Alois Josef Müller ist einer von mehr als 700 Besitzern eines 47.000 Quadratmeter großen Bürohauses im Düsseldorfer Regierungsviertel – und das schon seit 1975. Damals hat er Anteile des geschlossenen Fonds RWI 25 gekauft. Geschlossene Fonds sind unternehmerische Beteiligungen, bei denen sich der Anleger für viele Jahre an das Fondsobjekt, zum Beispiel eine Immobilie, bindet. „Das Gebäude befindet sich in einer Top-Lage“ und sei zu mehr als 80 Prozent vermietet, sagt der 73-Jährige. Verantwortlich für den Fonds und damit für das Bürohaus ist die Westfonds GmbH. Die war eine Tochter der WestLB und gehört heute deren Nachfolgegesellschaften Portigon und Erste Allgemeine Abwicklungsanstalt (EAA). Genau das aber ist das Problem.
„Der Fonds wird schlecht verwaltet, die Kosten sind zu hoch“, sagt Anleger Müller. Westfonds hält dagegen, dass sie grundsätzlich die „bestmögliche Verwaltung“ anstrebe. Schlimmer: WestLB-Nachfolgerin Portigon will das Gebäude verkaufen. Müller aber geht das viel zu schnell. Er will, dass möglichst alle 700 Eigentümer erst mal über den Verkauf des Bürohauses und die Probleme des Fonds beraten. Über 30 Prozent der Anleger unterstützen die Forderung, das hat Müller schriftlich. Doch die WestLB-Nachfolgerin Portigon, so scheint es, interessiert das herzlich wenig. Sie erweckt den Eindruck, dass sie die Immobilie schnellstens verticken will – notfalls auch ohne explizite Zustimmung der Anleger.
Wenn eine große Bank zertrümmert wird, danach sieht es zumindest aus, gibt es eben Kollateralschäden. „Es scheint mir, dass Anleger durch eine manipulative Art der Information dazu gedrängt werden sollen, einem Verkauf der Immobilien zuzustimmen“, sagt Ralf Witzel, Vizechef der FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Dass weder Portigon noch die EAA die Fonds weiter betreuen wollten, könne er verstehen, „aber das darf doch nicht zulasten derjenigen gehen, die das ökonomische Risiko der Beteiligung tragen“.
Blick zurück: In der Finanzkrise war die WestLB zum wiederholten Mal in Existenznot geraten. Sie musste von ihren Eigentümern – dem Land Nordrhein-Westfalen und den NRW-Sparkassen – gerettet werden. Im Gegenzug zu dieser eigentlich verbotenen Subventionierung einer halbstaatlichen Bank, verfügte die EU-Kommission, dass die Landesbank abgewickelt werden muss. Ihre Nachfolgegesellschaft Portigon darf künftig nur noch wenige Dienstleistungen anbieten. Ein Teil des ehemaligen WestLB-Geschäfts, zum Beispiel das mit Wertpapieren, wurde in die EAA gepackt und soll abgewickelt werden. Die Immobilienfonds aber sind davon ausgenommen.
Die ungeliebten Immobilienfonds
Büroimmobilie (1974), Düsseldorf
Verkehrswert: 85 Millionen Euro
Vermietungsstand: ca. 82 Prozent
Der Verkauf wurde gestoppt.
Hauptmieter ist E.On. Ein Anleger hat den Verkauf per einstweiliger Verfügung vorerst verhindert.
Hotel (1986), Sindelfingen
Verkehrswert: 17,5 Millionen Euro
Vermietungsstand: 100 Prozent
Verkauf in diesem Jahr geplant.
Westfonds will das von Marriott betriebene Haus loswerden. Ein Investor versucht, das zu verhindern.
Büroimmobilie (1976), Dortmund
Verkehrswert: 49,5 Millionen Euro
Vermietungsstand: 100 Prozent
Anleger lehnen Verkauf ab.
