Fest steht, dass die Bank Kunden sogar Gebühren berechnet, wenn sie nicht handeln. In einem Tagesbericht der Handelsabwicklung, der der Redaktion vorliegt, heißt es, bei einer Prüfung sei ein neues Kundenkonto mit „negativem Cash-Bestand“ gefunden worden, das aufgrund der Untätigkeitsgebühr ins Minus geraten sei.
16.32 Uhr. Daboussi macht erneut Druck, will 2000 Lots: „I want 2000 Today.. Few hours to go... let s do it !!!!!“
Kunden handeln bei FXdirekt auch außerhalb von Börsen – vor allem wetten sie mit Differenzkontrakten (Contracts for Difference, CFDs) auf steigende und fallende Kurse von Aktien oder Rohstoffen. Wetten sind gehebelt, mit kleinem Einsatz ist ein Vielfaches an Gewinnen möglich. Beim CFD setzen Anleger nur einen Bruchteil der bewegten Summe ein und überlassen dem Broker nur eine Sicherheit (Margin). Gewinne und Verluste potenzieren sich so rasant. Viele Broker sind wie FXdirekt Market Maker, die Kunden An- und Verkaufskurse stellen. In den Geschäftsbedingungen der Bank steht, dass sie berechtigt sei, „nach Eingang des Kundenantrages einen veränderten Kurs zu quotieren, der von dem ursprünglich quotierten Kontraktkurs abweicht“. Allgemein gilt: Stellt ein Broker die Preise beim Verkauf oder Rückkauf schlechter, kann der Kunde mehr verlieren oder weniger gewinnen – und der Broker seine Marge anheben. Wie, verdeutlicht eine Musterrechnung:
Der Silber-Preis von FXdirekt lag in der Stichprobe der WirtschaftsWoche bei 28,15 Dollar (Verkauf) zu 28,20 (Kauf) US-Dollar. Wettbewerber IG Markets handelte zur gleichen Zeit mit 28,05 zu 28,08 Dollar – der Silber-Verkaufskurs von FXdirekt lag damit zwölf Cent über dem von IG Markets. Klingt wenig, macht aber beim Geschäft mit CFDs, bei denen Kunden nur die Differenz zwischen Ein- und Ausstiegskurs gewinnen oder verlieren, hohe Summen aus.
Ein hypothetisches Beispiel: Angenommen, ein Kunde wettet auf steigende Kurse. Er steigt bei 28,08 Dollar mit Kontrakten über 10.000 Unzen in den Markt ein. Kurz darauf verkauft er zu 27,90 Dollar. Der Kunde hat dann die Differenz von 18 Cent verloren (28,08 – 27,90 = 0,18). Gehebelt multipliziert sich der Verlust mit der Zahl der gekauften Unzen: 0,18 Dollar x 10.000 = 1800 Dollar Verlust.
Hat der Handel ihm beim Kauf mehr abgeknöpft, etwa 28,20 Dollar, liegt sein Verlust beim Ausstieg höher. Die Rechnung geht so: 28,20 – 27,90 = 0,30 Dollar; 0,30 x 10 000 = 3000 Dollar Verlust. Beim Handel mit hohem Hebel zählt also bei Ein- und Ausstieg jeder Cent – für Kunde und Broker. Gemessen am in diesem Fall üblicherweise eingesetzten Kapital (Margin) von rund 2800 Dollar, brächten die 1200 Euro Unterschied etwa 43 Prozent mehr Verlust.
17.06 Uhr, Mail aus der Chefetage. Noch drei Stunden, er bräuchte mindestens 800 Lots, die Betreuer sollten die Kunden härter rannehmen, schreibt Daboussi: „3 hours to go... we need at least 800 Lots !!! time to push harder !!!! PRIME TIME“
17.39 Uhr. Daboussi hat immer noch nicht genug. „COME ON>>>> more more more silver... push... push...“
Bislang ging aus Oberhausen keine Stellungnahme zu den E-Mails und anderen Punkten ein. Doch wie hieß es noch mal in der alten Stellungnahme? Falsch sei „die Behauptung, Kunden würden gezielt in Positionen“ wie Silber gelenkt.