Euro-Peripherie Die Börsenkurse sind hui, die Wirtschaftslage ist pfui

Die Aktienmärkte in den Euro-Krisenstaaten haben in den vergangenen zwei Jahren kräftig zugelegt. Dabei haben einige Länder im Süden Europas ihre Probleme noch nicht gelöst. Die wichtigsten Daten für Anleger.

Italien ohne StrukturreformenBei einem Investment sollten Anleger auf die Konkurrenzfähigkeit einer Volkswirtschaft schauen und deshalb auch die Lohnstückkosten berücksichtigen. Während in vier der sogenannten PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien)  die Lohnstückkosten gesunken sind und die Volkswirtschaften deshalb insgesamt wettbewerbsfähiger wurden, ließen sich in Italien keine entscheidenden Strukturreformen durchsetzen. Lohnstückkosten sind sowohl ein betriebswirtschaftlicher als auch ein volkswirtschaftlicher Indikator, der Schlüsse auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens oder einer Volkswirtschaft zulässt. Lohnstückkosten korrelieren mit der Produktivität, welche die Wettbewerbsfähigkeit aller Produktionsfaktoren misst. Quelle: Screenshot
Italien hoch verschuldetAnleger sollten die Zinslage im Auge behalten. Gerade in Italien sind die Zinsen für Schulden nämlich extrem hoch. Die niedrigen Zinsen, die Italien derzeit für Anleihen zahlt, haben wenig mit Fundamentaldaten zu tun. Vielmehr beruhen sie auf Draghis Versprechen. Der Primärsaldo wird aus den Einnahmen und Ausgaben eines Staates errechnet. Ausdrücklich nicht berücksichtigt sind dabei Zinsen, die der Staat auf seine Schulden zahlen muss. Doch gerade das ist die Achillesferse Italiens: Die Staatsverschuldung erreichte im Juni 2014 einen neuen Rekordwert von mehr als zwei Billionen Euro. Eine Studie des Think Tanks Bruegel hat ausgerechnet, dass Italien einen Primärüberschuss von 5 Prozent des BIP erreichen müsste, um den Schuldenzuwachs wenigstens zu stabilisieren. Quelle: Screenshot
Die Arbeitslosigkeit ist derzeit Spaniens größtes Problem. Die Wettbewerbsfähigkeit des Landes ist zwar gestiegen, doch die Regierung muss nun zunehmende soziale Spannungen in den Griff bekommen. Diese Spannungen sollten Anleger nicht unterschätzen. Quelle: Screenshot
Nach wie vor: Viele ungelöste ProblemeInsbesondere Irland hat seine Wirtschaft in den vergangenen Jahren mit harten Strukturreformen wieder auf Kurs gebracht. Ähnlich positiv zu bewerten sind die Entwicklungen in Portugal und Spanien. Italien profitiert vor allem vom gesunkenen Zinsniveau. Die Probleme, vor allem zu hohe Lohnstückkosten und verkrustete Strukturen in Wirtschaft und öffentlichen Institutionen, sind nach wie vor ungelöst. Anleger müssen im Hinterkopf behalten: Sollte es an den Märkten mal wieder krachen, so werden Gelder immer zunächst aus den riskanteren Anlagen zurück – trotz aller positiven Anzeichen gehören dazu immer noch Wertpapiere aus den europäischen Peripherie-Staaten. Quelle: Screenshot
Während die Zinssätze in Kerneuropa nicht nur für die Staaten, sondern auch für die Unternehmen gesunken sind, kämpfen die Unternehmen in den Peripheriestaaten nach wie vor mit hohen Finanzierungskosten. Quelle: Screenshot
Die Anzahl fauler Kredite in den Bilanzen der Banken in den EU-Peripheriestaaten ist dramatisch angestiegen. Deshalb haben die Banken dort ihre Auflagen für die Vergabe von Krediten erhöht. Die Folge: Investitionen bleiben nun vielfach aus. Auch nicht sonderlich förderlich für den wirtschaftlichen Aufschwung.Anleger, die davon ausgehen, dass sich der Aufschwung in Portugal, Irland und Spanien fortsetzt, und nicht auf einzelne Unternehmen setzen wollen, können in verschiedene Index- und Basket-Produkte investieren, die die ganze Welt der Euro-Peripherie abdecken. Quelle: Screenshot
Mario Draghi wird im September und Dezember dieses Jahres eine neue Waffe im Kampf gegen den wirtschaftlichen Abschwung ziehen: Die EZB wird Geschäftsbanken dann im Rahmen eines sogenannten „Targeted LTRO“-Programms insgesamt bis zu 400 Milliarden Euro für eine Laufzeit von vier Jahren leihen. Ein Einstieg bei den Peripherie-Staaten ist noch nicht zu spät. Obwohl einige Aktienindizes bis zu 35 Prozent zugelegt haben, sind sie von ihren Höchstkursen noch weit entfernt. Sollte das Geld der EZB bei den Unternehmen ankommen, dürfte es weiter bergauf gehen. Quelle: AP
Diese Bilder teilen:
  • Teilen per:
  • Teilen per:
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%