Die Börse ähnelt derzeit dem Fernsehprogramm an den Weihnachtstagen: überall laufen Wiederholungen, manche Sendungen werden schon aus Tradition alljährlich in den letzten Tagen des Jahres ausgestrahlt. Ähnlich ist es an den Kapitalmärkten, denn die Eurokrise ist wieder da. Die bange Frage: Verlässt Griechenland am Ende doch noch die Eurozone?
Die Frage ist nicht neu und wird mit einer gewissen Regelmäßigkeit immer wieder an den Märkten diskutiert, die Investmententscheidungen je nach subjektiver Eintrittswahrscheinlichkeit überprüft und angepasst. Diesmal ist die Lage ernst: Die anstehenden Neuwahlen bergen die Gefahr, dass sich Griechenland aus der Euro-Zone katapultiert. Die Reaktion der Märkte auf dieses Szenario: Der Euro fällt, Gold gewinnt.
Der Goldpreis nimmt Fahrt auf – und einiges spricht dafür, dass der Preis für die Feinunze weiter steigt. Denn einerseits flüchten Anleger mit Blick auf die Verschärfung der Euro-Krise und einen möglichen Euro-Austritt Griechenlands in den sicheren Hafen Gold und treiben mit ihrer Nachfrage den Goldpreis. Andererseits steht der Euro-Schwäche eine Dollar-Stärke gegenüber. Weil Gold international in Dollar gehandelt wird, bewirkt der gegenüber dem Euro erstarkende Dollar einen Anstieg der Goldpreise in Euro. Wer physisches Gold hierzulande kauft und in Euro bezahlt, muss deshalb mehr berappen.
Goldanleger wittern Morgenluft
In Euro konnte Gold bereits deutlich zulegen, im vergangenen Jahr vom Tief im Januar bis zum Hoch Anfang September rund zehn Prozent. In Dollar verlor das Edelmetall im gleichen Zeitraum mehr als drei Prozent. Auch an diesem Montag, als die Diskussionen um einen möglichen Griechenlandaustritt aus dem Euro-Raum wieder hochkochen, gewinnt Gold: In Dollar beträgt das Plus 0,6 Prozent, in Euro stolze 1,6 Prozent.
Goldanleger wittern Morgenluft. Seit Herbst 2011, als der Goldpreis sein neues Allzeithoch bei 1823 Dollar je Feinunze erklomm, mussten sie herbe Wertverluste ihrer Goldinvestitionen hinnehmen. Das Hoch hatte Gold damals erreicht, weil die Euro-Schuldenkrise ihren Höhenpunkt erreichte und Griechenlands Euro-Austritt als Konsequenz in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft lebhaft diskutiert wurde. Sorge um die Zahlungsfähigkeit anderer europäischer Länder wie Portugal und Irland verstärkten die Flucht in den sicheren Hafen Gold. Gegenüber dem Dollar stand der Euro damals unter massivem Druck.
Die wichtigsten Fakten zu Gold
Die gesamte Goldnachfrage im zweiten Quartal 2014 betrug 963.8 Tonnen. Damit ist die Nachfrage um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q2'13: 1,148.3) gefallen.
Quelle: World Gold Council
Die weltweite Nachfrage nach Schmuck betrug im zweiten Quartal 2014 insgesamt 509.6 Tonnen und ist damit um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q2'13: 726.7) gefallen.
Die Nachfrage des Technologiesektors belief sich im zweiten Quartal 2014 auf 101 Tonnen und blieb damit, verglichen mit den 103.8 Tonnen im zweiten Quartal 2013, nahezu unverändert.
Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen im zweiten Quartal 2014 deutlich gesunken – auf 275.3 Tonnen. Ein Minus von 56 Prozent im Vergleich zu 2013 (Q2: 627.9).
Dass die Gesamtnachfrage nach Gold im zweiten Quartal 2014 um 16 Prozent zurückging, ist vor allem auf die Abflüsse aus Gold-EFTs zurückzuführen, die sich auf insgesamt auf 39.9 Tonnen beliefen. 2013 waren das im zweiten Quartal noch 402.2 Tonnen.
Die Nettoeinkäufe von Zentralbanken betrugen 117.8 Tonnen. Dies entspricht einem Anstieg von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal (92.1 Tonnen).
Die Goldnachfrage im Investment belief sich im zweiten Quartal 2014 auf 235.4 Tonnen. Das ist eine minimale Steigerung von vier Prozent, im Vorjahresquartal waren es 225.7 Tonnen.
Die Situation 2011 ähnelt daher in Grundzügen der heutigen. Wer also Gold kaufen möchte, sollte dies möglichst billig tun. Da erscheint die Gelegenheit derzeit günstig. Anlageprofis wie Max Otte empfehlen langfristig orientierten Privatanlegern bis zu 20 Prozent Gold im Depot – als Versicherung gegen Wirtschafts- und Währungskrisen. Kurzfristig ist Gold aber aufgrund der starken Preisschwankungen ein höchst spekulatives Investment. Ein günstiger Einkauf ist da unentbehrlich.
