Fairvesta Beim Fondsanbieter sieht es düster aus

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Geldvermehrungsmaschine Fairvesta?

Wohn- und Geschäftshaus Großalmerode

Dass Knoll Gründe für seine Geheimniskrämerei hat, zeigen Recherchen der WirtschaftsWoche. Die Ergebnisse sind geeignet, den Glauben an die Geldvermehrungsmaschine Fairvesta zu erschüttern: Mehrere Fonds haben seit Jahren gar keine oder nur wenige Immobilien verkauft. Die ausgewiesene Traumrendite existiert damit nur auf dem Papier. Um sie tatsächlich zu erzielen, müssten die Immobilien mit hohem Gewinn verkauft werden. Das weniger renditeträchtige langfristige Halten von Immobilien reicht dafür nicht aus.

Doch Käufer werden nicht leicht zu finden sein. Mehrere Objekte werden mit unrealistisch hoch erscheinenden Werten angesetzt, manche Objekte sind alles andere als „Qualitätsimmobilien“ und stehen teilweise leer. Bei einem Fonds wurden schwer verkäufliche Immobilien angeblich an einen oder zwei ausländische Investoren abgegeben, der Deal lässt aber Fragen offen.

Knoll ist der Vater des Erfolgs von Fairvesta, die 2002 ihren ersten Fonds auflegte und keine zehn Jahre später so viel Geld einsammelte wie kaum ein anderer Immobilienfondsanbieter auf dem grauen Kapitalmarkt. Formal aber hat Knoll noch einen Boss: den Banker Hermann Geiger, Vorstand der Muttergesellschaft Fairvesta Group AG. Knoll ist „Handlungsbevollmächtigter“. Vorstand kann er nicht sein, seit er wegen länger zurückliegender, hoher Steuerschulden den Offenbarungseid, also die eidesstattliche Versicherung über sein Vermögen, abgeben musste. Laut Pfändungsverfügung des Finanzamts Singen vom August 2012 schuldete er dem Finanzamt über 1,5 Millionen Euro. Ein Teil seines Einkommens wird gepfändet. Knoll will sich dazu nicht äußern. Da er keinen Zugriff auf Anlegergeld habe, spiele seine „persönliche Steuersituation“ für Fairvesta keine Rolle.

Wohn- und Geschäftshaus Großalmerode (Hessen)

Traumrenditen

Doch jetzt soll es um die Immobilien gehen. Auf der Suche nach Belegen wühlt sich Knoll durch Aktenordner, präsentiert den Kaufvertrag einer Immobilie, die er für zwei Millionen gekauft und nach wenigen Monaten für 2,65 Millionen losgeschlagen hat. Er zeigt die Urkunden vom Notar, die Grundbuchauszüge. Weiter zur nächsten Immobilie: „Hier sind die Kaufverträge, die Grundbuchauszüge.“ Er tippt die Preise in seinen Taschenrechner, zeigt die zweistellige Rendite und blickt über seine Brille. „Ich glaube, da brauchen wir nicht diskutieren, oder?“, fragt er mit dröhnendem Bass und steckt sich die nächste Marlboro an. Jeder soll verstehen: Fairvesta erwirtschaftet die Traumrenditen tatsächlich.

Zu den Renditen soll es so kommen: Banken, denen in der Finanzkrise Immobilien zugefallen seien, wollten ihre Portfolios bereinigen, sagt Knoll. „Die sind dann auch bereit, Immobilien unter dem Verkehrswert abzugeben, vor allem dann, wenn sie gleich mehrere Immobilien im Paket losschlagen können.“ Weil viele Konkurrenten erst eine Finanzierung organisieren müssten, kämen sie als Käufer nicht infrage. Marktteilnehmer, die genug Cash hätten, bräuchten oft zu lange. „Deshalb kommen wir zum Zug. Wir haben das Kapital, flache Hierarchien und können schnell eine Zusage erteilen“, sagt er.

Schwer wieder zu verkaufen

Gewichtige Marktteilnehmer können sich das nicht so recht vorstellen. „Unserer Wahrnehmung nach werfen Banken bislang keine Immobilienpakete mit großen Abschlägen auf den Markt“, sagt Reinhard Mattern, Geschäftsführer von iii-Investments, einem Immobilienfondsanbieter, der 4,4 Milliarden Euro managt.

„Hohe Abschläge gibt es nur für Problemimmobilien“, sagt Christoph Wittkop, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft Pamera: Objekte in schlechtem Zustand, mit Leerstand oder in wirtschaftlich schwachen Kleinstädten. „Dort kann man häufig günstig Immobilien kaufen. Das können durchaus gute Gebäude sein, die stabile Mieter haben.“ Nur seien die später schwer wieder zu verkaufen.

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