Die großen Industrienationen kämpfen mit Verschuldung, schwächelnder Konjunktur und mauen Wachstumsraten, gleichzeitig sind die Zinsen im Keller. Für Anleger eine schwierige Kombination, denn eine gute Investment-Story ist hier selten geworden, lukrative Investments sind nur schwer auszumachen. Auch Schwellenländer wie China oder Brasilien dürften schon einen großen Teil ihrer Erfolgsstory hinter sich haben. Wo sind sie also, die Märkte der Zukunft?
Wer außerhalb der großen Volkswirtschaften investieren will, um sein Geld unempfindlich gegen die mächtigen Trends aus Amerika, Europa und Fernost zu machen, und zugleich in einen der am schnellsten wachsenden Märkte der Welt investieren will, kann auf Afrika setzen. Auf dem schwarzen Kontinent entwickelt sich seit ein paar Jahren die Basis für eine Erfolgsstory, wie sie etwa in Brasilien bereits in vollem Gange ist. Wer jetzt einen Teil seiner Geldanlagen in afrikanische Märkte steckt, dürfte von den rasantesten Wachstumsjahren profitieren – muss allerdings aufgrund der mancherorts noch instabilen politischen Verhältnisse auch mit starken Schwankungen und herben Rückschlagen rechnen.
Mark Mobius, Chef der Schwellenländer-Fonds beim Fondsanbieter Franklin Templeton, erwartet auf Sicht der kommenden 20 Jahre hohe jährliche Wachstumsraten in afrikanischen Ländern. „Sechs von zehn der wachstumsstärksten Märkte der vergangenen zehn Jahre finden wir in Afrika“, sagt Börsenguru Mobius, der sich mit seinem Riecher für starke asiatische Märkte Kultstatus erworben hat. Für ihn zählen zu den wichtigsten Faktoren, die eine Aufholjagd Afrikas wahrscheinlich machen, vor allem die deutlich verbesserte Wirtschaftspolitik gepaart mit der steigenden Nachfrage aus Industrie- und Schwellenländern nach den Rohstoffen des Kontinents. Auch die Experten der Großbank HSBC gehen davon aus, dass bis 2017 sieben afrikanische Staaten zu den zehn wachstumsstärksten Volkswirtschaften in der Welt gehören. Interessant ist ein Afrika-Investment deshalb vor allem für Anleger, die einen Anlagehorizont von fünf Jahren und mehr haben.
Exportorientierte Wirtschaft
Der zweitgrößte Erdteil nach Fläche und Bewohnerzahl ist nach wie vor geprägt von Landwirtschaft und seinem Reichtum an Bodenschätzen. Dementsprechend exportorientiert ist die Wirtschaft. Afrika ist einer der wichtigsten Rohstofflieferanten weltweit, nicht zuletzt für die riesige und wachstumsstarke chinesische Volkswirtschaft.
Sprudelnde Investitionen
Die Investmentbank Morgan Stanley hat in einer Analyse jüngst festgestellt, dass die Nachfrage aus China für die Erzminen und Stahlhersteller Südafrikas lebensnotwendig ist. So verkaufte etwa der südafrikanische Eisenerzförderer Kumba im ersten Halbjahr 2012 rund 70 Prozent seiner gesamten Exporte nach China – Tendenz steigend. Der Kohleförderer RBCT schickt ein Fünftel seiner Produktion in Richtung China. Die Morgan-Stanley-Experten gehen davon aus, dass sich die chinesische Nachfrage kurzfristig zugunsten der Rohstoffförderer in Südafrika auswirkt. Langfristig bleibt jedoch ein Fragezeichen, nicht zuletzt wegen der unsicheren Prognosen zu Chinas Wachstum.
Aber es sind vor allem andere Faktoren, die die Aussichten auf ein Wirtschaftswunder in einigen afrikanischen Ländern immer konkreter werden lassen. „Afrikas Märkte kopieren erfolgreiche Konzepte aus etablierten Schwellenländern und versuchen, die Fehler der anderen zu vermeiden“, sagt Investment-Profi Mobius. Weil sich auch die Bedingungen für Investoren in Sachen Kommunikation, Transparenz und Unternehmensführung in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert hätten, haben die Risiken für Anleger abgenommen. „Wenn größere Schwellenmärkte vermehrt in Afrika investieren, fließt viel Kapital in Infrastrukturprojekt wie Straßen, Brücken, Schulen und Krankenhäuser“, so der Fondsmanager.
Hohe Wachstumsraten
Tatsächlich tragen neue erschlossene Rohstoffvorkommen dazu bei, dass sich die Verhältnisse in weiten Teilen Afrikas sukzessive verbessern. Länder wie Angola oder Mosambik weisen hohe Wachstumsraten auf – dank der erhöhten Nachfrage nach Rohstoffen. Von den neuen Einnahmequellen profitiert der gesamte Kontinent. Denn gleichzeitig fließen weniger Erträge aus dem Rohstoffgeschäft zurück in die Industrieländer, seit die G8-Staaten 2005 ihre multilaterale Entschuldungsinitiative beschlossen und armen Ländern damit in großem Umfang Schulden erlassen haben – sofern sie reformorientiert sind und gut regiert werden. Die freien Mittel aus dem geschrumpften Schuldendienst nutzen viele der betroffenen Staaten für Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Reformen.
