EZB-Ratssitzung Was passiert, wenn die EZB Unternehmensanleihen kauft

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Was wird noch wichtig?

Mario Draghi wird wohl am Donnerstag nicht nur über die geplanten Käufe von Unternehmensanleihen sprechen. Sorgen bereitet den EZB-Räten weiterhin die niedrige Inflation. Zwar lag die Teuerungsrate in der Euro-Zone zuletzt nicht mehr im negativen Bereich, sondern stagnierte gegenüber dem Vorjahr. Allerdings „verharren die längerfristigen Inflationserwartungen weiter nahe ihrem Allzeittief“, warnt Michael Schubert von der Commerzbank. Interessant wird daher sein, wie die Vorhersagen des von der EZB erhobenen „Survey of Professional Forecasters“ (SPF), einer vierteljährlichen Umfrage unter Konjunkturbeobachtern, ausfallen werden. Deuten auch die Daten des SPF auf niedrig bleibende Inflationserwartungen hin, setzt das die EZB stark unter Druck.

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von Malte Fischer

Deshalb dürfte Mario Draghi einmal mehr klare Worte wählen. Deka-Experte Tödtmann erwartet, dass sich Draghi in seiner „Nachlese“ der vergangenen Sitzung auch der Forward Guidance, also seiner langfristigen Prognose widmen wird. Zuletzt hatte der Markt verstanden, eine weitere Senkung des Einlagezinses sei unwahrscheinlich. Anschließend wurde das von einigen Ratskollegen etwas relativiert.

Auch das Helikoptergeld war nach der vergangenen Sitzung im März vor allem in Deutschland ein beherrschendes Thema. Könnte die EZB irgendwann Geld direkt an die Bürger der Euro-Zone verteilen? Draghi hatte das Konzept im März als „sehr interessant“ bezeichnet. Zuletzt betonten dagegen mehrere EZB-Ratsmitglieder, darunter Chefvolkswirt Peter Praet, dass Helikoptergeld liege nicht auf dem Tisch. Eine klare Absage Draghis dürfte die Wogen zumindest vorläufig etwas glätten.

Bleibt die politische Kritik, der EZB-Chef Draghi sich in Deutschland gegenüber sieht. Einzelne Politiker, darunter auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, hatten den Italiener für seine allzu lockere Geldpolitik kritisiert, Schäuble machte die EZB laut Berichten sogar für den Erfolg der AfD mitverantwortlich. Nach einem Treffen am Rande des IWF-Gipfels in Washington haben sich die Wogen zwar etwas geglättet, Fragen zur deutschen Kritik wird sich Draghi wohl aber stellen müssen.  

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