Hauptmieterin ist eine ehemalige Tochter des Energieriesen RWE. Anleger verweigerten einen Verkauf für 30 Millionen Euro.
Denn sie gehörten und gehören nicht der WestLB, sondern Anlegern – Leuten wie Alois Müller. Die WestLB führte bei den Fonds nur die Geschäfte, ähnlich wie ein fest angestellter Manager. Die Nachfahren der Landesbank aber scheint das nicht zu stören. Mit aller Macht drängen sie die Anleger in Richtung Verkauf – und bedienen sich dabei zweifelhafter Methoden.
So wird in Schreiben an die Anleger mancher Fonds der Eindruck erweckt, die Gesellschaften befänden sich in einer Schieflage. Gestützt wird die Version durch die neuen Gutachter, die die Bank mit Genehmigung der Anleger 2010 bei den Fonds eingesetzt hat. Diese stuften diverse Immobilien deutlich niedriger ein als ihre Vorgänger. „Die Anleger sollen verunsichert werden“, vermutet Dietmar Schloz, Geschäftsführer bei Asuco, einer Gesellschaft, die in einige Fonds investiert hat.
Statt Altersvorsorge droht Ausverkauf
Dieser Eindruck wird auch durch andere Maßnahmen bestätigt. Bei einem Fonds etwa, der in eine Hotelimmobilie in Sindelfingen investiert hat, sollte den Anlegern durch ein völlig absurdes und irreführendes Abstimmungsprozedere ein „Ja“ zum Verkauf abgerungen werden.
Die Fondsgeschäfte der einstigen WestLB werden bei der Tochter Westfonds gebündelt. Die entstand 1997 durch eine Fusion der 1966 gegründeten Rheinisch-Westfälischen Immobilien-Anlagegesellschaft (RWI-Fonds) mit der 1972 gegründeten Süd-Immobilien-Fonds GmbH. RWI und Süd Immobilien hatten über die Jahre mehr als 100 geschlossene Fonds mit einem Volumen von rund drei Milliarden Euro aufgelegt. 25 Immobilienfonds mit einem Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro sind heute noch übrig. Weitere 16 befinden sich im Auflösungsprozess.
Die Sparkassen hatten die Anteile als Produkt zur Altersvorsorge verkauft. Der Mindestbetrag, den Anleger aufbringen mussten, lag teilweise bei schmalen 1000 D-Mark, deshalb investierten auch Kleinsparer. 21.500 Anleger sind heute noch investiert. Viele waren von Anfang an dabei, sie sind heute 75 Jahre und älter. Mit der Entscheidung, was aus ihrer Immobilie werden soll, sind sie oftmals überfordert. Weil sie die anderen Eigentümer nicht kennen und nicht regelmäßig zu Treffen geladen werden, können sie sich mit ihren Co-Investoren weder beraten noch abstimmen. Viele verlassen sich auf den Rat der Banker.
Warnsignale bei geschlossenen Fonds
Bei Auflage des Fonds ist nicht bekannt, in welche Objekte, etwa Immobilien oder Schiffe, investiert wird (Blind-Pool). Anleger können das Risiko ihres Investments nicht abschätzen.
Der Fonds verspricht Renditen von mehr als acht Prozent pro Jahr, obwohl gleichzeitig 30 Prozent der Investitionen für Vertrieb und Verwaltung draufgehen.
Der Initiator hat bereits Fonds aufgelegt, deren Anteile am Zweitmarkt für geschlossene Fonds (www.zweitmarkt.de) mit hohen Abschlägen gehandelt werden oder die bereits abgewickelt wurden.
Das wirtschaftliche Umfeld spricht gegen hohe Renditen. Derzeit leiden zum Beispiel Schiffsfonds unter sinkenden Frachtraten.
Der Fonds investiert in einen überhitzten und stark beworbenen Markt, zuletzt beispielsweise in Gewerbeimmobilien oder erneuerbare Energien.
