – und zwar möglichst nervenschonend. Da ich momentan eher von einer weiterhin sehr schwankungsstarken Seitwärtsbewegung an den Börsen ausgehe, setze ich vor allem auf defensivere Anlagepapiere: Spezielle Discount- und Bonuszertifikate. Diese werfen selbst dann zwischen sechs einhalb und elf Prozent Rendite ab, wenn Dax und Co. mal längere Zeit nicht richtig vom Fleck kommen oder sogar etwas fallen.

Mit dieser Ausrichtung meines Portfolios dürfte ich in einer Seitwärtsphase zwar den Benchmark-Index der Musterdepots „Stoxx 50“ deutlich abhängen.  Doch im Gegenzug sind die erzielbaren Gewinne eng begrenzt. Mit den Sprintzertifikaten verhindere ich, dass mein Depot allzu schnell abgehängt wird, falls es früher als gedacht wieder kräftiger oben geht am Aktienmarkt: Die gehebelten Gewinne der Sprinter kompensieren in solch einem Szenario einen Teil der entgangenen Erträge bei den defensiven Discountern und Bonuspapieren.


China und USA setzen Ölpreis unter Druck

Nach enttäuschenden US-Daten von gestern blieben am Dienstag viele Börsenplätze auf Talfahrt. Der japanische Nikkei-225 hat den schlechtesten Börsentag seit etwa sieben Monaten erlebt und somit seine Position als der bisher schwächste der entwickelten Märkte 2014 befestigt. Die deutschen Bundesanleihen wurden dagegen stark nachgefragt und notierten auf dem höchsten Niveau seit sechs Monaten. Die festverzinslichen Papiere aus den anderen Euro-Staaten gerieten dagegen unter Druck. Schlechte US-Daten zusammen mit negativen Nachrichten aus China waren auch für schwächeren Ölpreis verantwortlich.

Neste Oil hat einen höheren als von Analysten erwarteten Quartalsgewinn vermeldet, die Aktie stieg im Tagesverlauf bis zu 15 Prozent. Hohe Investitionen in den Bereich „Erneuerbare Kraftstoffe“ zahlen sich langsam aus. Bei Peugeot hat eine Investorengruppe eine Petition gegen geplante Kapitalerhöhung veröffentlicht.   

Beim Daytrading-Wikifolio „SR wisdom capital spekulativ“ wurde kräftig umgeschichtet: Die Deutsche Telekom wurde mit Verlust veräußert, dafür wurden Sky, Pfeiffer Vacuum sowie CAT Oil aufgebaut. Im Teilportfolio wird derzeit gut 30 Prozent Cash gehalten.

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