Herr Schulte, 2011 erreichte Silber einen Rekordpreis je Feinunze von knapp 50 Dollar und stürzte in der Folge bis auf 18 Dollar ab. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres gab es erste Anzeichen einer Erholung. Geht die Achterbahnfahrt beim Silberpreis von neuem los?
Jedem Investment folgt nach einer Glanzzeit auch wieder ein Katzenjammer. Wenn ich die letzten drei, vier Jahre Revue passieren lasse, fällt mir der schöne Spruch von André Kostolany ein: An der Börse gibt es Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld. Im April 2011 musste ich vor einer Korrektur warnen. Ich hatte zuvor in einer Studie beschrieben, dass wir nach einem Silberpreisanstieg auf 50 Dollar auch wieder unter 30 oder sogar 25 Dollar fallen können. Der Grund dafür war damals die Euphorie, der Markt war technisch überkauft. Die Gefahr von Margin-Erhöhungen, also höheren Sicherheitsleistungen bei Silberinvestments an der Warenterminbörse in den USA, lag in der Luft – und sie kamen auch. Dann musste ich Mitte 2011 feststellen, dass mein bis dahin vorherrschender Optimismus für die Weltwirtschaft nicht mehr gerechtfertigt war.
Woher kam dieser Pessimismus?
Wir konnten schon im Frühsommer 2011 erkennen, dass sich die Wachstumsdynamik in den Schwellenländern verlangsamt. Die Parameter für die Weltwirtschaft verschlechterten sich. Der OECD-Frühindikator, die Schwellenländer-Wirtschaft und die globalen Einkaufsmanager-Indizes kühlten sich deutlich ab. Auch die Ifo-Geschäftsklimaerwartungen der chemischen Industrie, die mit ihren Grundstoffen und Vorleistungsgütern am Anfang der Verwertungskette stehen, brachen seinerzeit massiv ein – was mich immer besonders alarmiert. Es sprach also viel dafür, dass die Gesamtwirtschaft ebenso wie Silber den Höhenflug jäh beenden würde. Damals musste Anleger vor einer langen Streckfolter warnen. Die vergangenen drei Jahre waren sicherlich für viele Silberinvestoren frustrierend.
Was macht Sie denn jetzt für Silber so optimistisch?
Wir haben es am Rohstoffmarkt mit einer dreijährigen Baisse zu tun und haben im letzten Jahr Rekordabflüsse aus Rohstofffonds erlebt. Zur Jahreswende hatten Großinvestoren und Kleinspekulanten den Silber-Future an der US-Terminbörse Comex im Rekordumfang verkauft. Im Januar war der Optimismus der nordamerikanischen Analysten und Berater für Silber sehr niedrig. Das Verhältnis von Verkaufs- und Kaufoptionen für Silber macht deutlich, dass die Mehrheit der Anleger einen fallenden Silberpreis erwartet. Vieles deutet darauf hin, war die Stimmung am Silbermarkt auf dem Tiefpunkt angelangt ist und sich eine Trendwende ankündigt. Jetzt sind die Indikatoren und Erwartungen der Einkaufsmanager wieder deutlich im positiven Bereich. Das ist noch kein Grund „Hosianna“ zu rufen und den großen, großen Wirtschaftsboom zu erwarten, aber ich gehe heute davon aus, dass die Entwicklung der Weltwirtschaft auch höhere Rohstoffpreise tragen wird. Der alte Rohstoffindex CRB mit 17 gleichgewichteten Rohstoffen ist sogar schon klar aus dem Abwärtstrend der vergangenen Jahre nach oben ausgebrochen. Als überzeugter Antizykliker würde ich sagen, da muss man jetzt dabei sein.
"Silber wird neue Hochs erreichen"
Im Februar stieg der Silberpreis bereits deutlich und hält sich seitdem bei 21 Dollar je Feinunze. Ist damit der Optimismus nicht schon verbraucht?