Allerdings ist Goldkauf nicht gleich Goldkauf. Es gibt eine Reihe von Dingen, die Goldkäufer besser beherzigen sollten.
Was kaufen?
In Form börsengehandelter Fonds können Anleger sehr bequem und rund um die Uhr auf den Goldpreis wetten. Tatsächlich gibt es viele Fonds, Zertifikate und Ähnliches, die an den Börsenpreis gekoppelt, aber im Falle einer Emittentenpleite nicht geschützt sind. Schutz vor Währungskrisen bieten Goldfonds nur, wenn die Fondsanteile auch tatsächlich durch physisches Gold hinterlegt sind. Nachteil: Kommt es wirklich zur schlimmsten Krise ist das Gold nicht unmittelbar verfügbar. Besser als Notfall- und Liquiditätsreserve sind für Privatanleger Münzen oder Barren, die sie selbst besitzen und damit jederzeit verfügbar sind. Typisch sind Münzen mit einer Feinunze Goldgehalt oder Barren aus 100 Gramm Gold.
Bei Anlagemünzen ist nur der Goldgehalt von Bedeutung
Welche Münzen?
Grundsätzlich müssen Anleger Sammlermünzen von Anlagemünzen unterscheiden. Anlagemünzen dienen klar der Geldanlage und sind meist Massenware. Bei Sammlermünzen entscheiden auch Seltenheit, besondere Prägemotive und der Zustand der Münze über den erzielbaren Preis, bei Anlagemünzen ist nur der Goldgehalt von Bedeutung. Für die Geldanlage bieten sich daher weit verbreitete Münzen wie der südafrikanische Krügerrand, die Wiener Philharmoniker oder der American Eagle an. Sie sind bei Händlern und Banken nahezu immer erhältlich.
Welcher Preis ist fair?
Banken und Händler verkaufen die Münzen nicht zum Selbstkostenpreis, sondern verlangen ein Aufgeld. Hierzulande ist ein Aufgeld von zehn Prozent bei kleinsten Abnahmemengen üblich, kann aber je nach Händler auch ganz unterschiedlich ausfallen, die Abweichungen können bis zu 20 Prozent betragen. Viele seriöse Goldhändler wie etwa Pro Aurum, Westgold oder Degussa ermöglichen auf ihren Internetseiten einen Blick auf die aktuell gültigen Preise.
Wo kaufen?
Goldmünzen und Barren gehören zum klassischen Angebot der Banken. Weil Onlinehändler und spezialisierte Geschäfte aber Teile des Bankgeschäfts mit Gold erobert haben, haben die meisten Banken nur noch wenige Münzen und Barren vor Ort, sondern bestellen diese auf Kundenwunsch. Direkt und anonym können Käufer ihren Edelmetallvorrat beim Goldhändler um die Ecke erwerben, erst ab einem Goldkauf von 15.000 Euro muss sich der Anleger ausweisen. Filialen der großen Goldhändler (z.B. Pro Aurum, Degussa, Westgold) gibt es in vielen Großstädten. Auch einige Pfandleiher haben sich auf den Goldhandel spezialisiert und sind in ihrer Preisgestaltung durchaus wettbewerbsfähig.
Alternativ bleibt noch die Bestellung gegen Vorkasse im Internet. Hier sollte sich der Käufer zunächst von der Vertrauenswürdigkeit des Anbieters überzeugen. Dazu gehören eine transparente Preisgestaltung sowie ein nachvollziehbarer Versandprozess. Auch Kundenkommentare sind oft aufschlussreich.
Welche Steuern fallen an?
Anders als Silber sind Goldbarren und in großer Stückzahl geprägte Anlagemünzen von der Mehrwertsteuer befreit. Die Abgeltungsteuer von 25 Prozent auf den Gewinn beim Verkauf entfällt, wenn das Gold zuvor mindestens zwölf Monate im Besitz des Anlegers war. Bei Goldfonds oder Zertifikaten auf die Goldpreisentwicklung wird die Abgeltungsteuer hingegen fällig.
Wo aufbewahren?
Wer sein Gold als Liquiditätsreserve für den Notfall betrachtet, benötigt im Ernstfall schnellen Zugriff. Darin liegt auch der größte Vorteil bei einer Aufbewahrung in den eigenen vier Wänden. Allerdings ist das Diebstahlrisiko hier auch besonders hoch, Hausratversicherungen übernehmen oftmals keine unbegrenzte Haftung. Ein eigener Tresor bietet da zusätzlich Sicherheit, wenn auch keine Garantie.
Zudem ist ein eigener Safe teuer. Die Versicherung sollte bei der Auswahl Mindestanforderungen nennen, damit der Versicherungsschutz erhalten bleibt. Bankschließfächer bieten da für eine geringe Jahresmiete mehr Sicherheit. Allerdings sind die Konditionen wie Schließfachgröße, Jahresmiete, Versicherungssumme und Zugriffszeiten – oft nur während der Geschäftszeiten – von Bank zu Bank unterschiedlich.