Der Fonds hat Verträge mit Dienstleistern, mit denen der Initiator persönlich verbunden ist. Risiko: Anleger finanzieren überhöhte Rechnungen.
Die WestLB-Manager witterten erstmals 2007 die Chance, einen Großteil der Häuser paketweise loszuschlagen und sich so der Anleger zu entledigen. Doch dann kam die Finanzkrise, potenzielle Interessenten winkten ab. Mitte 2011 blies Westfonds-Geschäftsführer Achim Quambusch erneut zum großen Ausverkauf. Bis 2016, so vertraute er der „Immobilien-Zeitung“ an, wollte er das Gros der Objekte verkauft haben. Heute will er seine Aussage anders verstanden wissen: Er habe nur eine Einschätzung über den Zeitraum abgegeben, in dem er einen Verkauf für möglich halte.
Was Fondskäufer wissen sollten
Die Mehrheit der deutschen Anleger handeln ihre Wertpapiere über ihre Hausbank. Doch gerade bei Aktienfonds, die rasch an Wert gewinnen oder verlieren können, ist der Gang zum Bankberater nicht immer optimal. Denn einerseits gilt die Alternative zu Recht als teuer. Zahlen Anleger hier beim Kauf doch meist den vollen Ausgabeaufschlag. Dafür bleibt jedoch die Rückgabe der Anteile spesenfrei. Das Problem: Die Abwicklung kann hier deutlich länger dauern als einen Handelstag. Das kann zwar gute Gründe haben. Vorsichtige bevorzugen dennoch die Abwicklung über die Börse.
Der sicherste Variante für zeitbewusste Anleger ist der Handel über die Börse. Dabei geben Anleger wie gewohnt ihre Order beim Bankberater ab, tragen aber als Handelsplatz die Börse Hamburg an. Dadurch fallen zwar Kosten an, die je nach Fonds etwas variieren können (www.fondsboerse.de). Dafür erfolgt die Abwicklung zeitnah. Beim Kauf von Papieren ist es ohnehin meist billiger, Fonds über die Börse zu kaufen. „Wenn Sie die Bank auf diese Option nicht hinweist, macht sie sich unter Umständen eines Beratungsfehlers schuldig“, sagt Johannes Fiala, Anwalt mit dem Schwerpunkt Kapitalmarktrecht aus München.
Fondskäufer, die wissen, was sie wollen, sollten Onlinebroker oder Fonds-Supermärkte ins Kalkül ziehen. Sie bieten meist nicht nur eine Auswahl unter tausenden Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Oft können sie hier auch problemlos auf Sparpläne auf Wunschfonds abschließen, die sie via Hausbank nicht bekommen. Die Anbieter handeln die Fondsanteile dabei über dieselben Plattformen wie die Profis. Manche der Anbieter garantieren zudem eine taggleiche Abwicklung der Aufträge, sofern die Order vor zwölf Uhr eintrifft.
Wie bei Aktien können Fondsanleger bei manchen Anbietern zudem Limits setzen. Das bedeutet, sie beauftragen den Händler etwa mit einem Stopp-Loss den Fondsanteil zu verkaufen, sobald der Fondspreis unter eine gewisse Grenze fällt. Diese Order kostet wird dann bei steigenden Kursen nicht ausgeführt. Einige Online-Broker ziehen diese Grenze auf Wunsch bei steigenden Kursen kostenlos nach.
Ein Ausverkauf muss keineswegs das Beste für Anleger sein. Einerseits sind viele Häuser Jahrzehnte alt, es müsste kräftig investiert werden. Banken aber werfen mit Krediten für Gewerbeimmobilien nicht mehr so um sich, wie noch in den Neunzigerjahren. Manche Objekte hängen zudem stark von einzelnen Mietern ab. Das ist tendenziell riskant.
Andererseits aber hätten manche Fonds ausreichend Rücklagen, um Sanierungen zu finanzieren. Viele Immobilien sind kaum noch mit Krediten belastet, haben zahlungskräftige Mieter – oder sie sind gut gelegen und dürften gut vermietbar sein.