Die Erholung hat nur die Basis für neue Preissprünge gelegt. Ich machte bereits Anfang Februar darauf aufmerksam, dass wir es mit einer Seitwärtsbewegung beim Silberpreis zu tun hatten, die mit Blick auf den engen Preiskorridor und auf ihre lange Dauer einmalig seit Beginn der Rohstoffhausse 2001 war. Diese Seitwärtsbewegung dauerte 63 Handelstage. Ein Ausbruch nach oben lag förmlich in der Luft. Deshalb habe ich auf einen Anstieg aus dieser Seitwärtsbewegung gesetzt. Ich hoffe, dass wir im Jahresverlauf – nach den Frühindikatoren für die Weltwirtschaft – eine spiegelbildliche Entwicklung zu 2011 sehen werden. Jetzt steht die Markttechnik auf grün, die Weltwirtschaft wird wohl auch bald auf grün springen. Ich gehe davon aus, dass wir dann beim Silber einen Boden finden, und uns dann deutlich empor arbeiten. Für mich steht außer Frage, dass Silber in den kommenden Jahren ganz eindeutig neue Hochs erreichen wird. Sie sehen mich da ganz tiefenentspannt.
Welche Preisentwicklung prognostizieren Sie?
Der Silber-Investor muss realisieren, dass Silber hoch-volatil ist, also der Preis sehr stark schwankt. Andererseits zeigt der Silbermarkt über lange Phasen hinweg pure Langeweile, wie in der erwähnten Seitwärtsbewegung. Viele kritisierten Mitte 2010, die von mir angekündigte Silber-Hausse käme nicht, der Preis würde nur so dümpeln. Aber die Erfahrung lehrt, dass Silber dann binnen weniger Monate neue Hochs erreicht. Das Marktumfeld und die Frühindikatoren sprechen jedenfalls dafür, dass der Silberpreis in den nächsten Jahren wieder schnell auf 30 oder 40 Dollar steigen kann. Damit er aber wieder auf 50 oder sogar 100 Dollar steigen kann, muss aber noch etwas hinzukommen: Dazu müssten wir uns in einem Szenario bewegen, in dem es Inflation gibt und eine Währungskrise droht.
Die wichtigsten Fragen und Antworten
Die Lieferungen, die Einfuhr und der innergemeinschaftliche Erwerb von Sammlungsstücken unterliegen dem ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 %. Diese generelle Begünstigung verstößt gegen Artikel 103 der Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie, nach dem lediglich die Einfuhr der Steuerermäßigung unterworfen werden darf. Ab dem 1. Januar 2014 kommen auf im Inland ausgeführte steuerpflichtige Lieferungen von Silbermünzen 19 % Steuern.
Umsätze mit gesetzlichen Zahlungsmitteln sind von der Umsatzsteuer befreit. Dies gilt jedoch nicht, wenn die Zahlungsmittel wegen ihres Metallgehalts oder ihres Sammlerwerts umgesetzt werden. In diesem Fall sind die Umsätze steuerpflichtig.
Silberbarren sind von der Änderung nicht betroffen, da deren Lieferungen bereits nach geltendem Recht dem allgemeinen Umsatzsteuersatz unterliegen.
Umsätze mit Goldmünzen können entsprechend der Mehrwertsteuersystemrichtlinie als Anlagegold steuerfrei sein. Dazu heißt es: „Lieferungen von Gold zu Anlagezwecken entsprechen ihrer Art nach anderen Finanzanlagen, die von der Steuer befreit sind. Die Steuerbefreiung erscheint daher als die geeignetste steuerliche Behandlung der Umsätze von Anlagegold.“ Davon abgesehen unterscheiden die gesetzlichen Regelungen nicht zwischen Gold- und Silbermünzen.
Profitiert dann nicht vor allem Gold? Der Goldpreis konnte sich ja auch zwischenzeitlich erholen.
Der Goldpreisanstieg wird jetzt mit Krisenherden begründet, weil man eine Erklärung sucht. Bei Silber stehen aber nicht die Krisen im Vordergrund. Silber ist anders als Gold, es ist Edelmetall und Rohstoffmetall zugleich. Die industrielle Nachfrage nach Gold macht nur zehn Prozent aus, der Rest wird als Schmuck oder Investment gekauft. Gold lebt also vor allem vom ideellen Wert der Menschen. Silber jedoch wird zu rund 50 Prozent von der Industrie nachgefragt, Schmuck und Investment machen nur 35 bis 40 Prozent der Gesamtnachfrage aus. Silber wird verbraucht, während Gold gehortet wird. Bis heute wurde Silber im Wert von 1100 Milliarden Dollar gefördert. Davon ist aber mehr als die Hälfte bereits verbraucht. Diese Gründe haben mich damals zum Silberjungen werden lassen – und eben nicht zum Goldjungen. Wer aber auf einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft wetten will, sollte lieber kein Silber kaufen. Silber ist auch nicht das Instrument, mit dem ich mich gegen ein Auseinanderbrechen des Euro versichern kann.
