Ich hoffe, Sie haben meine Auslese vom 21. März 2016 mit dem Titel „Ende der Krise bei Rohstoffaktien?“ gelesen. Zum Abschluss des ersten Halbjahrs 2016 kann man diese Frage mit einem klaren „Ja“ beantworten. Die Rohstoffaktien sind die großen Gewinner an der Börse. Damit Sie ein Gefühl dafür bekommen, über was wir hier reden: In den vergangenen sechs Monaten hat zum Beispiel der Rohstoffaktienfonds „ME Fonds - PERGAMON“ seinen Investoren stolze 40 Prozent Wertzuwachs erwirtschaftet.
Im Rückblick der Krise: Es ist immer das gleiche Phänomen bei den Geldanlegern. Zum einen glauben sie einfach nicht, dass die großen Chancen direkt vor ihrer Nase zu finden sind. Man kann es ihnen schwarz auf weiß vorrechnen, die guten Argumente werden ignoriert. Zum anderen haben Sie nicht den Mumm, antizyklisch zu investieren.
Zugegeben, es war eine harte Nuss. Die Börsenkrise bei den Rohstofftiteln dauerte viel länger als selbst hartgesottene Profis vorausgesehen haben.
Zur Person
Nach einer Industriekarriere ist Elsässer seit 1998 selbständiger Value Investor und gründete vor dreizehn Jahren den Value Fonds "ME Fonds - Special Values“ (www.aqualutum.de). Elsässer wuchs in London, Hongkong und Paris auf. Nach Banklehre und Wirtschaftsstudium in Köln arbeitete er in einer Wirtschaftsprüfungs-Sozietät, als Finanzdirektor bei Dow Chemical Deutschland, in Sydney für Benckiser und in Singapur für die Storck Gruppe. Darüber hinaus arbeitete er einige Jahre eng mit dem New Yorker Investor Guy Wyser-Pratte zusammen, mit dem er unter anderem 2001 gegen den Rüstungskonzern Rheinmetall zu Felde zog. Im Jahr 2012 gründete er mit dem Profifußballer Simon Rolfes das Sport-Management Unternehmen Rolfes & Elsässer - The Career Company.
Über vier Jahre lang ging das Leiden. Und der Sturz war tiefer als man es sich vorstellen konnte. Da gab es schon den einen oder anderen Moment, wo auch ich mich gefragt habe, ob man es nicht ganz bleiben lassen sollte. Gott sei Dank bin ich nicht „umgefallen“.
Einmal mehr hat sich die alte Börsenweisheit bewahrheitet: Immer dann, wenn man das Handtuch werfen und aufgeben möchte, wenn man nicht mehr das Thema anschneiden will, wenn sich kein Silberstreifen am Horizont mehr zeigt, genau dann passiert es: Der Tanker dreht, zunächst recht unmerklich, aber dann doch nachhaltig. Und eh man sich versieht, haben die Aktienkurse einen Sprung gemacht.
Genauso ist es im ersten Halbjahr 2016 gelaufen. Im Verlauf des Januars kam die Wahrheit an das Tageslicht. Die düsteren Prognosen zur Rohstoffbranche aus dem Jahr 2015, von namhaften Adressen der internationalen Großfinanz medienwirksam propagiert, erwiesen sich allesamt als falsch.
Der Ölpreis ist nicht auf die angekündigten 20 US-Dollar zusammengefallen. Stattdessen ist das Barrel Öl mittlerweile nur noch für 45 bis 50 US-Dollar zu haben. Der Goldpreis ist nicht unter die 1000 US-Dollar Marke pro Unze abgerutscht, vielmehr notiert die Unze Feingold inzwischen über 1300 US-Dollar. Tendenz: steigend.
Trotz der anziehenden Kurse sind sowohl der Ölpreis als auch das Gold weit von ihren alten Höchstkursen entfernt. Beim Silberpreis kann man sogar davon sprechen, dass der Abstand zu dem früheren Preisniveau geradezu „meilenweit“ ist. Ähnlich sieht es bei den Industriemetallen (Kupfer, Nickel, Eisenerz) aus. Im Düngerbereich ist die Preisstellung nach wie vor gedämpft.
Tiefe Börsenkurse
Ebenfalls wurde bekannt, dass die tiefen Börsenkurse der Rohstoffaktien im Jahr 2015 massiv nach unten manipuliert wurden. Fondsschließungen, die Aufgabe ganzer Rohstoffabteilungen bei den Banken, einhergehend mit Zwangsliquidationen ohne Verkaufslimit sowie gezielte Leerverkäufe, hatten die Baissespekulation angeheizt.
Im April 2016 habe ich vier Rohstoffunternehmen aus den Industrie-Sektoren Industriemetalle, Diamanten, Silberproduktion und Halbedelsteine vor Ort besucht. Der einhellige Tenor war bei allen vier Unternehmen, dass die tiefen Kurse an der Börse jede wirtschaftliche Relevanz verloren hatten. Das war das eindeutige Zeichen zur Trendwende.
Das bombastische Halbjahresergebnis der zurückliegenden sechs Monate verdeutlicht zwei Aspekte. Zum einen, dass die kaufmännische Vernunft die Oberhand gewonnen hat. Eine moderne Welt ohne Rohstoffe ist mehr denn je undenkbar. Diejenigen Rohstofffirmen, welche die schweren Jahre zur Sanierung genutzt haben, werden massiv profitieren.
Zum anderen hat sich wieder einmal gezeigt, dass sich ein Engagement in guten Rohstoffunternehmen lohnt, wenn die Commodity-Preise anziehen. Die Hebelwirkung an der Aktienbörse ist gewaltig. Zieht beispielsweise der Rohstoff im Preis um zehn Prozentpunkte an, so springt hingegen der Aktienkurs einer soliden Aktiengesellschaft aus der Branche zwischen 30 und 50 Prozent.
Der Anstieg der Kurse bei den Rohstoffaktien im ersten Halbjahr 2016 wurde von den Goldminenaktien angeführt. Und dennoch bleibt der Ausblick langfristig weiterhin positiv. Nullzinsniveau, politische Unsicherheiten an allen Ecken und Enden, ungeklärte Währungsfragen im Euroraum und zunehmende Krisenherde sprechen dafür, dass mehr und mehr Kapital seinen Weg ins Gold finden wird.
Der Nachholbedarf bei den anderen Edelmetallen sowie in den übrigen Commodity Sektoren ist noch grösser. Einiges spricht dafür, dass die Kurse der guten Rohstoff-Aktiengesellschaften in den nächsten Jahren „mit Geduld und Spucke“ auf höhere Börsenbewertungen zurückfinden werden.