Doch selbst wenn der Verkauf in einigen Fällen vorteilhaft wäre: Anleger argwöhnen dennoch, dass ihre Interessen denen der Bank untergeordnet und sie über eine sehr einseitige Art und Weise der Information dazu motiviert werden sollen, dem Verkauf ihrer Immobilien zuzustimmen – nur weil die WestLB-Nachfolgerin Portigon und die Abwicklungsanstalt EAA offensichtlich kein Interesse mehr daran haben, die Fonds zu betreuen.
Die Tricks der Banker
Die sieben Tricks der Banker:
1. Mit Pleite drohen
Anlegern wird suggeriert, dass der Gesellschaft, wenn Immobilien nicht verkauft werden, die Pleite droht. Zum Beispiel beim Westfonds 5, dem unter anderem ein Einkaufszentrum in Bremen gehört. In einem Schreiben an die Anleger heißt es: „Ihre Fondsgesellschaft ist für den Fall, dass die Bank das Darlehen fällig stellen sollte, von einer Insolvenz bedroht. Eine Alternativfinanzierung ist zurzeit am Markt nicht zu erhalten.“ Es ist nicht das einzige Schreiben mit diesem Tenor.
Wie sie zu dem Urteil kommen, dass „am Markt“ kein Kredit für die Immobilie zu bekommen sei, oder wen sie gefragt haben, schrieben die Westfonds-Banker nicht. Auch gegenüber der WirtschaftsWoche wollen die Westfonds-Geschäftsführer nicht sagen, welche Banken sie angesprochen haben. In einer Stellungnahme heißt es nur, dass „selbstverständlich alternative Bankfinanzierungen angefragt“ wurden.
Das Bremer Einkaufszentrum hat aktuell einen Verkehrswert von mehr als 32 Millionen Euro und jährliche Mieteinnahmen von rund drei Millionen Euro. Die Bankschulden beliefen sich Ende 2011 auf 22 Millionen Euro. Zudem verfügt die Gesellschaft über mehrere Millionen Euro an Liquidität und könnte einen Teil ihrer Schulden kurzfristig tilgen. Dazu, ob sie potenziellen Kreditgebern eine Sondertilgung angeboten hat, will Westfonds gegenüber der WirtschaftsWoche nichts sagen.
Ein institutioneller Investor, der Zweifel daran hat, dass Westfonds überhaupt mit einer anderen als der Hausbank gesprochen hat, bat deshalb darum, in die Bücher des Fonds blicken zu dürfen. Westfonds muss ihm den auch gewähren, teilte aber „rein vorsorglich“ mit, dass sich das Einsichtsrecht „nicht auf Geschäftsbriefe, Finanzierungsunterlagen oder gar Gespräche bezieht“. Was hat die Bank zu verbergen? Westfonds gibt zu diesem Thema keine Stellungnahme ab.
Dass die Anleger die Aussagen der Geschäftsführer zumindest hinterfragen sollten, wird am Fonds RWI 34 deutlich, der Eigentümer eines Bürogebäudes in Dortmund ist. Portigon riet den Anlegern im Oktober 2012 „dringend“, einem Verkauf der Immobilie zuzustimmen – obwohl der Interessent mit 30 Millionen Euro nur etwas mehr als die Hälfte des Verkehrswertes zahlen wollte und die vom Fonds engagierten Sachverständigen „die Angemessenheit des Verkaufspreises“ nicht bestätigen konnten.
Portigon begründete ihren Rat so: Nach Gesprächen „mit der finanzierenden Bank wird unterstellt, dass keine Bereitschaft der Kreditwirtschaft zur Finanzierung generiert werden kann“. In diesem Fall drohe durch Endfälligkeit des Kredits „die Insolvenz Ihrer Fondsgesellschaft“.