"Silber bietet den besten Inflationsschutz"
Dennoch sagen Sie, Silber würde vor allem von Inflation und Währungskrise profitieren?
Bei hoher Inflation schlägt die Sternstunde für Silber, denn es bietet historisch betrachtet den besten Inflationsschutz. Wir können natürlich darüber streiten, ob es überhaupt jemals wieder hohe Inflationsraten geben wird. Trotz all der expansiven geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken war die Inflationsrate in den vergangenen Jahren rückläufig. Silber hat aber in den 70er Jahren - einer Zeit hoher Inflation - die stärksten Anstiege gesehen, hat Öl, Gold und die Aktienmärkte geschlagen. Auch steigende Preise am Rohstoffmarkt heben den Silberpreis. Die Rohstoffhausse begann im Oktober 2001. In der Folge war zu beobachten, dass Silber alle anderen Anlageklassen deklassieren konnte. Der maximale Anstieg seitdem lag im April 2011 bei 1083 Prozent – fast eine Verelffachung und Gold kam im September 2011 nur auf einen maximalen Zuwachs von 597 Prozent. Selbst heute sehen wir, dass Silber unter allen Rohstoffen noch die Nase vorn hat. Auch während der zunehmenden Inflationssorgen 2010 bis Anfang 2011 war Silber der Überflieger. Investoren sollten Silber also auf dem Radar haben, wenn eine gut laufende Weltwirtschaft mit zunehmenden Inflationssorgen gepaart ist.
Viele Wirtschaftsexperten halten in diesen Phasen besonders Aktien für attraktiv.
Aktien allgemein bieten aber nicht den Inflationsschutz. Der langfristige Vergleich zwischen der US-Inflation und dem S&P 500 zeigt zum Beispiel, dass beim ersten Inflationsschock im Zuge der Ölkrise der S&P 500 massiv einbrach. Schon weit vor dem ersten Ölpreisschock hatten wir in den USA eine Inflationsrate von mehr als sechs Prozent. Zu dieser Zeit brach auch der Aktienmarkt massiv ein. Bei großen Inflationsschüben – die derzeit die meisten Investoren für die nächsten Jahre ausschließen – ist die Aktie eben nicht die richtige Fluchtburg. Nur Gold ist positiv mit hohen Inflationsraten korreliert.
Bieten die Aktien der Edelmetallproduzenten und Minengesellschaften dann nicht sogar noch mehr Schutz und Renditepotenzial?
Längerfristig sehe ich bei Minen Nachteile. Dazu gehört zum Beispiel politische Einflussnahme. Mexiko etwa plant eine Sondersteuer für Minengesellschaften, die Minenbetreiber wie Fresnillo schon dazu veranlasst haben, auf künftige Ergebnisbelastungen hinzuweisen. Zudem fällt der Mineralgehalt je Tonne Fördermenge seit Jahrzehnten. Die Förderkosten steigen langfristig, auch wenn der Kostensteigerungsdruck kurzzeitig nachlässt. Als Minenbetreiber würde ich auch nicht das letzte Gramm aus der Mine herausholen, solange der Silberpreis noch niedrig ist. Trotzdem zieht die Silberproduktion an. Ich vermute, dass die Edelmetallproduzenten einen möglichst hohen Cash Flow generieren müssen, um ihre hohen Fixkosten zu decken und ihre Aktienkurse zu stützen. Hier nährt der Abschwung den Abschwung. Ich glaube daher nicht daran, dass die Minen in den nächsten fünf bis sechs Jahren einen Siegeszug erleben werden, wie sie ihn in den 70er Jahren hatten.
Für neue Silberpreisrekorde könnte eine Währungskrise sorgen, sagten Sie vorhin. Glauben Sie, der Euro wird zusammenbrechen?
Ich gehöre aber nicht zu denen, die eine deflationäre Krise japanischen Ausmaßes in Europa erwarten. Das halte ich für Unsinn. Ich glaube, dass Draghis Versprechen, alles für den Erhalt des Euro zu tun, nicht nur eine Worthülse war. Wenn ich an einen Zusammenbruch des Euro glauben würde, müsste ich meinen Silberanteil in meiner Vermögensverwaltung ganz massiv reduzieren.
