Gern kolportiert wird unter Diamantenhändlern die Geschichte des deutschen Zahnarztes, der vor einigen Jahren einen großen Brillanten erwarb. Mehrere tausend Euro soll er für den Stein bezahlt haben, dessen Färbung als „greenish-brownish-yellow“ klassifiziert wurde. Der Kauf war freilich ein arger Missgriff, wie der Dentist feststellen musste, als er seinen Stein wieder veräußern wollte.
Ein Händler aus Rheinland-Pfalz beschied dem Verkäufer, er werde für den Klunker nicht einmal 20 Euro zahlen. „Grünlich-bräunlich-gelbe Diamanten passen in kein Schmuckstück“, stellte er kategorisch fest. Der angebotene Stein würde hundert Jahre in seiner Schublade liegen.
Wie das Beispiel zeigt, sollten Investoren darauf achten, nur Diamanten der höchsten Qualität und marktgängige Sorten zu kaufen. Experten teilen die Gemmen nach vier Kategorien ein – den berühmten „Four C“. Dies sind „Carat“, also das Gewicht der Steine, „Clarity“, die Reinheit, „Cut“, der Schliff, und schließlich „Colour“, die unterschiedliche Farbe oder Tönung der Diamanten.
Mindestens ein Karat
Das Gewicht sollte mindestens ein Karat oder 0,2 Gramm betragen. Solche Steine lassen sich verhältnismäßig leicht wieder verkaufen. Dies ist besonders wichtig in einem Markt, der sich nicht gerade durch hohe Liquidität auszeichnet. Zudem sollte der Investor nur lupenreine Diamanten kaufen – bei Spitzenqualitäten findet er noch am ehesten einen Abnehmer. Ein Muss für den Kauf ist ebenfalls ein klassischer Brillantenschliff.
Auch bei der Färbung warnen Fachleute vor Experimenten: Am häufigsten gehandelt werden Steine in feinem und hochfeinem Weiß. Diamanten, die rosa oder bläulich leuchten, sind zwar sehr selten und entsprechend teuer. Dabei handelt es sich aber um absolute Liebhaber-Stücke. Wer ein solches Juwel verkaufen möchte, muss oft lange auf einen solventen Interessenten warten.
Qualität vor Quantität
Unbedingt sollten die Käufer darauf achten, dass die Qualität der Steine durch das Gutachten eines angesehenen Labors oder Prüfinstituts bestätigt wird. „Ein Diamant ist nur so gut wie das Zertifikat, das ihn begleitet“, heißt es in der Branche. Freilich tummeln sich im Markt zahllose dubiose Institute, die minderwertigen, kaum verkäuflichen Steinen eine hohe Qualität bescheinigen.
Das höchste Ansehen genießt in Branchenkreisen das Gemological Institute of America (GIA), dessen Expertisen weltweit anerkannt sind. Eine gute Reputation haben auch der Hoge Raad voor Diamant (HRD) in Antwerpen und das Diamant-Prüflabor (DPL) in Idar-Oberstein.
Doch woher weiß der Käufer, ob das Zertifikat sich tatsächlich auf den Diamanten bezieht, den er kaufen möchte? Es ist kinderleicht, Steine zu vertauschen. Unseriöse Händler verschwinden mit einem ausgehändigten Diamanten schon mal im Hinterzimmer und kehren mit einem anderen, ganz ähnlich aussehenden, aber praktisch wertlosen Stein zurück. Der Laie kann die Täuschung kaum erkennen.
Fünf bis zehn Prozent
Um einen solchen Betrug zu verhindern, wird die Nummer des begleitenden Zertifikats oft per Laser in den Stein eingebrannt. Die Gravur befindet sich in der Regel auf der so genannten Rondiste, also der breitesten Kante eines Diamanten. Die Markierung ist so klein, dass sie mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist und die optische Wirkung des Brillanten nicht beeinträchtigt.
Diamanten sind nur als Beimischung für das Investment-Portfolio geeignet. Experten empfehlen, maximal fünf bis zehn Prozent des liquiden Vermögens in Edelsteine anzulegen. Doch wo können private Investoren Diamanten überhaupt kaufen und – noch wichtiger – im Fall der Fälle wieder verkaufen?
Nah an der Quelle kaufen
Juweliere empfehlen sich hierfür nur bedingt: Sie arbeiten in der Regel mit sehr hohen Handelsspannen, nehmen die Edelsteine aber nur zu ihren eigenen Einkaufspreisen zurück. „Wer einen Diamanten bei einem Juwelier erworben hat und diesen Stein kurze Zeit später wieder dort verkaufen will, wird aller Voraussicht nach ein Verlustgeschäft machen“, sagt Geschäftsführer Jörg Lindemann vom Bundesverband der deutschen Edelstein- und Diamantenindustrie.
Obendrein wird beim Kauf von Diamanten anders als etwa bei Goldmünzen die Mehrwertsteuer von 19 Prozent fällig. Da müssen die Steine schon enorm an Wert gewinnen, damit sich das Investment lohnt. „Nur wenn die Anleger die gekauften Diamanten für mindestens sieben bis acht Jahre halten, können sie beim Verkauf einen Gewinn erzielen“, sagt Diamantär Dieter Hahn aus Idar-Oberstein. Wer Edelsteine jedoch als Versicherung gegen eine drohende Währungskrise betrachtet, muss sich um den Werterhalt kaum sorgen.
Edelsteine aus dem Netz
Wegen der hohen Spannen im Einzelhandel raten Branchenkenner dazu, Diamanten möglichst nahe an der Quelle zu kaufen, sprich im Umfeld einer Edelstein-Börse. Hier gibt es für den Privatanleger bislang allerdings nur wenige Möglichkeiten. Dazu gehört die Internet-Plattform Diamondax, die der Händler Ulrich Freiesleben aus Münster Anfang September gegründet hat. Das Angebot richtet sich ausdrücklich an Anleger, die Diamanten als Investment erwerben möchten.
Dies funktioniert so: Der Käufer teilt dem Händler mit, dass er an einem Stein bestimmter Größe und Güte interessiert ist. Dann sucht Diamondax an den Edelstein-Börsen in Antwerpen, Mumbai, New York und Tel Aviv nach passenden Angeboten. Am weltweit wichtigsten Diamanten-Handelsplatz Antwerpen ist Freiesleben seit rund drei Jahrzehnten mit einer eigenen Filiale vertreten.