Fondsmanagement Viele aktive Fonds sind nur ein Witz

Fondsmanager, die Indizes abbilden, können sich ausruhen. Quelle: Getty Images

Aktive Fonds kaufen nur ausgesuchte Wertpapiere, um ihren Vergleichsindex zu übertrumpfen. So die Theorie. Denn viele Fondsmanager sparen sich die Arbeit und bilden einfach nur den Index nach – zum Schaden der Anleger.

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Dax, Dow, Stoxx & Co.: Börsenindizes spiegeln die Performance ganzer Märkte wider, werden gern und oft zitiert und gelten als Gradmesser und Maßstab des Erfolges für die Börse. An den vielbesungenen Indizes orientieren sich nicht nur Anleger, Fondsmanager oder andere Finanzmarktanalysten, sondern auch die mehr oder weniger kompetenten Experten unserer Wirtschaftspolitik.

Dafür, welche Aktien oder Anleihen in einen Index aufgenommen werden, haben die Indexanbieter klare Kriterien und ein festes Regelwerk. Weil diese Kriterien oft über Jahrzehnte unangetastet bleiben, eignen sich Indizes hervorragend zur Betrachtung langfristiger Börsenentwicklungen. Wertpapiere beziehungsweise Unternehmen, die in einen renommierten Index aufgenommen werden, erhalten somit den Ritterschlag.

Für die Herausgeber von Börsenindizes sind die Kursbarometer ein Riesen-Geschäft: Nicht nur Banken berappen für die benötigen Indexdaten in ihren Handelssälen, sondern vor allem auch die zahllosen Indexfondsanbieter, die diese nachbilden.

Die wichtigsten Fondstypen im Überblick

Aktive gemanagte Fonds, bei denen ein Fondsmanager ein Portfolio aus handverlesenen Wertpapieren zusammenstellt, benötigen die Indexdaten hingegen nicht. Das Problem: Inzwischen fallen viele aktiv gemanagte Fonds dadurch auf, dass sie im Wesentlichen nur einen Index nachbilden. Anleger zahlen also hohe Fondsgebühren für eine Wertpapierauswahl, die auch vollkommen automatisiert stattfinden könnte. Und der Fondsmanager kann sich zurücklehnen und überlässt das "Stock Picking" im Grunde dem Indexanbieter, ohne diesen dafür zu bezahlen.

Ein Grund für diesen Indexmissbrauch liegt in den Kosten. Nehmen wir etwa die Deutsche Börse AG. Die Deutsche Börse ist nicht nur selbst Bestandteil des deutschen Leitindex Dax, sondern auch dessen Herausgeber. Viel mehr noch: Über die Stoxx Ltd. vertreibt der Konzern Kursbarometer, die Entwicklung der Märkte auf der ganzen Welt spiegeln. Maßgeschneiderte Indizes, die sich etwa nach Regionen, Anlagethemen, Strategien, Anlageklassen oder Branchen unterscheiden lassen, ermöglichen relativ exakte Marktanalysen in Echtzeit.

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Das ganz große Geschäft mit den Indizes

Laut Geschäftsbericht der Deutschen Börse verdiente der Geschäftsbereich Market Data & Services 2016 vor Steuern und Zinsen rund 191 Millionen Euro – was einer Marge von immerhin knapp 47 Prozent entspricht. Indizes sind ein höchst lukratives Geschäft, aber auch ein sehr prestigeträchtiges. Denn wer akzeptierte und verbreitete Indizes wie den Dax oder den EuroStoxx 50 auflegt, gilt als Instanz in der Finanzwelt. Finanzdienstleister und Fonds, die den Index für Anleger nachbilden wollen, bezahlen dafür hohe Summen an den Indexanbieter.

Die Index-Lizenzen finden reißenden Absatz: Die Stoxx-Indizes werden weltweit an mehr als 500 Unternehmen als Basiswerte für börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs), Futures und Optionen, strukturierte Produkte und passiv verwaltete Investmentfonds lizenziert. Drei der größten ETFs in Europa und rund 25 Prozent alles verwalteten Vermögens basieren auf Stoxx-Indizes. Stoxx ist damit die Nummer eins in Europa und die Nummer zwei im globalen Geschäft mit Derivaten.

Für Matteo Andreetto, Vorstandschef von Stoxx, dienen Indizes dabei sowohl als Hilfsmittel zur Diversifizierung von Portfolios als auch als Messlatte (Benchmark) für Investments. Daran angelehnte Produkte erleichtern den Zugang zu vielen Märkten und Anlageklassen. „Der bekannte EuroStoxx 50 bündelt beispielsweise die führenden Unternehmen der Eurozone in einem einzigen Index, den wir an Finanzinstitute lizenzieren und der als Basis für eine große Bandbreite an Finanzprodukten dient“, sagt Andreetto.

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