"Höhere Zinsen müssen Gold und Silber nicht schaden"
Also fürchten Sie eine Währungskrise außerhalb Europas?
Eine Währungskrise wird kommen, davon bin ich überzeugt. Wir werden es in den nächsten Jahren mit einem völlig aus den Fugen geratenen Papiergeldsystem zu tun haben. Jahrzehntelang lag das US-Finanzvermögen beim etwa Vier- bis Fünffachen der Wirtschaftsleistung. Im Zuge der Schuldenkrise und der Geldflut ist das Finanzvermögen bis Ende 2013 nach Zahlen der US-Notenbank auf mehr als das Elffache der Wirtschaftsleistung angeschwollen. Schauen Sie auf den Aktienmarkt: Alle US-Aktien haben jetzt zusammen einen Wert von 125 Prozent der US-Wirtschaftskraft. Anfang 2000 vor dem Platzen der New-Economy-Blase lag dieser Wert bei 153 Prozent. Da ist ja nur noch wenig Luft nach oben. Auch der Anleihemarkt weltweit ist unglaublich aufgebläht. Ebenso ist die globale Geldmenge besorgniserregend, die sich seit dem Jahr 2000 fast verdreifacht hat. In einzelnen Regionen der USA kündigt sich schon wieder eine Immobilienblase an. Das heißt, mit den niedrigen Leitzinsen der US-Notenbank und deren Wertpapierkäufen im Rekordumfang wird doch alles daran gesetzt, eine Vermögensblase aufzubauen. Wenn die Halter von Papiergeld realisieren, in welcher Blase wir uns befinden, werden sie nach Schutz suchen. Dann wird es bei Gold und Silber zu ganz enormen Anstiegen kommen.
Zuvor könnten die Zentralbanken immer noch die Zinsen erhöhen und die Anleihekäufe werden bereits reduziert. Dann würden festverzinsliche Geldanlagen wieder attraktiver, Gold und Silber hingegen zunehmend uninteressant.
Wenn die US-Notenbank anfangen sollte, die Leitzinsen zu erhöhen – nach den gängigen makroökonomischen Regeln wäre schon jetzt ein Leitzins von einem Prozent angemessen -, muss das Gold und Silber nicht schaden. Der letzte Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank begann 2004 und führte damals nicht zu fallenden Gold- und Silberpreisen. Die Hausse bei Gold und Silber haben wir damals bis 2008 gesehen – und zwar am Ende der Erhöhungsphase, nachdem der US-Leitzins von einem auf dann 5,25 Prozent gestiegen war. Sollten die US-Leitzinsen künftig steigen, kann das zwar kurzfristig den Gold- und Silbermarkt dämpfen, aber mittel- bis langfristig wäre das nicht die Totenglocke für die beiden Edelmetalle.
Rechnen Sie denn mit neuen Krisen oder dem Platzen von Blasen, sollte eine Währungskrise ausbleiben?
In den nächsten Jahren gilt für mich weiter: Sachwert schlägt Geldwert, aber nicht jeder Sachwert muss in Zukunft nachhaltig sein Geld wert sein. 1980 gab es einen Milliardär weltweit. Laut dem letzten Forbes-Ranking sind es heute 1426 Milliardäre. Die teuersten Gemälde der Welt bringen es auf Auktionen mittlerweile auf mehr als 100 Millionen Dollar. Oldtimer sind auch irrwitzig teuer geworden. Überall ist die Vermögensblase sichtbar.
Gegen Silber als Wertspeicher spricht aber, dass der Silbermarkt mit einem Volumen von 21 Milliarden Dollar so klein ist, dass er besonders anfällig für Schwankungen ist. Klingt nicht wie einer sicherer Hort für das eigene Vermögen.
Das sehe ich anders. Vorsichtigen Anleger muss man leider sagen: Wer die Hitze in der Küche nicht aushält, soll sie erst gar nicht betreten. Die Marktenge sorgt zwar für Schwankungen, hilft dem Preis aber auch schnell auf die Sprünge, wenn die Nachfrage steigt. Der winzige Markt ist also Fluch und Segen zugleich. Wer um die langfristige Performance von Silber, seine Fähigkeiten als Inflationsschutz und seine Vorteile gegenüber Gold weiß, kann wie ich völlig gelassen sein und eine Baisse als Chance begreifen. Silberanleger brauchen einen langen Atem und müssen geduldig sein wie ein Lauerjäger. Dann aber ist Silber einer Goldgrube für Anleger.
