Engelmanns Eigenhandel

Margaret Thatcher und der Euro: Die Geschichte gibt ihr Recht

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Schulden mit mehr Schulden bekämpfen?

Auch wenn die Frage einer gemeinsamen europäischen Währung für Margaret Thatcher in aller erster Linie eine der politischen Unabhängigkeit Großbritanniens war, so hat ihr die Geschichte in Bezug auf den Euro schon vor ihrem Tod Recht gegeben. Denn der Euro steckt 14 Jahre nach seiner Einführung in erheblichen Schwierigkeiten. Zahlreiche Staaten der Euro-Zone sind mittlerweile auf die Unterstützung anderer Länder angewiesen, die Wirtschaft in diesen Staaten schrumpft zum Teil dramatisch und die Zustimmung zur Gemeinschaftswährung sinkt sowohl in den Geber- wie auch in den Nehmerländern. Auch die Vorstellung, von einer europäischen Regierung in Brüssel regiert zu werden und selbst auf wesentliche Angelegenheiten des eigenen Staatswesens keinerlei Einfluss mehr zu haben, erscheint vielen Bürgern in Europa als fragwürdig - denen in Staaten wie Griechenland und Portugal ebenso wie denen in Deutschland. Auch wird erst die Geschichte weisen, ob die große Wette, man könne Schulden mit immer mehr Schulden bekämpfen, aufgeht.

Keine Garantie über 100.000 Euro

Derweil verstärken die in Europa politisch Verantwortlichen die Ressentiments der Bürger noch, indem sie ihnen den reinen Wein immer nur schluckweise einschenken, bisweilen sogar erst das Gegenteil von dem behaupten, was anschließend beschlossen werden soll. Ein schönes Beispiel hierzu liefert die aktuelle Diskussion um die Beteiligung von Sparern an der Sanierung maroder Staaten und Kreditinstitute. So erklärte der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, am 4. April, das Vorgehen im Falle Zyperns sei keine Blaupause für die Verfahrensweise in anderen Staaten der Euro-Zone.

Nur zwei Wochen später ist diese Äußerung bereits Makulatur. Denn wie am Wochenende bekannt wurde, planen EU-Kommission und Europäische Zentralbank genau das. So präsentierte EU-Binnenkommissar Michel Barnier Vorschläge zur Bankenabwicklung, in denen die Beteiligung vermögender Kontoinhaber an der Sanierung eines maroden Kreditinstituts festgeschrieben ist - also genau die Maßnahme, die man auf Zypern so erfolgreich erprobt hat. Wer also auf einem Bankkonto mehr als 100.000 Euro zu liegen hat, sollte sich jetzt schon einmal überlegen, ob sein Kreditinstitut solvent ist und wie er gegebenenfalls sein Risiko verringern kann.

Die Baroness Thatcher indes kümmert all das wenig. Sie schwebt auf einer Wolke über Großbritannien und wird vielen ihrer Landsleute wie allen Freunden klarer Sprache und ehrlicher Politik immer in bester Erinnerung bleiben.

Hinweis: Herr Engelmann ist Mitarbeiter der Citigroup in Deutschland. Der von ihm verfasste Text gibt allein seine persönliche Meinung wieder und ist keine Analyse, Beratung oder Empfehlung der Citigroup.

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