Fondsmanager Nicolas Simar "Die Gewinne haben beträchtliches Aufhol- und Aufwärtspotenzial"

Seite 2/2

Value-Aktien wieder stärker in Betracht ziehen

Da Sie sich zu Einzelaktien nicht äußern dürfen: Welche Branchen außerhalb des Finanzsektors halten Sie für interessant? Welche Branchen außerhalb des Finanzsektors halten Sie für interessant?
Wir ziehen Unternehmen mit Fokus auf den heimischen Markt vor. Ihre Gewinne sind bisher unterdurchschnittlich ausgefallen und bieten daher im derzeitigen Umfeld ein beträchtliches Aufhol- und Aufwärtspotenzial. Auch der Rohstoffsektor holt auf. Neben Finanzwerten haben wir derzeit Telekommunikationsunternehmen, Versorger und Energie übergewichtet. Diese Gewichtung ergibt sich jedoch nicht aus Top-Down-Entscheidungen, sondern aus unserem Ansatz der Einzeltitelauswahl.

Warum ist der Finanzsektor nun wieder attraktiv, und ist die Einschätzung eher kurz- oder langfristig?
Banken bieten attraktive Renditen, Dividendenwachstum, eine Bilanzerholung und eine positive Gewinndynamik. Wir erwarten, dass die Erträge von Banken von mehreren Faktoren profitieren werden. Zuallererst dürften sich steigende Zinsen direkt auf die Nettozinsmargen der Banken auswirken. Die Europäische Zentralbank scheint ein Ende der lockeren Geldpolitik anzudeuten, was die Anleiherenditen in der Eurozone nach oben treibt. Der erwartete Wandel der EZB-Politik ist gleichzeitig eine Antwort auf ein wirtschaftliches Makroumfeld, das nun robuster scheint als in den vergangenen Jahren. Wachstum, Einkaufsmanagerindizes und andere Indikatoren zum Marktvertrauen unterstützen diese Einschätzung.

Gibt es konkrete Anhaltspunkte dafür?
Dieses Umfeld hilft dabei, dass sich das Kreditvolumen erhöht und gleichzeitig die Zahl der faulen Kredite zurückgeht. Darüber hinaus sind die Dividenden europäischer Banken attraktiv – sie liegen bei 4,2 Prozent und sind damit höher als der Sektordurchschnitt von 3,3 Prozent. Dabei lassen die Dynamik des Gewinnwachstums und die Erholung der Bilanzen noch Luft für steigende Dividenden. Und schließlich geht das wahrgenommene Risiko im Banksektor weltweit zurück: Über die vergangenen sechs Jahre hat sich die Kernkapitalquote (Tier 1) der Banken von sieben auf zwölf Prozent erhöht. Zudem hat das positive Ergebnis der jährlichen Bankenanalyse durch die US-Zentralbank, die sogenannte Comprehensive Capital Analysis and Review (CCAR), dem Sektor einen Schub gegeben.

Was Value-Aktien angeht: Muss man die nicht ohnehin längst im Depot haben, wenn sie jetzt wieder teurer werden?
Wir sind mit dem Wort „müssen“ vorsichtig, da man nie sicher sagen kann, wie sich die Märkte verhalten werden. Was wir jedoch sagen können, ist, dass eine beträchtliche Streuung bei den Bewertungen besteht. Und da die lockere Geldpolitik bald enden dürfte, kann es inzwischen an der Zeit sein, Value-Aktien wieder stärker in Betracht zu ziehen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%