Felix und Roman Zulauf "Erholungsfantasien sind eine Fata Morgana"

Seite 5/13

Japanische Staatsanleihen

Felix Zulauf Quelle: Christian Grund für WirtschaftsWoche

Welche Adressen trennen sich gerade von japanischen Staatsanleihen?

Roman Zulauf: Bisher waren das primär japanische Banken, aber auch ausländischen Banken und Investoren. Aber die größten Eigentümer sind japanische Pensionskassen und Sozialversicherungen.

Allein der Government Pension Investment Fund, der größte Pensionsfonds der Welt, hält Bestände von umgerechnet 700 Milliarden Dollar.

Roman Zulauf: Genau. Und die haben bisher nicht mal mit Verkäufen angefangen. Wenn die beginnen sollten, zehn Prozent ihres Portfolios zu veräußern, um aus dem Yen in eine andere Währung zu gehen, dann erreichen wir die nächste Dimension in dieser Yen-Krise.

Kann die Bank of Japan überhaupt so schnell Geld drucken, um diese Anleihebestände aufzufangen?

Felix Zulauf: Sie kann das schon, aber dann geht der Yen in die Binsen. Und wenn der Yen einbricht, dann kommen mit etwas Zeitverzug die anderen asiatischen Währungen unter Druck. Das war schon immer so. Ein sehr viel tieferer Yen wird die Preisgestaltung der Exportprodukte anderer asiatischer Volkswirtschaften über den Haufen werfen.

Also exportiert Japan über den schwachen Yen sinkende Preise und sinkende Wachstumsraten in die Region?

Roman Zulauf: Das ist so. Aber nicht nur nach Asien. Japan exportiert Deflation in die ganze Welt. Wenn man sich die Korrelation der japanischen Exportprodukte anschaut, dann ist die größte Korrelation gegeben mit Deutschland, die zweitgrößte mit Südkorea und die drittgrößte mit Taiwan.

Zehn Vorurteile über Japan - und die Wahrheit
Japan ist nicht Asien!Als Inselreich gehört Japan selbst geografisch nicht hundertprozentig zu Asien. Und kulturell auch nur eingeschränkt. Wer Japan kennt, kann also nicht sagen, dass er Asien kennt. Das liegt vor allem daran, dass sich Japan zwischen dem frühen 17. Jahrhundert und 1854 fast völlig von Asien und dem Rest der Welt abkapselte. Nur über die kleine niederländische Handelsstation Dejima (Bild) im Hafen von Nagasaki wurden Waren und Informationen ausgetauscht. Aber Japan blieb dadurch auch verschont von westlichem Kolonialismus. Nach der Meiji-Restauration 1868 modernisierte sich Japan in atemberaubender Geschwindigkeit und wurde selbst zu einer in Asien expandierenden Großmacht. Quelle: Gemeinfrei
Japaner und Chinesen haben nicht dieselbe SchriftDie japanische Schrift ist eine einzigartige Mischung. Eigennamen werden zum Großteil mit chinesischen Schriftzeichen – Kanji – geschrieben. Die Japaner nutzen etwa 2000 dieser Zeichen.  Einige Wörter und vor allem Endungen und Partikel werden in der Lautschrift Hiragana geschrieben. Für die immer zahlreicher werdenden Fremdwörter nutzen Japaner eine eigene Silbenschrift: Katakana. Quelle: Fotolia
Japaner sprechen nicht von „Samurai“Der Begriff wird eher im Westen verwendet. Japaner sprechen meist von „Bushi“, wenn sie die Krieger des alten Japans meinen. Der Ehrenkodex der Krieger hieß daher „Bushidô“, also „Weg des Kriegers“. Mit einem gewissen Rapper der Gegenwart hat das überhaupt nichts zu tun. Quelle: Fotolia
Geishas sind keine ProstituiertenJapans Kurtisanen sind bewandert in allen schönen Künsten, oft mehrerer Sprachen mächtig und vor allem redegewandt. Sie lachen, scherzen, tanzen, musizieren und bewegen sich äußerst gekonnt, lassen dezent Haut blitzen oder auch nicht und verwöhnen den Gast mit erlesenen Gerichten und Alkoholika. Sie sind ein Stück japanische Tradition aber keinesfalls Prostituierte - das waren sie auch früher nicht. Quelle: dpa
In Japan gibt es ausgezeichnetes BierDas traditionelle japanische alkoholische Nationalgetränk ist "Sake". Ein milder Reiswein, der im Winter heiß, im Sommer kalt genossen wird. Seit der Öffnung des Landes im 19. Jahrhundert und dank der Unterrichtung durch deutsche Braumeister hat sich aber immer mehr das Bier als eigentliches Nationalgetränk im Alltag durchgesetzt. Vor allem zu Sushi passt Bier am besten. Quelle: AP
Anime und Manga sind kein KinderkramAnimationsfilme und japanische Comics haben sich längst auch bei erwachsenen Japanern durchgesetzt. Viele sind thematisch auch ganz und gar nicht für Kinder gedacht. Sie sind der größte Kultur-Export-Schlager Japans, nicht zuletzt in Deutschland. Die Wurzeln des Manga sind in der alten japanischen Holzschnittkunst zu suchen, den ukio-e. Quelle: dpa
Japaner lächeln nicht immerEs stimmt schon, Japan ist ein Land des Lächelns. In Geschäften, in Restaurants wird man als Kunde wohltuend freundlich behandelt, selbst bei unfreundlichen Anlässen. Aber wer mehr als ein paar Touristentage in Japan verbringt, wird schnell auch japanische Härte und sogar Unfreundlichkeit erleben. Japanische Zollbeamte zum Beispiel kennen kein Lächeln. Einen lächelnden Sumo-Ringer wird man auch nur selten finden – zumindest nicht beim Kampf. Quelle: REUTERS

Noch halten diese Länder still.

Roman Zulauf: Aber die Währungen Koreas und Taiwans sind bereits unter Druck, weil sich ihre Außenbilanzen deutlich verschlechtern.

Sind das Parallelen zur Asienkrise 1998?

Roman Zulauf: Absolut. Das erste Land, das unter Druck kam, war Indonesien, so gesehen das schwächste Land in Asien. Jetzt, mit der Yen-Abwertung, kommen aber auch Länder unter Druck, die bisher starke Zahlungsbilanzen hatten, etwa Thailand, Malaysia und auch Singapur.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%