Euro-Krise "Eine auf Scheingeld aufgebaute Scheinwelt"

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Auf dem Weg ins finanzielle Armageddon

Die Hoffnung, dass an diesem Punkt nicht nur das sozialistische Einheits-Euro-Projekt – wie einst schon der Versuch, Esperanto als eine Einheits-Sprache einzuführen – scheitert, sondern auch die jetzige von Schreibtischtätern geführte und von Lobbyisten infiltrierte „Bananen- und Glühbirnen-Diktatur“ Europas zerbrechen wird, ist also durchaus berechtigt.

Sollte aber schon zuvor der Putschversuch der Eurokraten via ESM durch das deutsche Verfassungsgericht tatsächlich doch noch in buchstäblich letzter Sekunde gestoppt werden, sind sofort wieder erhebliche Turbulenzen an den Finanzmärkten zu erwarten, die dann selbst eine EZB als die ultimative Kreditgeberin vor kaum noch lösbare Probleme stellen dürfte. Selbst die ökonomisch vernünftigste Lösung, nämlich ein Austritt Deutschlands aus der Währungsunion, erscheint dann nicht mehr undenkbar.

Problem ist das Kreditgeldsystem

Bei allen offensichtlichen Problemen in der Euro-Zone geht aber die derzeitige Fokussierung der Märkte allein auf den Euro – mit der resultierenden Flucht in den US-Dollar, Schweizer Franken oder Yen – am Kern des Problems vorbei, denn letztendlich ist es natürlich das bestehende Kreditgeldsystem selbst. Banken und Staaten haben in den letzten 40 Jahren Hand in Hand ein verschuldungsfinanziertes, auf ewiges Zinseszins-Wachstum angewiesenes Schneeballsystems aufgebaut, so dass die Frage nicht lauten kann, ob diese mit dem US-Dollar als Weltreservewährung auf Scheingeld aufgebaute Scheinwelt zusammenbrechen wird, sondern nur noch wann.

Auf dem Gipfel sind Europas Staaten erneut näher zusammengerückt. Um den Euro zu retten, wächst der Wunsch nach einer politischen Union. Deutschlands Grundgesetz und Wohlstand stehen zur Disposition.
von Malte Fischer, Silke Wettach, Konrad Fischer

Wie Europa oder Japan sind auch die USA direkt unterwegs auf dem Weg ins finanzielle Armageddon. Allein im ersten Halbjahr 2012 häufte das Land mit 556 Milliarden Dollar so viel an neuen Staatsschulden an, wie es die 17 Euro-Mitglieder 2011 nicht einmal gemeinsam schafften. Mit 5,08 Billionen Dollar an neuen Schulden seit 2008 sind die USA nun die unangefochtene Nummer eins im Schulden-Olymp! Angesichts der mittlerweile auf gigantische 15,86 Billionen Dollar angestiegenen offiziellen Staatsverschuldung, die noch um die rund 200 Billionen Dollar (Schätzung des Congressional Budget Office) an nicht ausfinanzierten Zahlungsversprechen des Staates „ergänzt“ werden (!), einer sich noch immer auf 11,44 Billionen Dollar summierenden Konsumentenverschuldung, einer darin enthaltenen Rekordverschuldung der US-Studenten (904 Milliarden Dollar) und einer seit Jahren erodierenden Produktionsbasis gründet sich das derzeitige „Vertrauen“ in den Dollar fast nur noch auf die aktuelle Schwäche des Euros.

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