Zum einen ist es zweifelhaft, dass von einer Bank auf die gesamte Bankwirtschaft geschlossen werden kann. Zum anderen, spricht einiges dafür, dass Portigon hier nicht die ganze Wahrheit gesagt hat: Einer der Anleger, der Einsicht in die Bücher des Immobilienfonds nahm, fand dort ein Schreiben der Deutschen Hypothekenbank AG vom 10. September 2012. Darin steht sinngemäß: Falls ein Verkauf scheitere, sei die Deutsche Hypo grundsätzlich an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert. Eine Mitschrift des Anlegers, aus der das hervorgeht, liegt der WirtschaftsWoche vor.
Westfonds räumt nun selbst ein, dass die Deutsche Hypothekenbank nach dem derzeitigen Verhandlungsstand dazu bereit sei, das Darlehen zu verlängern. Bedingung sei, dass die Gesellschaft unter anderem ihre Bargeldreserven verpfände, keine Ausschüttungen mehr leiste und der Kredit in den kommenden Jahren vollständig zurückgezahlt werde.
Gewogene Gutachter und Zweckoptimismus
2. Gutachter werten die Immobilie ab
Ab 2010 wurden die Gutachter abgelöst, die die Fondsimmobilien in regelmäßigen Abständen bewerten, und neue Experten eingesetzt. Nach Meinung der neuen Gutachter sind die Fondsimmobilien nun teilweise deutlich weniger wert als noch in den Jahren zuvor. So soll die Immobilie des RWI 25 (Bürogebäude in Düsseldorf) 2009 noch mehr als 104 Millionen Euro wert gewesen sein. Ein Jahr später – unter den neuen Gutachtern – fiel der Wert auf 94 Millionen, ein weiteres Jahr später auf 85 Millionen.
Der Wert der Westfonds-5-Immobilien sank schon unter den alten Gutachtern zwischen 2006 und 2008 von 83,4 Millionen auf 73 Millionen Euro. Bis 2010 ging es weiter bergab, um mehr als sechs Millionen Euro. Westfonds will den Wertverfall gegenüber der WirtschaftsWoche nicht erläutern. Asuco-Geschäftsführer Schloz kann die Entwicklung denn auch nicht nachvollziehen und meint, dass die Immobilien schlechter gemacht würden, als sie seien, damit sie günstiger und damit schneller verkauft werden könnten.
3. Anlegern keine Wahl lassen
Dass die Banker der ehemaligen WestLB die Fondsimmobilien offenbar loswerden wollen, zeigt besonders eindrucksvoll der Fonds BI 23, dem das Marriott-Hotel in Sindelfingen gehört. Anfang 2012 baten die Banker die Anleger, über die Zukunft ihrer Immobilie zu entscheiden. Im Angebot waren zwei Optionen:
- Verkauf des Hauses für mindestens 17,5 Millionen Euro, inklusive „Neuabschluss eines Pachtvertrags“.
- Kein Verkauf des Hotels. Dann aber könne die Immobilie nicht ohne Weiteres erneut vermietet werden, suggerieren die Düsseldorfer Banker. Die Anleger müssten neu abstimmen. Dann sei davon auszugehen, dass Marriott die Eckpunkte des Pachtvertrags nicht mehr aufrecht erhalte. Eine kaum verhüllte Erpressung: Lehnten die Anleger einen Verkauf ab, liefen sie Gefahr, danach mit einer unvermieteten Immobilie dazustehen. Fragen der WirtschaftsWoche zum Sinn dieser Prozedur lässt Westfonds unbeantwortet.
4. Möglichen Verkaufserlös optimistisch schätzen
Asuco-Geschäftsführer Schloz hielt den Mindestverkaufspreis von 17,5 Millionen für deutlich zu niedrig und war gegen den Verkauf. Vor gut einem Jahr bot er den anderen Fondsanlegern an, maximal 20 Prozent ihrer Anteile zu übernehmen. Gemessen an seinem Angebot, wäre die Hotelimmobilie rund 18,2 Millionen Euro wert gewesen. Der bekennende Verkaufsgegner Asuco wurde für die Banker zur Bedrohung: Je mehr Stimmrechte sich der Zweitmarktfonds zusammengekauft hätte, umso schwieriger wäre es für Westfonds geworden, den Verkaufswunsch durchzusetzen.
