Na, sind Sie gerade noch unterwegs, und kaufen die letzten Geschenke? Da sind Sie sicher nicht der einzige. Umfragen zu Folge kauft mehr als jeder Dritte seine Geschenke erst kurz bevor die Kerzen am Weihnachtsbaum angezündet werden. Doch wenn schon last-minute Käufe, dann sollte wenigstens nicht das Erstbeste gekauft werden. Wer nachhaltig schenkt, kauft Geschenke, deren Wert im Laufe der Jahre steigt. In diesem Jahr bieten sich da besondere Chancen.
Denn es ist das erste Weihnachten nach dem jüngsten Weltmeistertitel der deutschen Fußballnationalmannschaft. Wer jetzt individuelle WM-Erinnerungen kauft, darf in ein paar Jahren auf hohe Wertsteigerungen hoffen. Einen Vorgeschmack auf das hohe Potenzial der WM lieferte bereits der Final-Schuh von Siegtorschütze Mario Götze. Ihn erhielt ein Unbekannter, nachdem er zwei Millionen Euro für einen guten Zweck gespendet hatte. Nun kommt der Treter ins Museum.
So viel ist natürlich längst nicht für jedes Buch über die Tage von Brasilien oder jeden Fan-Kugelschreiber wert. "Solche Fanartikel wurden zur WM millionenfach produziert, da ist keine Wertsteigerung zu erwarten", erklärt Wolfgang Fuhr, Geschäftsführer beim Auktionshaus Agon Sportsworld. Die Kasseler sind Experten in Sachen Sammelobjekte aus dem Bereich Sport und führen regelmäßig entsprechende Auktionen durch.
WM-Trikots von Adidas sind der Kassenschlager
Daher weiß Fuhr: "Ordentliches Renditepotenzial steckt vor allem in Trikots". Aber auch da gilt: Nicht jedes Leibchen wird automatisch zum Renditeknaller. Nur, wer auf das richtige T-Shirt setzt, darf auf hohe Wertsteigerungen hoffen.
Wenn's stinkt, ist's gut
Je authentischer das Trikot nach Schweiß riecht, desto besser - es sollte getragen sein. Sogenannte "matchworn" Trikots, also Leibchen, die während eines Spiels getragen wurden, erzielen die höchsten Verkaufspreise. "Das sind eben keine „Massenartikel“, die Trikots stammen direkt vom Spieler oder dem Fundus der Lieblingsmannschaft", sagt Philipp Bohner von Sportnex. Die Münchener betreiben das Auktionsportal sport-auktion.de.
2002 wurde beim Auktionshaus Christie's so ein getragenes Trikot für knapp 158.000 britische Pfund versteigert, damals umgerechnet fast 260.000 Euro. Geschätzt worden war das Hemd lediglich auf bis zu 50.000 Pfund. Ersteigert wurde ein müffelndes, grün-gelbes Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft. Ein gewisser Pelé mit der Rückennummer 10 hatte es im WM-Finale 1970 beim 4:1 gegen Italien getragen und darin das erste Tor des Spiels geschossen.
Auch, wenn sicher nur wenige Trikots derart teuer verkauft werden können, ist gerade nach dem WM-Sieg des deutschen Teams natürlich eine gute Zeit, zu investieren. "Vermutlich wird der Wert dieser Trikots in Deutschland in den kommenden Jahren noch ein wenig steigen", glaubt Bohner.
Aber schon jetzt sind viele Angebote auf dem Markt, deshalb warnt Experte Fuhr: "Die WM hat einen Boom ausgelöst, entsprechend hoch sind die Preise." Das nutzten natürlich auch Fälscher aus: Die Zahl der Trikots, die als getragen verkauft werden und noch nie die Haut eines Fußballers berührt haben, ist hoch.
Für den guten Zweck
Die Zahl der echten allerdings ebenfalls. Viele deutsche WM-Helden versteigerten in den letzten Wochen und Monaten Erinnerungen für den guten Zweck. Auf dem Online-Auktionsportal "United Charity" konnten Fußball-Fans beispielsweise in der vergangenen Woche ein Vier-Sterne-Trikot ersteigern, welches Stürmer Thomas Müller nicht nur signiert, sondern auch in einem der Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft 2016 getragen hat. Der geschätzte Wert lag bei 1000 Euro, versteigert wurde es am Ende für rund das Dreifache. Während die Einnahmen schon jetzt einer Kinderhilfsorganisation zu Gute kommen, kann der Höchstbietende in ein paar Jahren möglicherweise mit einem hohen Gewinn rechnen - sofern er das Sammlerstück jemals verkauft.
