Fondsinvestments Wie eine Bank Immobilienanleger loswerden will

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Statt Altersvorsorge droht Ausverkauf

Dieser Eindruck wird auch durch andere Maßnahmen bestätigt. Bei einem Fonds etwa, der in eine Hotelimmobilie in Sindelfingen investiert hat, sollte den Anlegern durch ein völlig absurdes und irreführendes Abstimmungsprozedere ein „Ja“ zum Verkauf abgerungen werden.

Die Fondsgeschäfte der einstigen WestLB werden bei der Tochter Westfonds gebündelt. Die entstand 1997 durch eine Fusion der 1966 gegründeten Rheinisch-Westfälischen Immobilien-Anlagegesellschaft (RWI-Fonds) mit der 1972 gegründeten Süd-Immobilien-Fonds GmbH. RWI und Süd Immobilien hatten über die Jahre mehr als 100 geschlossene Fonds mit einem Volumen von rund drei Milliarden Euro aufgelegt. 25 Immobilienfonds mit einem Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro sind heute noch übrig. Weitere 16 befinden sich im Auflösungsprozess.

Die Sparkassen hatten die Anteile als Produkt zur Altersvorsorge verkauft. Der Mindestbetrag, den Anleger aufbringen mussten, lag teilweise bei schmalen 1000 D-Mark, deshalb investierten auch Kleinsparer. 21.500 Anleger sind heute noch investiert. Viele waren von Anfang an dabei, sie sind heute 75 Jahre und älter. Mit der Entscheidung, was aus ihrer Immobilie werden soll, sind sie oftmals überfordert. Weil sie die anderen Eigentümer nicht kennen und nicht regelmäßig zu Treffen geladen werden, können sie sich mit ihren Co-Investoren weder beraten noch abstimmen. Viele verlassen sich auf den Rat der Banker.

Warnsignale bei geschlossenen Fonds

Die WestLB-Manager witterten erstmals 2007 die Chance, einen Großteil der Häuser paketweise loszuschlagen und sich so der Anleger zu entledigen. Doch dann kam die Finanzkrise, potenzielle Interessenten winkten ab. Mitte 2011 blies Westfonds-Geschäftsführer Achim Quambusch erneut zum großen Ausverkauf. Bis 2016, so vertraute er der „Immobilien-Zeitung“ an, wollte er das Gros der Objekte verkauft haben. Heute will er seine Aussage anders verstanden wissen: Er habe nur eine Einschätzung über den Zeitraum abgegeben, in dem er einen Verkauf für möglich halte.

Was Fondskäufer wissen sollten

Ein Ausverkauf muss keineswegs das Beste für Anleger sein. Einerseits sind viele Häuser Jahrzehnte alt, es müsste kräftig investiert werden. Banken aber werfen mit Krediten für Gewerbeimmobilien nicht mehr so um sich, wie noch in den Neunzigerjahren. Manche Objekte hängen zudem stark von einzelnen Mietern ab. Das ist tendenziell riskant.

Andererseits aber hätten manche Fonds ausreichend Rücklagen, um Sanierungen zu finanzieren. Viele Immobilien sind kaum noch mit Krediten belastet, haben zahlungskräftige Mieter – oder sie sind gut gelegen und dürften gut vermietbar sein.

Doch selbst wenn der Verkauf in einigen Fällen vorteilhaft wäre: Anleger argwöhnen dennoch, dass ihre Interessen denen der Bank untergeordnet und sie über eine sehr einseitige Art und Weise der Information dazu motiviert werden sollen, dem Verkauf ihrer Immobilien zuzustimmen – nur weil die WestLB-Nachfolgerin Portigon und die Abwicklungsanstalt EAA offensichtlich kein Interesse mehr daran haben, die Fonds zu betreuen.

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