Die beliebtesten Anlageprodukte
Im Auftrag der österreichischen Walser Bank hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov 1000 Anleger nach ihren bevorzugten Anlageformen gefragt. Stand: Oktober 2012.
Spekulative und hochriskante Anlagen wie Optionsscheine schaffen es mit sechs Prozent der Stimmen nur auf den siebten Platz.
Rund elf Prozent der Stimmen bekommen themenorientierte Anlagen wie Zertifikate für Indizes oder einzelne Börsenwerte.
Auf dem fünften Platz landen vermögenserhaltende Anlagen - bei niedrigen Zinsen ist kein Verlust auch ein Erfolg.
Vermögensverwaltende Anlagen wie an der Börse gehandelte Fonds (ETFs) bekommen immerhin 26 Prozent der Stimmen.
Immobilien gehören zu den klaren Favoriten der Anleger. 33 Prozent der Befragten bevorzugen Investments in Betongold.
Gleichauf mit Immobilieninvestments sind Anlagen in Aktien oder anderen Sachwerten wie Gold.
Sicherheit geht vor: Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) bevorzugen Investments in sicherheitsorientierte Anlagen wie Tages- oder Festgeld und festverzinsliche Wertpapiere.
Am 29. Januar 2012 schlug die WestLB deshalb zurück. In einem Brief an die Anleger heißt es, dass es bereits sieben Kaufinteressenten gebe, die ernsthaftes Interesse an dem Hotel hätten und deutlich mehr zu zahlen bereit wären. „Sollte sich, wofür die aktuelle Angebotslage spricht, ein Kaufpreis von 20 Mio. Euro oder mehr erzielen lassen“, läge der Erlös „signifikant über dem von Asuco gebotenen Preis“.
Die Botschaft, die unbedarften Anlegern so vermittelt wurde, ist höchst problematisch: Wenn Sie jetzt an Asuco verkaufen, verschenken sie unnötig Geld.
Der Plan ging auf. Bis Februar 2012 stimmten die Anleger mehrheitlich für einen Verkauf.
Wer darauf vertraute, dass Westfonds die Immobilie, wie im Brief vom Januar 2012 suggeriert, für über 20 Millionen Euro losschlagen werde, hat offenbar auf Sand gebaut: Mehr als ein Jahr später ist die Marriott-Immobilie immer noch nicht verkauft. Jetzt ist auch nicht mehr von „20 Millionen Euro oder mehr“, sondern nur noch von 19 Millionen Euro die Rede. Aber auch die sind noch nicht sicher. Westfonds erklärt, dass „Gespräche über die Verkaufs- wie auch die Vermietungsoption“ geführt würden. Bis Mitte des Jahres werde mit belastbaren Ergebnissen gerechnet.
Im schlimmsten Fall sitzen die Anleger im Sommer immer noch auf dem Hotel – das dann leer stehen könnte, obwohl sie wie gewünscht für einen Verkauf stimmten. Marriott hat seinen Mitarbeitern vorsorglich per Ende Juni gekündigt.
Ungefragt, uninformiert, unangebracht
5. Verkauf ohne Zustimmung der Anleger
2007 holte sich Westfonds von den Anlegern des RWI 25 die Genehmigung, den Bürokomplex in Düsseldorf für mindestens 108 Millionen Euro verkaufen zu dürfen. Doch dann kam die Finanzkrise, der Verkauf platzte. Portigon leitete später an die Anleger ein Kaufangebot über 78 Millionen Euro weiter. Der Deal kam aber nicht zustande.
