Fondsbilanz 2012 Unter aller Sau

Die Anleger können es kaum glauben: Fonds, die als konservativ und sicher beworben wurden, sind völlig abgeschmiert. Manche Produkte haben fast 70 Prozent verloren. Eine desaströse Bilanz.

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Renditecheck: Viele Mischfonds schneiden schlechter ab als der Markt. Quelle: dpa-tmn

Er heißt Dr. Alexander Seibold und wurde 2009 vom Analystenhaus First Five zum Vermögensverwalter des Jahres gekürt. Seither ist er vor allem auf Börsen- TV-Sendern ein gefragter Gesprächspartner. Doch nahezu unbemerkt sind zwei Mischfonds, die er berät, völlig abgeschmiert.

So verlor der von ihm für die Fondsgesellschaft Hansainvest verwaltete DSC Active Return seit der Auflegung im April 2010 fast 70 Prozent an Wert. Auch beim etwas riskanter ausgerichteten DSC Active Opportunities lief es kaum besser. Dabei verspricht der Investor KID des DSV Active Return, dass der Fonds „eine defensive und auf Sicherheit orientierte Anlagepolitik“ verfolgt. Die Erzielung eines kontinuierlichen Ertrags pro Quartal stehe dabei genauso im Mittelpunkt, wie eine hohe Risikobegrenzung.

Bei der Frage, wie es bei diesem Risikoniveau vor allem im vergangenen Jahr zu derart starken Verlusten kommen konnte, verweist Seibold auf andere Papiere, die ebenfalls schlecht abgeschnitten haben: „2011 war für viele Fonds ein sehr schlechtes Jahr, egal in welcher Assetklasse der Schwerpunkt lag.“ Fonds mit einem 40 bis 60 Prozent negativem Ergebnis seien in 2011 keine Seltenheit gewesen. Auch scheinbar konservative Fonds hätten teilweise erhebliche Verluste erlitten.

So fühlt man dem Finanzberater auf den Zahn
Nachbarn unterhalten sich Quelle: dpa
Fangfrage 2: "Wenn etwas schief läuft, dann ersetzen Sie mir doch den Schaden?" Solch eine Versicherung gegen Verluste wünscht sich jeder Anleger, doch keine Bank mag das versprechen. Wenn ein Berater sich darauf einlässt, überschreitet er seine Kompetenzen – und will unbedingt etwas verkaufen. Dafür ist ihm jedes Mittel recht, auch eine Fehlinformation an den Kunden. Quelle: dpa
Fangfrage 3: "Welche Produkte brauche ich denn nun?"Gute Berater entwickeln eine Strategie , und sie schauen sich die Vermögens- und Finanzsituation eines Kunden an. Dann reden sie mit ihm über seine Ziele und seine Risikobereitschaft. Einzelne Produkte kommen – wenn überhaupt – immer ganz zuletzt. Berater, die sich sofort darauf einlassen, denken vor allem an ihre Provision. Diese ist häufig davon abhängig, wie viel Produkte in einem bestimmten Zeitraum von ihm verkauft werden. Quelle: dpa
Uhr Zifferblatt Quelle: dpa
Fangfrage 5: "Ich bin risikoscheu und möchte mindestens fünf Prozent Rendite. Das ist doch für Sie kein Problem?" Es sollte ein Problem für Berater sein. Wer diese Frage sofort bejaht, hat sich als unsolide geoutet. Denn fünf Prozent Rendite sind aktuell meist nur mit einem recht hohen Risiko oder anderen Nachteilen zu erzielen. Wer als Anleger gar kein Risiko möchte, muss sich aktuell eher mit einem bis zwei Prozent begnügen – den Konflikt zwischen Risiko und Rendite sollte ein Berater darstellen und nicht schamhaft überspielen. Quelle: dpa
zerrissener Euro-Schein Quelle: dpa
Fangfrage 7: "Ich vertraue Ihnen, das Kleingedruckt ist sicher in Ordnung. Wo soll ich unterschreiben?" Geldanlagen sollten gut überlegt sein. Berater, die ihren Kunden wenig Zeit lassen, wollen ein Gespräch schnell abhaken. Häufig verbergen sie diese Absicht. Durch diese Fangfrage können Anleger dem Berater auf die Schliche kommen. Jeder Berater sollte das Kleingedruckte erklären, und hinterher sollte es der Anleger noch mal lesen. Einfach zu unterschreiben, ist keinesfalls in Ordnung. Quelle: dpa

Der Begriff konservativ relativiere sich in bestimmten Börsenphasen. Zudem sei sein Mischfonds Active Constant Profit Global ausgezeichnet worden, weil er den Ausbruch der Finanzkrise mit Bravour gemeistert habe. Inzwischen büßte auch dieses Portfolio auf Jahressicht 35 Prozent an Wert ein.

Mit einem Minus von 48 bis 49 Prozent im Zwölf-Monats-Zeitraum rangieren die von Seibold gemanagten Portfolios DSC Active Return und DSC Opportunity bei flexiblen Mischfonds ganz hinten– gefolgt von fünf Portfolios des Vermögensverwalters Hans Werner Brandt (HWB Capital),die mehr als 25 Prozent verloren. Miserabel fiel auch das Ergebnis vieler Managed-Futures-Fonds aus, die zuvor oft über Jahrzehnte stabile Erträge vorweisen konnten. So verlor der AC Pharos Evolution Fund jährlich 18 Prozent im Dreijahresmittel. Auch der österreichische Anbieter Superfund musste Federn lassen.

Tatsächlich waren die Märkte in den vergangenen Jahren selbst für ausgewiesene Profis nur schwer einzuschätzen. Nach einem anfänglichen Plus brachen die Kurse im Juli 2011 ein, bewegen sich aber seither wieder in einem Aufwärtstrend. Unterm Strich hätten Anleger, die direkt auf den Dax oder den MSCI World gesetzt hätten, seit April 2010 eine mehr oder weniger schwarze Null erzielt.

Viele Banker empfahlen ihren Kunden seit Ausbruch der Finanzkrise Mischfonds. So hat sich das investierte Volumen seit 2004 von 28 auf 118 Milliarden Euro vervielfacht. Die Überlegung: Wer sein Vermögen auf verschiedene Anlageklassen aufteilt, kann Risiken, die bei einer Anlage in lukrativen Anlageklassen wie Aktien entstehen, abfedern. Zudem dürfen die Manager oft zusätzlich Derivate einsetzen, die in schlechten Zeiten Puffer bieten sollen.

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