Dazu tragen auch die zunehmend stabilen politischen Verhältnisse bei. Ghana gilt nach 20 Jahren in stabilen politischen Verhältnissen längst als Musterfall für das demokratische Afrika, Ägypten hat sich nach dem arabischen Frühling allmählich stabilisiert und blickt in eine demokratischere Zukunft.
Wirtschaftswunder der Zukunft
Ein weiterer wichtiger Faktor für das Wirtschaftswunder der Zukunft ist die allmählich erwachende Konsumnachfrage. Dank der Investitionen und den damit verbundenen Arbeitsplätzen steigen die Einkommen. Experten prognostizieren, dass die Konsumausgaben bis 2020 um ein Drittel zunehmen. Anschaulich wird das etwa am Mobilfunkmarkt. Bereits knapp zwei Drittel der afrikanischen Bevölkerung verfügt über ein Mobiltelefon. Der allzu langsame Ausbau der Festnetztelefonie, der die Wirtschaft lange lähmte, wird damit obsolet, die Afrikaner nutzen ihre Handys auch geschäftlich – etwa für Überweisungen und für die Beobachtung von Märkten. Das Handy ist dort das wichtigste Kommunikationsmedium und ersetzt oft sogar den Computer. Fondsmanager Nick Price, Schwellenländerexperte und Fondsmanager bei Fidelity Emerging Markets und Gebieter über ein Anlagevermögen von vier Milliarden Euro, setzt daher etwa auf die Mobilfunkgesellschaft MTN. Das Unternehmen zählt 175 Millionen Kunden. Auch Fondsmanager Mark Mobius hat mehr als vier Prozent seine Afrika-Fondsvolumen in den Dienstleister investiert.
Auch andere Dienstleistungen gewinnen in Afrika an Gewicht. Banken etwa werden immer wichtiger. Unter den zehn wichtigsten Positionen des Templeton Africa Fund befinden sich gleich vier Banken, die First Bank of Nigeria etwa macht mehr als fünf Prozent im Fonds aus.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Ländertipps für Anleger
Die wichtigsten Länder für Anleger sind Südafrika, Nigeria, Sambia, Kenia, Ghana und Ägypten. Fidelity-Fondsmanager Price investiert viel in Nigeria. "Der Aktienmarkt dort entwickelt sich recht unabhängig von den globalen Märkten", argumentierte er kürzlich in einem Interview. An den afrikanischen Börsen tut sich eine Menge - allerdings sind die Märkte oft klein und es wird wenig gehandelt. Die Börse in Kenias Hauptstadt Nairobi ist gemessen an der Zahl der notierten Unternehmen die größte auf dem afrikanischen Kontinent. An ihr sind 60 Unternehmen gelistet. Seit Jahresanfang hat der Börsenindex dort rund 30 Prozent zugelegt. Allerdings hatte es im Vorjahr auch einen starken Einbruch gegeben. Noch besser schnitt die Börse in Ägypten ab, deren Handel nach dem arabischen Frühling im vergangenen Jahr zeitweise komplett brach lag. Seit Januar konnte der ägyptische Börsenindex um mehr als 50 Prozent zulegen. Gemessen an der Marktkapitalisierung ist die Börse in Kairo die größte.
Gezielt investieren oder investieren lassen
Auch der Kapitalmarkt öffnet sich allmählich für Staatsanleihen afrikanischer Staaten. Zwar sind die Emissionsvolumen noch überwiegend gering. Nigeria etwa konnte im September eine Anleihe im Wert von umgerechnet 190.000 Dollar platzieren. Sambia gelang es immerhin, 750 Millionen Dollar mit einer zehnjährigen Anleihe einzusammeln, die Rendite lag anfangs bei 5,6 Prozent. Aber das ist erst der Anfang in die moderne Staatsrefinanzierung. Kenia und Ruanda haben bereits angekündigt, eigene Anleihen anbieten zu wollen. Eine wichtige Voraussetzung für die wirtschaftliche Aufholjagd gegenüber anderen Schwellenländern.
Alle genannten Faktoren sprechen klar für den wachsenden wirtschaftlichen Erfolg afrikanischer Länder. Dennoch ist es für den Investor unerlässlich, differenziert vorzugehen und gegebenenfalls schnell zu reagieren. So drohen in Kenia Unruhen bei den bevorstehenden Wahlen, in Nigeria kommt es immer wieder zu religiösen Konflikten, die Elfenbeinküste wurde noch im vergangenen Jahr von blutigen Machtkämpfen erschüttert. Auch an den wenig liquiden Börsen Afrikas sind die Schwankungen enorm hoch und nichts für nervenschwache Anleger.
Die hohen Risiken der Afrika-Investments schlagen sich zwar auch in vergleichsweise hohen Renditechancen nieder, Privatanleger sollten sich dennoch auf professionelle Hilfe stützen. Am einfachsten gelingt dies mit aktiv verwalteten Investmentfonds, die gezielt in afrikanische Aktien investieren und für eine sinnvolle Mischung und damit Risikostreuung sorgen. Das weiß auch das Templeton-Team um Mark Mobius. Afrika-Fonds eigenen sich nach Aussagen des Fondsanbieters vor allem als Beimischung im Depot, und sind eher etwas für langfristig orientierte Anleger, die auch mal höhere Wertschwankungen in Kauf nehmen. Dann aber bieten sie Gewinnchancen, wie sie in den Industrieländern schon lange nicht mehr anzutreffen sind.