Gbureks Geld-Geklimper

Mit Aktien und Gold gegen die Apokalypse

Manfred Gburek Freier Finanzjournalist

Pessimisten glauben an Stromausfall und Maya-Kalender, Realisten lauern auf Chancen, die sich für die Geldanlage ergeben.

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Eine Wahrsagerin pendelt auf ihrem Orakel-Pendelbrett Quelle: dpa

Apokalyptische Visionen haben gerade wieder Hochkonjunktur. Also konnte es nicht ausbleiben, dass ich zu meinem Geburtstag neulich ein Buch von Dieter Broers mit dem Titel „Checkliste 2012“ geschenkt bekam. Inhalt: Die Krise in eine Chance verwandeln. Wie? Mit haltbaren Nahrungsmitteln, warmen Decken, Kerzen usw. vorsorgen, die spirituelle Chance nutzen, Beziehungen klären, heilende Kräfte entdecken, neue Freiräume erschließen und meditieren. Da in meinem Exemplar „9. Auflage“ stand und ich es früher mit selbst geschriebenen Büchern höchstens bis zur 3. Auflage geschafft hatte, begann ich neugierig sofort mit der Lektüre – aber nur bis zum zweiten Kapitel, in dem es um die verschiedenen Maya-Kalender geht, die angeblich am 21. Dezember 2012 enden. Was der Autor danach schreibt, ist gelinde formuliert eine einzige Zumutung.

Checkliste für den Weltuntergang

Immerhin gibt er den Hinweis auf eine aufschlussreiche englischsprachige Internetseite mit weiterführenden Links: Von den Links ist „A Scientific Reality Check“ lesenswert, weil er unter anderem die Daten der Maya-Kalender gerade rückt. „Checkliste 2012“ beschreibt auf den ersten Seiten die Folge eines längeren Stromausfalls. Wer mehr zu diesem Thema wissen will, ist allerdings mit einer weiteren, in diesem Fall deutschsprachigen Internetseite besser bedient als mit dem Broers-Buch.

Bargeld und Goldmünzen

Damit sind wir bei zwei spannenden Themen: 1. Vorsorge für den Fall, dass es längere Zeit keinen Strom gibt, 2. Geldanlage in Erwartung der daraus entstehenden finanziellen Turbulenzen. Das erste Thema ist weitgehend auf der gerade genannten deutschsprachigen Internetseite abgehandelt, sodass ich mich hier auf die Empfehlung beschränke, einen Vorrat an haltbaren Nahrungsmitteln, möglichst viel Wasser, Medikamenten, warmer Kleidung, Kerzen, Batterien, sonstigen von der Stromversorgung unabhängigen Energiequellen (Gaskocher, Kamin) u.a. anzulegen sowie mit Verwandten und zuverlässigen Freunden ein Netzwerk zur gegenseitigen Hilfe zu bilden.
Die Geldanlage sollte mit einem nicht zu knappen Vorrat an Bargeld in Euro und Schweizer Franken beginnen, denn bei längerem Stromausfall werden EC- und Kreditkarten ebenso wenig weiter helfen wie Geldautomaten. Als Ergänzung zum Bargeld empfehlen sich gängige Goldmünzen wie Krügerrand, Wiener Philharmoniker, Maple Leaf, Känguru und American Eagle. Da die Tauschwirtschaft sich in Grenzen halten dürfte, ist das Horten größerer Warenbestände – außer den genannten - weniger zu empfehlen.

Notenbanken werden Geld fluten

Börsenhändler an der CME in Chicago verfolgen auf einem großen Videoschirm die Ausführungen von Notenbankchef Ben Bernanke Quelle: dpa

Unerwartete negative Ereignisse lösen üblicherweise Krisen- und Inflationsängste aus. Diese machen sich an den Finanzmärkten sofort in panikartigen Reaktionen bemerkbar, wie nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und nach der Pleite der Lehman-Bank im September 2008 besonders deutlich zu beobachten war. Für einen solchen Fall ist man als Anleger am besten mit einer breiten Streuung gewappnet, Schwerpunkt Tagesgeld bei verschiedenen Banken oder Sparkassen unter Beachtung der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro (Gemeinschaftskonten: 200.000 Euro).

Wer allerdings weiter denkt, versucht danach die Chancen zu ergreifen, die sich zum Beispiel daraus ergeben können, dass Notenbanken die Finanzmärkte mit Geld fluten. Nach dem 11. September 2001 dauerte es zwar ganze eineinhalb Jahre, bis die Aktienkurse zu steigen begannen, aber sieben Jahre später brauchten Anleger auf den Dreh nach oben nur drei Monate zu warten. Viel spricht dafür, dass die Reaktionszeit beim nächsten Mal noch kürzer sein wird. Denn die Notenbanken dürften dann mit dem Geldfluten nicht lange fackeln.

Zwei erfolgversprechende Strategien

Bis auf Weiteres sollte man mit zwei Szenarien rechnen:

1. Ein außergewöhnliches negatives Ereignis bleibt uns erspart, sodass die Pendelbewegungen an den Finanzmärkten zunächst weiter gehen.

2. Ein solches Ereignis, etwa ein Stromausfall oder irgendetwas anderes, was wir uns unter Zuhilfenahme der ganzen Phantasie nicht vorstellen können, überrascht uns und verursacht erhebliche Turbulenzen an den Finanzmärkten.

In beiden Fällen empfehlen sich wie beschrieben Tagesgeld und Gold, im zweiten Fall auch Bargeld.

Tagesgeld in Aktien umwandeln

Die Anzeigetafel des Deutschen Aktienindex im früheren Parketthandelssaal der Deutschen Börse in Frankfurt Quelle: dapd

Für Aktien gelten unterschiedliche Strategien:


1. Falls die Aktienkurse im bisherigen Rhythmus hin und her pendeln, kann man in den kommenden Wochen mit der folgenden auf kurzfristige Kursgewinne abzielenden Methode nicht viel falsch machen: Im Datenkalender von Unternehmen, die 2011 einen hohen bis sehr hohen Gewinn erzielt haben müssten (auch im Börsenkalender der Internetseiten von Direktbanken wie comdirect.de) das Datum der Veröffentlichung vorläufiger Zahlen für 2011 ermitteln, ihre Aktien bei zwischenzeitlicher Kursschwäche bis dahin kaufen und direkt am Tag der Veröffentlichung verkaufen. Beispiele: BASF, Bayer, BMW, VW und Linde aus dem Dax, GSW, Deutsche Euroshop und Springer aus dem MDax und Hamborner aus dem SDax, wobei die positiven Überraschungen im M- und SDax besonders groß sein dürften.


2. Falls wir es im Jahresverlauf, aber nicht schon vor der Bekanntgabe der vorläufigen Jahresergebnisse der Unternehmen mit einer bösen Überraschung und dem anschließenden Geldfluten zu tun bekommen, bleibt Strategie Nummer 1 davon unberührt.

Ergänzend empfiehlt sich dann allerdings, die auf den Tagesgeldkonten aufgelaufenen Beträge – außer in Gold und Silber - in Aktien anzulegen, sobald die Panik an den Börsen nachlässt. In welchen Aktien, hängt dann zwar von der Art und vom Ausmaß der Überraschung ab, aber neben den bereits genannten kämen noch andere infrage, zum Beispiel Siemens, Fresenius, Fresenius Medical Care, K+S, Bilfinger, Nestlé, Roche, Novartis, IBM, Amazon und viele weitere.

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