"Nur 15 Prozent des Investments sollten in Minenaktien gehen"
Sie haben auch von Manipulation am Silbermarkt gesprochen. Ist das nicht nur eine Verschwörungstheorie?
Das hat nichts mit Verschwörungstheorie zu tun. Die Manipulation beim Goldpreis-Fixing ist mittlerweile bereits weitgehend Gewissheit. Ähnliche Befürchtungen gibt es beim Silberpreis-Fixing. Die kriminelle Energie der Banken wurde bereits am Markt für Hypothekenverbriefungen deutlich, die die Finanzkrise auslösten. Die Zinsmanipulationen im Libor-Skandal sind ebenfalls in aller Munde. JP Morgan musste horrende Strafzahlungen wegen Manipulation des US-Energiemarktes leisten. Es gibt genügend weitere Beispiele. Nur bei Gold- und Silber soll es da mit rechten Dingen zugehen? Ich bin überzeugt, es hat 2013 massive Eingriffe am Edelmetallmarkt gegeben.
Woran machen Sie das fest?
Eine der auffälligsten Marktbewegungen gab es am 20. Mai vergangenen Jahres. Zur umsatzärmsten Nachtzeit wurden zwischen 0:00 Uhr und 0:15 Uhr mehr als 14 Millionen Unzen Silber am Terminmarkt verkauft. Wenn jemand wirklich nur seinen Verkaufserlös maximieren will, wäre er ja verrückt, sich dafür diese Uhrzeit auszusuchen. Bitcoins feierten 2013 ihren Siegeszug und Gold sowie Silber sind währenddessen massiv gefallen. Das ist mit Krisenbewältigung nicht zu erklären und passt nicht zur Edelmetallbaisse. Bei Gold und Silber wurde nachgeholfen, das steht für mich außer Frage.
Gibt es Hoffnung, dass sich das bessert? Oder bleibt der Silbermarkt auf Dauer Spielball der Spekulanten und Manipulatoren?
Das ist auch die Sorge vieler meiner Zuhörer bei Vorträgen. Als Antwort vergleiche ich den Silbermarkt mit dem Wohnungsmarkt. Wenn der Staat die Mieten auf Dauer deckelt, werden irgendwann immer weniger Investoren bereit sein, Wohnungen zu bauen, die Nachfrage wird aber steigen. In so einer Mangelwirtschaft sind auch die Manipulatoren machtlos. Das beobachten wir auch auf dem Silbermarkt immer wieder, schon 2004, 2006, 2008 und zum Preisgipfel 2011 mit einem Silberpreis von knapp 50 Dollar.
Wie sollte denn die Anlagestrategie für private Silberinvestoren aussehen?
Ich rate immer dazu, den Löwenanteil des Edelmetallinvestments physisch oder in Form von mit Silber unterlegten börsenhandelten Fonds, also ETFs, zu halten. Nur maximal 15 Prozent sollen meines Erachtens in Minenaktien gehalten werden. Man darf nicht alles in Gold und Silber stecken. Anleger sollten immer zusehen, dass ihre Zahlungsverpflichtungen für die nächsten Jahre gesichert sind und dass stets genügend Geld für Unvorhergesehenes da ist. Obwohl ich tiefenentspannt bin, kann der Silberpreis immer wieder mal kräftig einbrechen, wobei die 17 bis 18 Dollar eine ganz massive Unterstützung darstellen und nicht mehr unterschritten werden dürften. Deshalb empfehle ich seit geraumer Zeit dem risikobewussten Investor auch langlaufende, genauer gesagt bis Ende 2016 laufende Kaufoptionen auf Silber. Sollte es doch noch mal abwärts gehen, hielten sich die Verluste damit in Grenzen. Aber die Gemengelage spricht für einen anziehenden Silbermarkt – und dann profitiert der Anleger von den gehebelten Optionsscheinen. Ob ich diese Papiere bei 18, 20 oder 22 Dollar erworben habe, wird 2015 und 2016 nicht entscheidend sein. Man muss strategisch "long" sein im Silber.