Euro-Krise Szenario für das D-Mark-Comeback

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Eingefrorene Konten

Alle wollen D-Mark: Zur Währungsreform 1948 lieferten die Deutschen Reichsmark ab und nahmen neues Geld mit nach Hause Quelle: BPK Bayrische Staatsbibliotheken

Die hoch verschuldeten Peripherieländer wären von heute auf morgen von Euro-Hilfen abgeschnitten. Für Südländer gäbe es keine Kredite mehr. „Griechenland, Irland und Portugal wären mit dem Ende des Euro pleite, Spanien und Italien kämen nah an den Rand“, schätzt Zeuner.

Klar ist, dass „die Wiedereinführung der D-Mark geheim geplant werden muss“, sagt Voth. Würde die Euro-Zone mit Ankündigung aufgelöst, würden Bürger, vor allem aus abwertungsbedrohten Staaten, panikartig Konten räumen und Geldinstitute in den Ruin treiben. Jeder würde versuchen, Euro, die demnächst in Drachmen oder Lire getauscht werden, schnell in Sachwerte wie Gold, Autos, Lebensmittel oder Zigaretten zu tauschen. Oder in Dollar und Franken, bar, in kleinen Scheinen.

In der Argentinienkrise um die Jahrtausendwende etwa durften Bürger zeitweise Peso im Gegenwert von rund 250 Dollar pro Woche abheben. Die Regierung wollte Kapitalflucht verhindern, die Bevölkerung sollte kein Geld in Dollar tauschen.

Eingefrorene Konten

Die Regierung müsste mit der Rückkehr der D-Mark Geldflüsse regulieren und Kapitalzuflüsse aus dem Ausland unterbinden. „Bricht der Euro auseinander, müssten Konten eingefroren werden, womöglich für ein Jahr“, schreibt die Credit Suisse. Gesperrt würden nicht nur Konten in Staaten, aus denen kein Geld abfließen soll, sondern auch hierzulande. Deutschland müsste verhindern, dass ausländische Euro in harte D-Mark getauscht würden. „Ausbrechende Mitgliedstaaten müssten möglicherweise Kapitalverkehrskontrollen einführen, bis das national umlaufende Euro-Bargeld umgetauscht worden ist, um – je nach Lage – eine Kapitalflucht oder einen unkontrollierten Kapitalimport zu verhindern“, sagt Schuster von Freshfields.

Auf der anderen Seite würden Guthaben der Deutschen im Ausland an Wert verlieren. Unter dem Strich haben Bürger, Banken, Unternehmen und Staat netto rund 950 Milliarden Euro mehr Guthaben im Ausland als Schulden. Mit jedem Prozentpunkt Aufwertung der D-Mark wertet dieses Vermögen ab.

Neusortierung im Außenhandel

Problematischer: Exporte ins Ausland würden teurer. Die Blaupause für das, was kommen könnte, lieferte die Schweiz. Weil immer mehr Euro-Fluchtgeld in Franken getauscht wurde, wertete der massiv auf. Schweizer Maschinen waren 20 Prozent teurer als die von Euro-Wettbewerbern – bis die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Franken im September zum Kurs von 1,20 an den Euro koppelte. Weil die Märkte ihr glauben, dass sie das Niveau verteidigen kann – sie müsste dazu unbegrenzt Franken auf den Markt werfen –, stoppte die SNB die Spekulation. Die Bundesbank, die bei der Rückkehr zur Mark die Regie übernehmen würde, müsste ähnlich handeln und signalisieren, dass sie die Aufwertung der Mark stoppen würde.

Doch käme es zu einer Umstellung oder zur Reform? Ein wichtiger Unterschied: Bei einer Umstellung würden Schulden und Guthaben gleich behandelt und mit dem gleichen Faktor umgerechnet. Bei einer Reform indes könnte der Staat mit unterschiedlichen Faktoren hantieren.

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