Nicht nur Trikots, auch getragene Schuhe wie beispielsweise die vom Dortmunder Mats Hummels oder Torwarthandschuhe von Manuel Neuer wurden bereits versteigert. Die Nachfrage nach derartigen Sammlerstücken ist hoch. Schon kurz nach der WM verkündete United Charity, mit den Auktionen der DFB-Elf bereits rund 125.000 Euro an Spendengeldern eingesammelt zu haben. Den größten Anteil erzielte ein vom gesamten WM-Kader signiertes Trikot, welches für 12.000 Euro unter den Hammer kam.
Woran ein "matchworn"-Stück zu erkennen ist
Wenn auch für einen guten Zweck - Experten raten, sogar bei solchen Benefiz-Versteigerungen genau hinzusehen, wenn man wirklich ein echtes, getragenes Trikot ersteigern will. Denn nur damit gibt es Chancen auf eine gute Rendite. "Echtes Wertsteigerungspotenzial haben nur zertifizierte, originale Trikots", sagt Auktionator Fuhr.
Das Prozedere ist bei vielen Plattformen unterschiedlich. Das Portal sport-auktion.de zum Beispiel will Fälschungen vermeiden, indem nur Trikots und Hosen angeboten werden, die direkt von den Vereinen kommen. Fälschungen seien daher ausgeschlossen, heißt es auf der Webseite des Portals. Normalerweise gibt es ein Zertifikat über die Echtheit und aus welchem Spiel das Trikot stammt. "Die Vereine reagieren selbst auf diese Thematik und lassen beispielsweise vom Ausrüster Labels einnähen, die nur in der Lizenzspielerware zu finden ist", erklärt Philipp Bohner von Sportnex.
Wichtige Merkmale
Doch wie lassen sich die echten Leibchen von Müller und Götze von denen unterscheiden, mit denen der Fälscher auf dem Bolzplatz um die Ecke ein paar Bälle gekickt hat?
Ein Blick auf die unterschiedlichen WM-Trikots für die deutsche Elf zeigt die Modellbreite. Zunächst gibt es die normalen Fantrikots, die zu Tausenden produziert wurden und im Laden zu kaufen sind. Äußerlich sehen die Spielertrikots zwar gleich aus, sie sind aber aus einem anderen Material hergestellt. "Die Fantrikots haben das Label Climacool, bei den Spielertrikots heißt es dagegen Adizero", erklärt Fuhr einen der Unterschiede.
Damit ist das echte Matchwinner-Trikot allerdings noch längst nicht identifiziert. Denn Ausrüster Adidas hat für die WM auch eine edlere Fanversion des Trikots produziert - ebenfalls mit Adizero-Aufdruck. Hier kennt Fuhr einen weiteren Trick: "Die schickere Fanvariante hat normale Größen auf dem eingenähten Schild, also S, M, L und so weiter". Die Trikots der Spieler hätten dagegen Zahlen, also internationale Größten. Auch das Produktionsdatum könne Hinweise geben.
Überhaupt warnen Experten davor, Trikots zu kaufen, in denen das Schild aus dem Kragen entfernt wurde. Oft würden Fälscher erklären, die Spieler hätten es rausgeschnitten, weil es im Nacken kratzte. "Ich kenne nur ganz wenige Spieler, die das tatsächlich machen", sagt Fuhr.
Keine Buchführung
Eine richtige Garantie bietet jedoch auch die Zahl auf dem Schild nicht. Denn die Spieler haben natürlich nicht nur ein Trikot, sondern jeweils auch noch Ersatzexemplare. Welches sie dann tatsächlich getragen haben, wissen die Kicker oft selbst nicht mehr genau – dokumentiert wird das auch nicht.
Wer auf das Renditepotenzial Fußballtrikot setzen will, sollte nichts dem Zufall überlassen. Wie bei anderen Geldanlagen auch ist ein wenig Zeit nötig, um sich mit den Besonderheiten des Marktes zu beschäftigen. Sonst droht ein zwar teures, aber nicht originales Trikot im Schrank zu landen. Denn die Tricks der Fälscher sind immer wieder neu. "Ich kaufe sogar oft bewusst Fälschungen, um daraus zu lernen", sagt Fuhr.
Fazit: Auch wenn Trikot-Investments eine Nische bleiben werden, können sie gerade in einer Niedrigzinsphase und nach dem WM-Sieg der deutschen Kicker sehr lohnenswert sein. Wer also noch ein nachhaltiges Weihnachtsgeschenk sucht, muss gar nicht unbedingt die Fußgängerzone stürmen, sondern sich nach einer passenden Auktion umsehen.