Die Banker wollen die Immobilie weiterhin verkaufen – nun notfalls auch ohne Zustimmung der Anleger. Die Satzung des Fonds gestatte den Verkauf des Hauses, wenn Geld gebraucht werde, um einzelne Anleger auszahlen zu können. Anleger Müller, der mit seiner Frau in das Bürogebäude investiert hat, sieht das anders: Die Satzung sage mitnichten, dass die Gesellschaft, wenn Anleger Geld sehen wollen, gleich ihren einzigen relevanten Vermögensgegenstand (also die Immobilie in Düsseldorf) verkaufen darf.
Auch das Landgericht Düsseldorf hatte da Zweifel. Im Februar erließ es eine einstweilige Verfügung, wonach das Düsseldorfer Bürogebäude vorerst nicht verkauft werden darf. Das Recht der Anleger, über den Verkauf mitbestimmen zu dürfen, werde hier „erheblich beeinträchtigt“. Westfonds bereitet nach eigenen Angaben einen Widerspruch gegen die Verfügung vor.
6. Schleppend informieren
Wenn Anleger über den Verkauf einer Immobilie entscheiden sollen, brauchen sie Informationen über die damit erzielten Einnahmen, also die Mieterträge, und über die Kosten. Die bekommen die Westfonds-Investoren aber oft nur zögerlich.
Im Oktober 2011 etwa sollten die Investoren des Westfonds 4 über den Verkauf ihres Einkaufszentrums im thüringischen Gera entscheiden, und zwar auf Basis eines völlig veralteten Geschäftsberichts von 2009.
Ähnliches passierte beim Westfonds 5: Als dessen Fondsanleger im Oktober und November vergangenen Jahres über den Verkauf zweier Immobilien entscheiden sollten, hatten sie dazu den Geschäftsbericht des Jahres 2010 in der Hand. Erst Mitte März 2013 schafften es die Banker, den Geschäftsbericht für das Jahr 2011 zu verschicken.
Westfonds erklärt dazu gegenüber der WirtschaftsWoche, dass sich der Versand des Geschäftsberichts aus „technischen Gründen bei einem Fremddienstleister“ verzögert habe.
7. Anlegertreffen verhindern
Anleger Müller hatte die WestLB erstmals vor drei Jahren gebeten, ein Treffen der RWI-25-Gesellschafter zu organisieren. Die Bank lehnte das Ansinnen ab. Müller zog vor Gericht und verlor. Er bekam allerdings die Adressen der anderen Anleger. Im November 2012 schrieb Müller seine Mitgesellschafter an und bat sie, sich seiner Forderung nach einer Gesellschafterversammlung anzuschließen. Ende November hatte er mehr als 25 Prozent des eingezahlten Kapitals hinter sich und verlangte erneut ein Treffen.
Anstatt dem Wunsch einfach nachzukommen, schrieben die Banker den Anlegern, dass sie eine Diskussion im Rahmen einer Gesellschafterversammlung „für nicht zielführend und unangebracht“ hielten. Falls Anleger, die Müller bereits ihre Stimme gegeben hätten, diese nun zurücknehmen wollten, „bitten wir um Rücksendung des beigefügten Formulars“. Bis heute gibt es keinen Termin für ein Anlegertreffen. Westfonds erklärt, dass dies in Vorbereitung sei.
FDP-Politiker Witzel hat dafür null Verständnis: „Wenn die Herren einen guten Job gemacht und nichts zu verbergen haben, können sie sich doch einer Diskussion mit den Anlegern stellen.“
Dass es sich lohnt, die Vorschläge der WestLB-Nachfolger nicht einfach durchzuwinken, wurde am Westfonds 4 klar. Im Mai 2011 lehnten dessen Anleger den Verkauf des darin enthaltenen Einkaufszentrums Gera für 105 Millionen Euro ab.
Und siehe da: Der Kaufinteressent legte daraufhin noch mal zwei Millionen Euro drauf.