ETF-Boom "Geld in ETFs ist dummes Geld"

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Deutlich weniger Gebühren

Doch bringt es wirklich keinen Mehrwert, wenn Fondsgesellschaften mit ihren großen Analystenteams aussichtsreiche Aktien auswählen? Schauen wir auf das Beispiel Deutschland. Zwölf aktiv verwaltete Aktienfonds gibt es, die einen Schwerpunkt auf deutsche Bluechip-Aktien, also vor allem Industriewerte, haben und die auf eine fast 28-jährige Historie blicken können - genau wie der deutsche Aktienindex Dax.

Es sind bekannte und beliebte Fonds, etwa Concentra, Fondak oder der Dekafonds CF. Doch nur fünf dieser zwölf Fonds, also rund 42 Prozent, haben es geschafft, seit Dax-Start 1988 besser abzuschneiden als der Dax selbst. Und während der beste Fonds, der Concentra, etwa 150 Prozentpunkte mehr Gesamtertrag (inklusive Dividenden) schaffte, schnitt der schlechteste fast 400 Prozentpunkte schlechter ab.

Das heißt: Die Chance besser abzuschneiden, war nicht nur kleiner als das Risiko schlechter abzuschneiden (5:7). Wer einen schlechteren Fonds erwischt hatte, der musste auch noch befürchten, deutlich schlechter abzuschneiden.

Wirtschaftswunderjahre - Fondswerbung vor 60 Jahren
Concentra-Fonds: Werbung aus den 50er Jahren
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Das Ergebnis sei dabei noch stark zugunsten der aktiv verwalteten Fonds verzerrt, sagt Niels Nauhauser, Leiter Finanzen bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Denn die heute noch existierenden Fonds seien tendenziell genau die Fonds, die sich einigermaßen gut geschlagen hätten. Schlechte Fonds seien längst geschlossen, aufgelöst und von der Bildfläche verschwunden.

Wenn man Kritiker aktiv verwalteter Fonds nach den Gründen fragt, dann hört man vor allem eine Antwort: Die Kosten.

"Viele Anleger investieren in wahnsinnig teure Produkte"

Tatsächlich müssen Anleger für aktiv verwaltete Fonds deutlich mehr an Gebühren zahlen als bei den Indexfonds. Bei vielen aktiv verwalteten Fonds fallen auf jede Einzahlung fünf Prozent Ausgabeaufschlag an. Von 100 Euro Einzahlung sind 4,76 Euro also sofort weg. Doch auch nach der Einzahlung bleibt es beim Kostennachteil. Rund 1,5 Prozent laufende Gebühr pro Jahr sind hier eher noch günstig. Bei ETFs sind 0,5 Prozent und weniger üblich. Bei angenommenen fünf Prozent Bruttorendite und über 30 Jahre würden allein Ausgabeaufschlag (fünf Prozent bei aktiv verwaltete Fonds, kein Aufschlag bei ETFs) und die höheren laufenden Gebühren (1,5 Prozent gegenüber 0,5 Prozent) zu einer 15 Prozent niedrigeren Gesamtsumme führen.

Anders gesagt: Der aktiv verwaltete Fonds müsste 30 Jahre lang 6,5 Prozent Rendite pro Jahr schaffen, damit er mit dem ETF bei 5,0 Prozent Rendite mithält.

Das schaffen die meisten Fonds nicht. Dabei bieten sich ihnen durchaus Chancen, Vorteile auszuspielen. So folgen viele Indizes in ihrer Zusammensetzung der bisherigen Kursentwicklung einer Aktie: Rein kommen Aktien, deren Kurs gestiegen ist. Raus fallen Aktien, die im Kurs gefallen sind. So sind die Indizes auch dem Risiko ausgesetzt, dass sie erst spät auf bestimmte Trends setzen, die sich dann vielleicht als substanzlos erweisen. In den Dax zum Beispiel ist im vergangenen Jahr das Wohnungsunternehmen Vonovia aufgestiegen.

Der Konkurrent Deutsche Wohnen hat ebenfalls mittelfristig Aufstiegschancen. Während viele Beobachter des deutschen Immobilienmarktes schon vor einer Immobilienblase warnen, kommt der Trend im Dax erst langsam an. Platzt die angebliche Blase dann irgendwann, wäre der Dax dabei.

Doch in der Praxis schaffen es Fondsmanager anscheinend nicht, aus solchen Nachteilen wirklich Kapital zu schlagen. "Wer sich nicht zutraut, aussichtsreiche Fondsmanager vorab zu erkennen, der soll halt kostengünstige ETFs kaufen", sagt Fondsmanager Sauren – ein versöhnliches Schlusswort.

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